Wissenschaftliche Fachverbände kritisieren Kita-Aufruf „Kita-Kindeswohl- im-Blick“ scharf
Fehldarstellungen des Aufrufs begünstigen rechte Strömungen, schüren
Unsicherheit bei Eltern und Pädagog_innen
Mehrere wissenschaftliche Fachverbände der frühen Kindheit kritisieren den
Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ eines nicht näher benannten
Aktionsbündnisses, vertreten von Veronika Verbeek, scharf. Der Aufruf
nutzt verkürzte, irreführende, wissenschaftlich unhaltbare und falsche
Darstellungen, die Verunsicherung bei Fachkräften und Eltern schüren. „In
der Begleitung von Kitas erleben wir, wie pädagogische Teams auf
wissenschaftlicher Basis qualitätsvolle Kita-Praxis gestalten und sich
weiterentwickeln – unbelegte Pauschalkritik wie der Aufruf von Frau
Verbeek verunsichert Eltern, entwertet die Arbeit der Fachkräfte und
behindert eine konstruktive Weiterentwicklung der frühen Bildung“, sagt
Anne-Katrin Pietra, 2. Vorsitzende des Bundesnetzwerks Fortbildung und
Beratung in der Frühpädagogik e.V.. Durch pauschalisierende Kritik an
Krippenbesuchen und der undifferenzierten Forderung nach „mehr Anleitung
von Kindern“ in Kindertageseinrichtungen bietet er rechten Strömungen eine
Plattform für autoritäre Pädagogik.
Die im Aufruf geäußerten Positionen, die sich auf Verbeeks problematisches
Buch „Die neue Kindheitspädagogik“ stützen, stellen einen nicht haltbaren
Rückschritt dar und untergraben die seit über zwei Jahrzehnten etablierte
wissenschaftliche Expertise und reflektierte Vielfalt in der Pädagogik der
frühen Kindheit im deutschsprachigen Raum. Die angesprochenen Themen sind
bereits seit langem Gegenstand eines differenzierten wissenschaftlichen
Diskurses und werden im kontinuierlichen Dialog zwischen Wissenschaft und
Praxis mit Studien belegt und weiterentwickelt.
„Kinder gestalten ihre Entwicklung aktiv mit. Sie brauchen auch in
Kindertageseinrichtungen Freiräume für selbstbestimmtes Lernen und
eigenverantwortliches Handeln“, betont Prof. Dr. Jens Kaiser-Kratzmann,
Vorsitzender der Kommission Pädagogik der frühen Kindheit der Deutschen
Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (PdfK/DGfE).
„Ein Bildungsverständnis, das Kinder in ihren Interessen ernst nimmt und
zugleich eine verantwortungsvolle Gestaltung der Rahmenbedingungen
sichert, fördert demokratische Bildung von Anfang an“, ergänzt Prof. Dr.
Christian Widdascheck, der an der Alice Salomon Hochschule Berlin
elementare ästhetische Bildung lehrt und Mitglied des Sprecher_innenrats
des Studiengangstags Pädagogik der Kindheit ist.
Reaktion mit Ad-hoc-Stellungnahme auf wissenschaftlicher Basis
Als Antwort haben die Fachverbände eine Ad-hoc-Stellungnahme
veröffentlicht. Wissenschaftlich fundiert, mit zahlreichen Studien und
Quellen, stellt sie eine Klarstellung zu zentralen Themen der frühen
Bildung in Kindertageseinrichtungen dar. „Das System der
Kindertageseinrichtungen braucht gegenwärtig nicht weitere Verunsicherung,
sondern konstruktiven, fachlich versierten und differenzierten Diskurs für
seine Weiterentwicklung“ betont Prof. Dr. Tina Friederich,
Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V..
Besonders wichtig sind hier bessere strukturelle Rahmenbedingungen, um
bestehende Erkenntnisse wirksam in eine qualitativ hochwertige Praxis
umzusetzen.
Unterzeichnende Organisationen:
Kommission Pädagogik der frühen Kindheit in der Deutschen Gesellschaft für
Erziehungswissenschaft
Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V.
Kindheitspädagogischer Studiengangstag Pädagogik der Kindheit
Bundesnetzwerk Fortbildung und Beratung in der Frühpädagogik e.V.