Starkregen: Digitale Karte jetzt auch für Leipziger Umland
Die HTWK Leipzig modellierte eine Erweiterung der Leipziger
Starkregengefahrenkarte. Nun sind auch einige Kommunen im Leipziger Umland
online.
Mit dem Klimawandel nehmen Extremwetterereignisse wie Dürren und
Starkregen messbar zu, Städte und Kommunen bereiten sich vermehrt darauf
vor. Die Starkregengefahrenkarte, mit der die Stadt Leipzig seit 2020
Bürgerinnen und Bürger auf eine potenzielle Überschwemmungsgefahr in der
Stadt aufmerksam macht, wurde nun um einige Kommunen im Leipziger Umland
erweitert.
Bürgerinnen und Bürger im Gebiet des Zweckverbands für Wasserversorgung
und Abwasserbeseitigung Leipzig-Land (ZV WALL) können sich ab sofort
online informieren, ob ihre Grundstücke bei außergewöhnlich starken
Niederschlägen durch Überflutungen gefährdet sind. Der Zweckverband hat
das Angebot gemeinsam mit den Leipziger Wasserwerken und der Leipziger
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK Leipzig) geschaffen.
Es ergänzt die bestehende Starkregengefahrenkarte. Das Angebot ist auf
http://www.leipzig.de/starkreg
Risiko einschätzen und Schutzmaßnahmen planen
„Mit dem erweiterten Angebot erreichen wir nun auch die Bürgerinnen und
Bürger von Markkleeberg bis Schkeuditz. Das Angebot soll insbesondere
Grundstücksbesitzerinnen und -besitzern helfen, das Risiko eines
Schadensereignisses besser einzuschätzen und Schutzmaßnahmen für
betroffene Gebäude in Betracht zu ziehen“, sagt ZV WALL-Geschäftsführerin
Jeanine Höse.
Das Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft (IWS) der HTWK
Leipzig erstellte die Karte auf Basis von dynamischen, modelltechnischen
Computersimulationen. Grundlage für die Berechnungen ist ein digitales
Geländemodell mit 1x1-Meter-Raster. Darin sind Informationen zur Höhe
sowie zur Oberflächenbefestigung enthalten. Tilo Sahlbach,
Wasserwirtschaftsexperte der HTWK Leipzig, erläutert: „Die
Starkregengefahrenkarte stellt drei Regenszenarien dar: Vom intensiven
Starkregenereignis, welches statistisch gesehen alle 30 Jahre wiederkehrt,
über das außergewöhnliche Starkregenereignis, welches einmal in 100 Jahren
auftritt, bis zum extremen Starkregenereignis. Das ist die größte bisher
in Leipzig gemessene Niederschlagsmenge von 80 Millimetern
Niederschlagshöhe innerhalb einer Stunde. Farbige Markierungen von blau
bis magenta zeigen besonders überflutungsgefährdete Flächen.“
Regenwasser intelligent nutzen
„Die klassische Ableitung von Regenwasser über die Kanalisation stellt
längst nicht die alleinige Lösung für den Umgang mit zunehmend heftigen
und kleinräumigen Regenereignissen dar. Die Kanalisation flächendeckend
auf die selten und zumeist lokal begrenzten Starkregen auszulegen, ist
aufgrund des Platzmangels im Untergrund schwer umsetzbar und zudem
wirtschaftlich nicht vertretbar. Die Kanäle wären dann für den
Normalbetrieb viel zu groß“, betont der Technische Geschäftsführer der
Leipziger Wasserwerke, Dr. Ulrich Meyer und ergänzt: „Beim
Niederschlagswasser müssen wir mit Blick auf Klimaentwicklung und
Stadtgestaltung gemeinsam umdenken: Im Zusammenspiel von Kommune,
Abwasserentsorger und dem Grundstückseigentümer gilt es, Regenwasser
intelligent zu nutzen, das heißt, es zurückzuhalten, zu versickern oder zu
speichern.“
Individuelle Lösungen
Haus- und Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer, die wissen wollen,
wie stark ihr Grundstück gefährdet ist und Vorsorge betreiben wollen,
können bei den Leipziger Wasserwerken eine noch genauere
grundstücksbezogene Detailauskunft beantragen. „Menschen können in ihrem
persönlichen Umfeld, der Mietergemeinschaft und auf Stadtteilebene
Möglichkeiten zum Umgang mit Regen schaffen. Es machen am Ende auch kleine
Dinge aus, dass unsere Idee von einer nachhaltigen Entwicklung und der
sogenannten Schwammstadt gelingt“, erklärt Jens Riedel, aus dem Team
Niederschlagswassermanagement der Leipziger Wasserwerke. Eine einheitliche
Lösung gibt es aufgrund der Komplexität dafür aber nicht. „Einige Menschen
nutzen Regenwasser im Garten und auf dem Balkon, indem sie es in
Kaskadenspeichern aus Tonnen sammeln. Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer
installieren Zisternen, Versickerungsanlagen oder Feuchtbiotope, um
Regenwasser zu nutzen und Trinkwasser zu sparen“, sagt Riedel.
Das gemeinsame Kartenmaterial von Stadt Leipzig und ZV WALL findet sich
auf http://www.leipzig.de/starkreg
http://www.zvwall.de/regenwass