„Geschichte in der Erinnerung – welche Vergangenheit lassen wir zu?“
Universität Jena veranstaltet am 29. Januar öffentliche Podiumsdiskussion
mit den Professoren Omri Boehm (New York) und Natan Sznaider (Tel Aviv)
über Geschichte und Erinnerung
Im Rahmen der Reihe von Podiumsdiskussionen zu „Facetten der Freiheit“ mit
prominenten Persönlichkeiten steht am 29. Januar das nächste Gespräch an
der Universität Jena an. Die Professoren Omri Boehm (New York) und Natan
Sznaider (Tel Aviv) fragen: Sind wir geschichtsvergessen oder
geschichtsversessen? Hält die Vergangenheit universelle Lehren für die
Gegenwart bereit?
Während die deutsche Erinnerungskultur in der Kritik steht, ist zugleich
der Geschichtsrevisionismus global auf dem Vormarsch. Parallel dazu stehen
sich die Erinnerungen an Holocaust und Kolonialismus scheinbar
unversöhnlich gegenüber. Die Konflikte sind zahlreich: Woran soll erinnert
werden und warum? Wer darf über welche Vergangenheit sprechen? Und welche
Rolle kann (Zeit-)Geschichte in aktuellen Kontroversen über liberale
Gesellschaften und ihr Selbstverständnis spielen? Das sind einige der
Fragen über die Omri Boehm und Natan Sznaider mit der Jenaer
Zeithistorikerin Professor Stefanie Middendorf und dem Jenaer
Osteuropahistoriker Professor Joachim von Puttkamer sprechen werden. Diese
Veranstaltung in deutscher und z. T. englischer Sprache ist zugleich die
erste „Jena Lecture in Contemporary History“.
Die Öffentlichkeit und die Medien sind zu dieser kostenfreien
Veranstaltung herzlich eingeladen. Eine vorherige Anmeldung ist
erforderlich.
Auf dem Podium:
Der deutsch-israelische Philosoph Prof. Dr. Omri Boehm wurde 2024 mit dem
Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Neben
dem geehrten Werk „Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität –
Universalismus als rettende Alternative“ erschienen von ihm auf Deutsch
„Israel – eine Utopie“ sowie „Der bestirnte Himmel über mir. Ein Gespräch
über Kant“ mit Daniel Kehlmann. Boehm lehrt an der New School for Social
Research in New York.
Prof. Dr. Natan Sznaider, israelischer Soziologe, wurde mit seinem Buch
„Fluchtpunkte der Erinnerung: Über die Gegenwart von Holocaust und
Kolonialismus“ viel diskutiert. Sznaider lehrte lange in Tel Aviv, weitere
Lehr- und Forschungsaufenthalte führten ihn etwa nach München, Wien und
Hamburg. Seine zahlreichen Veröffentlichungen umfassen unter anderem „Die
jüdische Wunde. Leben zwischen Anpassung und Autonomie“ sowie „Israel.
Eine Korrespondenz“ mit Navid Kermani. Im Januar 2025 wird sein
Theaterstück „Niemandes Schwester“ in Hamburg vorgestellt.
Prof. Dr. Stefanie Middendorf hat den Lehrstuhl für Neueste Geschichte und
Zeitgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne. Sie
forscht unter anderem zur Geschichte des Nationalsozialismus und ist
Mitherausgeberin der „Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte“.
Prof. Dr. Joachim von Puttkamer ist Direktor des Imre Kertész Kollegs und
Lehrstuhlinhaber für Osteuropäische Geschichte an der Friedrich-Schiller-
Universität Jena. Seine Veröffentlichungen befassen sich unter anderem mit
Erinnerungskulturen in Osteuropa.