Zum Hauptinhalt springen

Phänomen Dschungelcamp - Wissenschaftler der DHBW Karlsruhe erklärt die Psychologie hinter dem TV-Format

Pin It

Reality-TV begeistert regelmäßig ein Millionenpublikum. Doch was macht den
Reiz aus, Prominente bei Dschungelprüfungen, Ekelmomenten und dramatischen
Konflikten zu beobachten?

Ist es bloß seichte Unterhaltung – oder steckt
mehr dahinter? Die Medienpsychologie zeigt: Formate wie das Dschungelcamp
erfüllen tief verankerte psychologische Bedürfnisse.

Zum Start der neuen Staffel des Dschungelcamps nennt Jan Michael Rasimus,
Leiter des Eye-Tracking-Labors der DHBW Karlsruhe, sieben Gründe, die das
Erfolgsgeheimnis dieses TV-Formats erklären.

1. Flucht aus dem Alltag: Das Dschungelcamp bietet eine willkommene
Möglichkeit, Krisen und Alltagssorgen hinter sich zu lassen. Während das
Publikum bequem im geschützten Raum auf der Couch sitzt, kämpfen
Prominente in der völlig absurden Welt des Dschungelcamps mit Hunger,
Stress und Ekelprüfungen. Diese Kontraste schaffen nicht nur Unterhaltung,
sondern auch eine Art mentalen Kurzurlaub.

Eskapismus beschreibt das Bedürfnis, dem Alltag zu entfliehen, sich
ablenken zu lassen. Dazu kommt ein Hauch Voyeurismus, der intime Einblicke
in das Verhalten der Promis bei Grenzerfahrungen gewährt.

2. Jede Menge Gesprächsstoff: Für viele ist das Dschungelcamp ein „Guilty
Pleasure“, also ein heimliches Vergnügen. Es schafft „Lagerfeuer-Momente“
mit Gleichgesinnten und liefert reichlich Gesprächsstoff – sei es in der
Familie, im Freundeskreis oder auf Social-Media-Plattformen. Der Einsatz
von Second Screens (z. B. Live-Kommentare auf Social Media) macht das
Format zu einem sozialen Ereignis, das weit über die eigentliche Sendung
hinauswirkt.

Gruppenerlebnisse fördern das Gefühl von Zusammengehörigkeit und stärken
die emotionale Bindung innerhalb der Gruppe.

3. Ich hätte das besser gemacht: Das Dschungelcamp lädt dazu ein,
Prominente in Extremsituationen zu beobachten und ihr Verhalten zu
bewerten. Viele stellen sich dabei automatisch die Frage: „Wie hätte ich
mich verhalten?“ oder „Wer meistert die Herausforderungen souverän, wer
scheitert kläglich?“

Sozialer Vergleich beschreibt, wie Menschen ihr Selbstbild und ihre
Fähigkeiten einschätzen, indem sie sich mit anderen vergleichen.

4. Emotionaler Spannungsbogen: Ein besonderer Reiz des Dschungelcamps
liegt in der geschickten Inszenierung. Peinliche Situationen, skurrile
Prüfungen und zahlreiche Streitigkeiten erzeugen beim Publikum eine
Mischung aus Mitleid, Fremdscham und Schadenfreude.

Emotionale Ambivalenz, die aus Empathie und distanziertem Genuss entsteht,
erzeugt widersprüchliche Gefühle, die sowohl Spannung als auch
Unterhaltung bieten.

5. Simple and stupid: Das Dschungelcamp reduziert die Welt auf einfache
Narrative. Bereits die Auswahl der Prominenten erfolgt nach bestimmten
Stereotypen, um eine möglichst heterogene Gruppe zusammenzustellen. Diese
klaren, oft selbstinszenierten Rollenbilder polarisieren, machen es
leicht, Partei zu ergreifen, und laden zum Mitfiebern ein. Gleichzeitig
regen sie dazu an, das eigene Wertesystem zu hinterfragen.

Reduktion von Komplexität sorgt dafür, dass Rollen, Konflikte und
Beziehungen leichter nachvollziehbar sind.

6. Reiz des Unerwarteten: Überraschungen sind ein zentraler Bestandteil
des Dschungelcamps. Ob emotionale Ausbrüche, skurrile Geständnisse oder
dramatische Prüfungen – die Unvorhersehbarkeit macht das Format spannend
und hält das Publikum in Atem. Die ständige Ungewissheit darüber, was als
Nächstes passiert, ist ein wesentlicher Faktor der Faszination.

Kontrollierte Katastrophen spielen mit dem Wechsel aus Chaos und Ordnung
und schaffen so eine emotionale Achterbahnfahrt.

7. Humor mit Biss: Die Moderation des Dschungelcamps spielt eine
Schlüsselrolle. Mit scharfem Humor, pointierten Kommentaren und bissigen
Analysen verleiht sie der Show ihre besondere Note. Sie gibt Orientierung,
strukturiert die Absurditäten des Formats und bindet das Publikum
emotional an die Show.

Parasoziale Interaktion beschreibt die einseitige, aber emotionale Bindung
des Publikums an die Protagonist*innen. Es entsteht das Gefühl, sie
persönlich zu kennen und mit ihnen zu interagieren.

Fazit: Das Dschungelcamp erfüllt für viele Zuschauer*innen grundlegende
psychologische Bedürfnisse wie Eskapismus, Gruppenerlebnisse und
parasoziale Interaktion. Mit seiner Mischung aus Drama, Humor und
Überraschung hat es sich zu einem popkulturellen Phänomen entwickelt. Auch
wenn es intellektuell nicht anspruchsvoll sein mag, es wirkt wie
psychologisches Fast Food: schnell konsumierbar, emotional befriedigend
und seit über zwei Jahrzehnten ein Garant für hohe Quoten.

Die weltoffene Leuchtanstadt Luzern am Vierwaldstättersee freut sich auf Ihren Besuch

Die Region Sempachersee im Herzen der Schweiz freut sich auf hren Besuch