Trumps Zolldrohungen gefährden nordamerikanische Wirtschaft
Die jüngsten Zollandrohungen der neuen Trump-Regierung gegen Kanada und
Mexiko könnten schwerwiegende wirtschaftliche Störungen in Nordamerika
verursachen.
Laut Simulationen eines kurzfristigen Szenarios mit dem KITE-
Modell des Kiel Instituts für Weltwirtschaft würde die Verhängung eines
25-prozentigen Zolls auf alle US-Importe aus Kanada und Mexiko,
einschließlich Öl, diesen Ländern erhebliche wirtschaftliche Kosten
verursachen und gleichzeitig auch die Vereinigten Staaten negativ treffen.
Kanada und Mexiko wären von solchen Zöllen besonders stark betroffen, da
fast drei Viertel ihrer Gesamtexporte auf den US-Markt entfallen.
Innerhalb des ersten Jahres könnte dies in beiden Volkswirtschaften zu
einem starken Rückgang des realen BIP führen, in Mexiko um bis zu 4,1
Prozent. „Die wirtschaftlichen Folgen solcher Zölle wären für Nordamerika
gravierend und könnten bedeutende Effekte auf Wachstum und
Handelsbeziehungen haben“, sagt Prof. Dr. Julian Hinz, Forschungsdirektor
für Handelspolitik am IfW Kiel. Im Gegensatz dazu würden auch die USA
unter höheren Kosten für importierte Energie und Produktionsinputs leiden,
jedoch wären die wirtschaftlichen Auswirkungen weniger schwerwiegend, aber
dennoch erheblich.
Global gesehen wären die Folgen begrenzt. Kurzfristig sind die
Handelsumlenkungseffekte moderat, was bedeutet, dass andere Regionen, wie
die EU, nahezu keine Auswirkungen spüren würden. Dennoch sollte die EU die
US-Handelspolitik aufmerksam verfolgen, da Trump auch künftige Zölle auf
europäische Exporte angedeutet hat, insbesondere in den Bereichen
Automobil und Landwirtschaft.
In seinem Memorandum am Montag deutete Trump jedoch eine potenzielle
Bereitschaft zur Verhandlung neuer Freihandelsabkommen an, was eine
Gelegenheit bieten könnte, langjährige Handelsbarrieren im
transatlantischen Handel anzugehen. Um Risiken zu mindern und Stabilität
zu gewährleisten, könnte die EU ein neues Abkommen vorschlagen, das auf
eine Stärkung der transatlantischen Beziehungen abzielt.
Zu den weiteren Zollandrohungen gehören eine 10-prozentige Abgabe auf
Importe aus China sowie noch extremere Maßnahmen von 60 oder 100 Prozent,
die während des Wahlkampfs erwähnt wurden. Auch wenn unklar bleibt, welche
dieser Drohungen tatsächlich umgesetzt werden, könnte das Ausmaß der
Störungen erheblich sein. „Die Unsicherheit darüber, welche dieser
Maßnahmen umgesetzt werden, stellt eine Herausforderung für Unternehmen
und politische Entscheidungsträger dar und unterstreicht die Notwendigkeit
einer proaktiven Planung“, schlussfolgert Hinz.