Zu viel Phosphor im Arendsee: Neues IGB Dossier gibt umfassenden Überblick zu Ursachen und Handlungsoptionen
Der Arendsee ist der größte natürliche See Sachsen-Anhalts. Für die Region
und darüber hinaus ist er von ökologischer, kultureller, touristischer und
damit auch wirtschaftlicher Relevanz.
Doch wie viele andere Seen in
Deutschland und Europa ist er von Überdüngung betroffen: Zu viel Phosphor
im See führt vor allem im Frühjahr und Sommer zu Algenblüten und
beeinträchtigt nicht nur den ökologischen Zustand des Sees, sondern auch
seine Attraktivität. Doch woher kommt die hohe Phosphorlast und welche
Gegenmaßnahmen sind geeignet? Ein Dossier des Leibniz-Instituts für
Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) fasst das Forschungswissen
zusammen und zeigt Optionen für Politik und Behörden auf.
„Die negativen Überdüngungseffekte wie Algenblüten und Fischsterben lassen
sich nur durch ein starkes Absenken der Phosphorkonzentration mindern.
Seit Jahrzehnten liegen die Werte vier bis fünf Mal über den Werten, die
dem natürlichen Zustand dieses Sees entsprechen würden“, betont IGB-
Wissenschaftler und Co-Autor Prof. Michael Hupfer, der seit 30 Jahren den
Arendsee erforscht. Im Zuge des Klimawandels sei zudem mit einer weiteren
Zuspitzung der Situation zu rechnen: „Seit 1980 hat sich die sommerliche
Schichtungsperiode im Arendsee bereits um mehr als 30 Tage verlängert. Die
Sauerstoffsituation im Tiefenwasser wird durch verlängerte
Schichtungsperioden im Sommer noch kritischer.“ Da der Klimawandel nicht
mehr aufgehalten, sondern nur noch abgemildert werden könne und
Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden könnten, sei das Absenken der
Nährstoffkonzentration die einzige realistische Stellschraube.
Sanierung und Restaurierung des Sees notwendig:
Bei der Seentherapie kann grundsätzlich zwischen Sanierungs- und
Restaurierungsmaßnahmen unterschieden werden. Sanierungsmaßnahmen sind
externe Maßnahmen, die an den Ursachen der hohen Phosphorbelastung
ansetzen und diese reduzieren oder eliminieren. Dagegen setzen
Restaurierungsmaßnahmen an den Symptomen an, beseitigen aber nicht die
Ursachen der hohen Phosphorkonzentrationen. Restaurierungsmaßnahmen werden
im See durchgeführt (seeinterne Maßnahmen) und zielen oft auf die
Verminderung der Phosphorkonzentration im See.
„Aus Forschungssicht ist eine Kombination aus Restaurierung und Sanierung
notwendig, um sowohl eine schnelle als auch eine langfristige und
nachhaltige Wirkung und Lösung zu erzielen“, erläutert Dr. Jörg
Lewandowski, IGB-Forscher und Co-Autor des neuen IGB Dossiers. So würden
auch die Voraussetzungen geschaffen, um die gesetzlich verpflichtenden
Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und der Fauna-Flora-
Habitatrichtlinie erreichen zu können.
Politik und Behörden müssen nun über das weitere Vorgehen entscheiden:
Ein erster empfehlenswerter Schritt sei laut der IGB-Forscher der Einsatz
eines gewässerökologisch geeigneten Fällmittels, mit dem der Phosphor aus
dem Freiwasser gebunden und in das Tiefenwasser absinken würde. Er stünde
den Mikroalgen dann nicht mehr für das problematische Massenwachstum zur
Verfügung.
„Als Forschende können wir auf Basis unserer wissenschaftlichen Expertise
beraten. Aber ob, wann und welche konkreten Maßnahmen dafür letztendlich
ausgewählt werden, ist eine politische und behördliche Entscheidung des
Bundeslandes Sachsen-Anhalt “, betont Michael Hupfer abschließend.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Michael Hupfer, IGB: https://www.igb-berlin.de/prof
hupfer
Dr. Jörg Lewandowski, IGB: https://www.igb-berlin.de/prof
lewandowski
Originalpublikation:
https://www.igb-berlin.de/site
files/IGB_Dossier_Naehrstoffbe
Arten der Pressemitteilung:
Forschungs- / Wissenstransfer
Sachgebiete:
Umwelt / Ökologie
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