Stadtheater Sursee, My fair Lady, Première am 18.1.2025, analysiert von Max Thürig
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Wer auf und hinter der Bühne agiert, erfahren Sie über die folgenden Links:
Produktionsverantwortliche https://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Solistinnen und Solisten https://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Ubriges Ensemblehttps://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Chorhttps://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Kinderchor https://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Ballett https://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Orchester https://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Weitere Mitwirkende hinter der Kulissehttps://www.stadttheater-sursee.ch/produktionen/detail/2025/my-fair-lady
Ein Musical von Weltrang zum Jubiläum
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Mit der Aufführung des Inbegriffs des klassischen Musicals My Fair Lady von Frederick Loewe und Alan Jay Lerner feierte die Musik- und Theatergesellschaft Sursee ihr beeindruckendes 225-jähriges Bestehen. Unter der Regie von Patrick Rohbeck wurde das zu den am meistgespielten Musical aller Zeiten zählende Stück am Stadttheater Sursee zu einem unvergesslichen Erlebnis, das die Zuschauer gleichermaßen berührte und begeisterte. Sich dieser Herausforderung anzunehmen zeugt vom Mut und der Schaffenskraft der Musik- und Theatergesellschaft Sursee. Einer der Grundsteine für den Erfolg der Institution ist sicherlich die Einführung der MusikTheaterWerkstatt, wo man sich von Profis in verschiedenen Bereichen – sei es Singen, Tanzen, Schauspiel oder Musiktheorie und -geschichte kostenlos ausbilden lassen kann!
Veränderung als zentrales Thema

Menschen können sich entwickeln und sich dabei verändern. Im Musical My Fair Lady wird diese Weisheit geradezu zelebriert. Eine unscheinbare Blumenverkäuferin mit einer einfachen fast ordinären Sprache wird durch eine Wette zweier angesehener Sprachwissenschaftler in einen unfreiwilligen Entwicklungsprozess eingebunden, der ihr Leben total verändert und dabei auch scheinbar unbeeinflussbare Kopfmenschen plötzlich Gefühle zeigen lässt…
Ein aufwändiges und aussagekräftiges Bühnenbild
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David Leuthold entwarf ein beeindruckendes Bühnenbild, das mit seiner Gestaltung aus Büchern und Buchrücken visuell überzeugte. Ein echter Hingucker – oder wie es der Regisseur Patrick Rohbeck formulierte: «Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler!» Die Verwandlung Eliza Doolittles von einer einfachen Blumenverkäuferin zu einer eleganten Dame der gehobenen Gesellschaft wurde mit dieser Bühnenausstattung sinnfällig unterstrichen.
Farben als Spiegel der Gesellschaft
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Dietlind Ballmanns Kostümbild betonte geschickt die sozialen Unterschiede, die My Fair Lady thematisiert. Die untere Gesellschaftsschicht wurde mit meist braunen Farbtönen dargestellt, während die Oberschicht in Grau- und Weißnuancen erstrahlte. Besonders das Kostüm von Eliza, das ihren Wandel von einer Blumenverkäuferin hin zu einer Dame der feinen Gesellschaft symbolisierte, überzeugte durch Detailtreue und Aussagekraft.
Starke Leistungen auf der Bühne
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Die schauspielerischen und gesanglichen Leistungen des Ensembles waren durchweg herausragend. Valentina Russo brillierte als Eliza Doolittle, deren sprachliche Metamorphose vom grobschlächtigen „Bärndüütsch“ ins feine Bühnenhochdeutsch eine der Kernbotschaften des Stücks verdeutlichte. Wunderbar zum Ausdruck wird dieser phonetische Durchbruch in der Melodie «Es grünt so grün» gebracht. Fabian Egli als Henry Higgins brachte die Ambivalenz seines Charakters – ein misanthropischer, aber genialer Sprachwissenschaftler – mit beeindruckender Präsenz auf die Bühne. Scheinbar unberührt und nur interessiert an seinem Experiment, Eliza Doolittle mit knallharten zum Teil fragwürdigen Methoden für den Auftritt am Diplomatenball im Buckingham Palace vorzubereiten und damit die Wette zu gewinnen, behandelt er die junge Frau oft herablassend. Hans B. Goetzfried als Oberst Pickering sorgte als kleiner Gegenpol mit warmherzigem Humor für die notwendige Balance.
Humor und Tiefe
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Niklaus Rüegg verlieh Alfred P. Doolittle, dem trunksichtigen Vater der Hauptfigur eine Mischung aus komödiantischem Charme und tragischer Tiefe, während Ruben Banzer als Fredy Hill mit seiner Liebeserklärung an Eliza musikalisch glänzte. Die sprudelnden Dialoge und pointierten Witze unterhielten das Publikum in bester Art und Weise, ohne die ernsten Themen des Stücks aus den Augen zu verlieren.
Ein offenes Ende mit Spielraum
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Das Ende von My Fair Lady auf der Surseer Bühne lässt wie gewohnt Raum für Interpretationen. Zwar scheint ein Happy End möglich, doch Elizas Emanzipation und der Bruch mit ihrem Vater sowie ihre Entscheidung, Fredy nicht zu erhören, zeigen, dass sie ihren eigenen Weg in der Gesellschaft sucht. Dieser Aspekt verleiht dem Musical auch heute noch Aktualität und Tiefe.
Grandiose Unterhaltung
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Unter der künstlerischen Leitung von Katrin Gurtner und der musikalischen Leitung von Harald Siegel wurde das Musical zu einem mitreißenden Erlebnis. Die packende Musik, das engagierte Spiel und die sichtbare Leidenschaft aller Beteiligten vor, hinter und auf der Bühne, machten die Aufführung zum grossartigen Glanzpunkt des Jubiläumsjahres. My Fair Lady in Sursee war schlichtweg grandios und zeigte, warum dieses Musical zu den Klassikern von Weltrang zählt.
Text: www.maxthuerig.ch
Fotos: Roberto Conciatori www.stadttheater-sursee.ch
www.gabrielabucher.ch www.herberthuber.ch