Neue Perspektiven für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
Fraunhofer auf der Hannover Messe Press Preview
Konkrete Lösung für drängende Herausforderungen: Im Projekt CYCLOMETRIC
haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und
Organisation IAO eine Lösung entwickelt, die es Unternehmen ermöglicht,
Nachhaltigkeitsbewertungen und Kreislaufwirtschaftskonzepte bereits in
frühe Entwicklungsphasen zu integrieren – genau dort, wo die größten Hebel
für eine umweltverträgliche Gestaltung liegen.
Sollen nachhaltige Technologien und Produkte entstehen, gilt es zahlreiche
Abhängigkeiten zu berücksichtigen – über alle Entwicklungs- und
Lebenszyklusphasen hinweg. Die Herausforderung: Eine klassische
Lebenszyklusanalyse (LCA) lässt sich aktuell erst in späten
Entwicklungsphasen durchführen, wenn viele Entscheidungen nicht mehr
rückgängig zu machen sind. Zudem hängt die Nachhaltigkeit eines Produkts
maßgeblich von seinem späteren Lebenszyklus ab, also von der Nutzung der
einzelnen Komponenten bis zur Entsorgung.
Genau hier setzen die Fachleute des Fraunhofer IAO und ihre Partner im
Projekt CYCLOMETRIC an: Ihre Lösung zieht die ganzheitliche Bewertung in
die frühe Entwicklungsphase vor, um bereits bei der Konzeptgestaltung die
Weichen für nachhaltige und kreislauffähige Produkte zu stellen.
Balance zwischen Innovation und Standards
Ein zentraler Baustein ihrer Lösung ist eine Software, die sich nahtlos in
bestehende Entwicklungsumgebungen integriert. Ab der ersten Produktidee
liefert sie Abschätzungen zu CO₂-Ausstoß, erwartetem Lebenszyklus und
weiteren Umweltaspekten. Mit fortschreitender Produktdefinition verfeinern
sich die Prognosen und erlauben gezielte Anpassungen. Das Besondere: »Die
Software visualisiert potenzielle Schwachstellen im Lebenszyklus und gibt
konkrete Empfehlungen für Maßnahmen wie die Auswahl von recycelbaren
Materialien oder modulare Designs. Dabei basiert die Lösung auf
bestehenden LCA-Standards, um Kompatibilität mit regulatorischen
Anforderungen sicherzustellen«, erläutert Dr. Lukas Block, Leiter des
Teams Mobility Transformation am Fraunhofer IAO.
Die Expertinnen und Experten fahren einen parallelen Ansatz: Neben der
Software gestalteten sie gemeinsam mit einem Automobilhersteller, einer
Designagentur und einem Engineering-Dienstleister exemplarisch die
Mittelkonsole eines Autos, um praxisnah zu prüfen, wie sich Design,
Materialien und Lebenszyklusanforderungen gegenseitig beeinflussen.
Dieses Vorgehen förderte und beflügelte gegenseitige Lernprozesse,
gestaltete sich aber auch herausfordernd. »Wir mussten uns von den
klassischen Ansätzen lösen und ein ganz neues methodisches Vorgehen
entwickeln«, verdeutlicht Franziska Braun, Expertin für
Innovationsgestaltung und Projektverantwortliche für die Entwicklung des
methodischen Vorgehens sowie für die darauf aufbauende,
partnerübergreifende Konzeption einer kreislauforientierten Mittelkonsole.
Revolution durch Integration
Diese Mittelkonsole kombiniert innovative Materialien wie biobasierte
Faserverbundstoffe oder Apfelleder mit modularen Designs, die eine
einfache Reparatur und Wiederverwendung ermöglichen. Außerdem entwickelten
die Forschenden ein begleitendes Servicekonzept, das nicht nur den
Austausch einzelner Komponenten erleichtert, sondern auch die
Langlebigkeit des Produkts erhöht.
Ein weiteres erklärtes Ziel des Projekts: das Thema Nachhaltigkeit für die
Endkunden greifbar machen und die Akzeptanz fördern. Materialien und
Design wurden bewusst so gewählt, dass ihre Kreislauffähigkeit nicht nur
praktisch, sondern auch optisch positiv erlebbar ist. »Wir wollen ein
neues Mindset fördern – sowohl bei der Industrie als auch bei den
Verbraucherinnen und Verbrauchern«, erklärt Braun.
Die enge Verzahnung von Softwareentwicklung und Bauteilgestaltung
gewährleistet die Übertragbarkeit der Ergebnisse in die industrielle
Praxis – weit über die Automobilindustrie hinaus. Denn aufgrund der
kompatiblen Struktur der Software und der Bewertungslogik lassen sich die
Projektergebnisse bestens auf andere Branchen übertragen und eröffnen neue
Wege, nachhaltige Wertschöpfung über verschiedene Industriezweige zu
fördern.
Erlebnis Nachhaltigkeit
»Wir denken Nachhaltigkeit nicht nur, wir machen sie sicht- und fühlbar«,
verspricht Mobility-Expertin Braun: Entsprechend können Besucherinnen und
Besucher der Hannover Messe 2025 am Gemeinschaftsstand der Fraunhofer-
Gesellschaft (Halle 2, Stand B24) nicht nur die Software, sondern auch die
Mittelkonsole interaktiv erleben. Ergänzend präsentieren die Fachleute des
Fraunhofer IAO ihre CYCLOMETRIC-Lösung auf der Preview-Veranstaltung zur
Hannover Messe am 19. Februar 2025.