Universitätsklinikum Dresden realisiert 2024 deutschlandweit die meisten Organspenden
Noch immer sind die Organspendezahlen in Deutschland auf niedrigem Niveau.
| Innovatives Tool unterstützt am Uniklinikum bei der Identifikation von
potenziellen Organspendern. | Medizinerinnen und Mediziner plädieren für
offeneren Umgang mit dem Thema für höhere Spendenbereitschaft.
Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden ist im Jahr 2024
deutschlandweit das Krankenhaus mit der höchsten Anzahl realisierter
Organspenden. Insgesamt wurden hier im vergangenen Jahr 21
Organspenderinnen und -spender identifiziert. Insgesamt haben 953 Menschen
im Jahr 2024 nach ihrem Tod Organe für die Transplantation gespendet, 2023
waren es 965. „Noch immer liegt Deutschland im internationalen Vergleich
weit hinter anderen Ländern, wenn es um die Anzahl der realisierten
Spenden geht“, sagt Dr. Anne Trabitzsch, Transplantationsbeauftragte am
Uniklinikum Dresden. Der Maximalversorger setzt auf den Einsatz des
Screeningtools DETECT, welches in Dresden entwickelt, primär implementiert
und seitdem in anderen Entnahmekrankenhäusern eingeführt wird. Dieses Tool
unterstützt Transplantationsbeauftragte dabei, einen möglicherweise
bevorstehenden irreversiblen Hirnfunktionsausfall (umgangssprachlich
Hirntod) anhand kontinuierlich erfasster und in der elektronischen
Patientenakte dokumentierter Vitaldaten der Patientinnen und Patienten auf
der Intensivstation frühzeitig zu erkennen. „DETECT ist ein wunderbares
Beispiel dafür, wie uns digitale Tools in der Medizin unterstützen“, sagt
Prof. Uwe Platzbecker. „Die Bilanz für 2024 ist Ansporn und Verantwortung
zugleich, das Engagement pro Organspende weiter voranzutreiben.“
Mit 11,4 Spenderinnen und Spendern pro eine Million Einwohner nimmt
Deutschland im internationalen Vergleich auch im vergangenen Jahr einen
der hinteren Plätze ein. Die Summe der in Deutschland postmortal
entnommenen Organe, die über die internationale Vermittlungsstelle
Eurotransplant nach festgelegten medizinischen Kriterien verteilt und
schließlich hierzulande oder in Eurotransplant Verbundländern
transplantiert werden konnten, lag bei 2.854 (2023: 2.877). Dazu zählten
1.391 Nieren, 785 Lebern, 315 Herzen, 290 Lungen, 71 Bauchspeicheldrüsen
und 2 Därme. Am Transplantationszentrum des Universitätsklinikums Dresden
werden Nieren- sowie kombinierte Pankreas-Nieren-Transplantatio
durchgeführt. Die Nieren werden von urologischer Seite und die Pankreata
von chirurgischer Seite transplantiert. Im Jahr 2024 wurden durch die
Klinik und Poliklinik für Urologie insgesamt 51 Nierentransplantationen
durchgeführt – zehn davon als Lebendnierenspende und eine als Pankreas-
Nieren-Transplantation. „Auch wenn wir deutschlandweit die meisten
Organspenden identifizieren konnten, blicken wir mit einem weinenden Auge
auf die Statistik. Die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland ist
nach wie vor zu gering. Noch immer warten zu viele Menschen zu lange auf
ein Spenderorgan“, sagt Dr. Anne Trabitzsch, Transplantationsbeauftragte
am Universitätsklinikum Dresden.
Im Klinikalltag auf den Intensivstationen ist es für die behandelnden
Medizinerinnen und Mediziner oftmals eine große Herausforderung, die
wenigen für eine Organspende relevanten Fälle zu erkennen und als
potenzielle Organspenderinnen und -spender zu identifizieren. Gerade in
kleineren Krankenhäusern fehlt zum Teil auch die Routine beim Beurteilen
der Fälle. Das Universitätsklinikum Dresden setzt auf das Tool DETECT, um
alle potenzielle Organspenderinnen und -spender sicher zu identifizieren
und den strukturierten Ablauf des gesamten Organspendeprozesses zu
initiieren. Mit DETECT gelingt ein prospektives Screening, das die
Intensivmedizinerinnen und -mediziner unterstützt: Ziel ist es, alle Fälle
zu identifizieren, bei denen möglicherweise der irreversible
Hirnfunktionsausfall (IHA), umgangssprachlich Hirntod, droht, nach dessen
Eintreten diese Patienten für eine Organspende infrage kommen. Dabei
erfasst das Tool regulär erfasste Vitaldaten in der elektronischen
Patientenakte, welche auf einen irreversiblen Hirnfunktionsausfall
hindeuten könnten und setzt diese Patientinnen und Patienten durch eine
Email-Mitteilung in den Fokus des Transplantationsbeauftragten.
„Wir haben ein unterstützendes, digitales Hilfsmittel für die
Transplantationsbeauftragten der Kliniken geschaffen, welches anhand
definierter Parameter die relevanten Patientinnen und Patienten, die
potenziell den irreversiblen Hirnfunktionsausfall (Hirntod) erleiden
könnten, in den Fokus der Transplantationsbeauftragten setzt, um
strukturierte innerklinische Abläufe zu aktivieren“, sagt Dr. Anne
Trabitzsch. Seit 2018 ist DETECT am Universitätsklinikum Dresden im
Einsatz. Mit großer Kontinuität werden seitdem alle relevanten Fälle
zuverlässig erfasst. Auch in anderen Kliniken kommt das Tool zum Einsatz.
Bisher haben deutschlandweit rund 100 Krankenhäuser DETECT implementiert
beziehungsweise dessen Implementierung beschlossen. Das Team des
Datenintegrationszentrums des Universitätsklinikums Dresden unterstützt
gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation DSO die
Transplantationsbeauftragten andere Häuser bei der Implementierung.
Bilanz der Deutschen Stiftung Organtransplantation
Etwa 9.000 Menschen stehen derzeit in Deutschland auf der Warteliste für
ein Spenderorgan. Die meisten von ihnen warten auf eine Spenderniere. Mit
einer Organspende in Deutschland kann im Durchschnitt drei Menschen auf
der Warteliste mit einer Transplantation geholfen werden.
Die Bilanz für 2024 findet sich hier:
https://dso.de/dso/presse/pres