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Münchner Paläontologen entdecken neue nordafrikanische Raubsaurierart auf über 80 Jahre alten Fotos

Lebendrekonstruktion von Tameryraptor markgrafi  Künstler: Joshua Knüppe
Lebendrekonstruktion von Tameryraptor markgrafi Künstler: Joshua Knüppe
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SNSB und LMU Paläontologen identifizieren eine neue, rund 95 Millionen
Jahre alte Raubsaurierart aus der nordafrikanischen Kreidezeit. Das
Besondere daran: Der originale Fossilfund aus Ägypten wurde vor 80 Jahren
bei einem Luftangriff im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört.

Für ihre
Arbeit werteten die Forschenden bisher unbekannte Archivfotos des noch
unzerstörten Dinosaurierskeletts aus der Zeit vor 1944 aus. Ihre
Ergebnisse veröffentlichte das Forscherteam in der Fachzeitschrift PLoS
ONE.

Die bewegte Geschichte des Fossils liegt weit in der Vergangenheit: Der
Fund des Originalskeletts des großen Raubsauriers geht auf den Münchner
Paläontologen Ernst Stromer von Reichenbach (1871-1952) zurück. Das Fossil
wurde 1914 während einer Grabungsexpedition in der ägyptischen Bahariya-
Oase ausgegraben und gelangte etwas später zu Stromer nach München. Dort
wurde es zusammen mit anderen ägyptischen Dinosaurierfossilien in der
Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie aufbewahrt,
welche sich zu dem Zeitpunkt in der Alten Akademie in der Münchner
Innenstadt befand. Stromer ordnete das Fossil damals der Gattung
Carcharodontosaurus, Haizahn-Echse, zu. Mit rund zehn Metern Länge einer
der größten bekannten landlebenden Fleischfresser der Erdgeschichte –
vergleichbar in seiner Größe mit dem etwas jüngeren Tyrannosaurus rex aus
Nordamerika.

Am 21. Juli 1944 wurde das Gebäude der Alten Akademie bei einem alliierten
Luftangriff auf München von einer Bombe getroffen und brannte vollständig
aus. Ein Großteil der damaligen Sammlung, darunter auch sämtliche
ägyptische Dinosaurierfossilien fielen dem Bombardement zum Opfer. Danach
war es lange Zeit still um den Riesenraubsaurier aus Ägypten und die Funde
gerieten in Vergessenheit. Einzige Überbleibsel der kreidezeitlichen
Dinosaurier Ägyptens sind Stromers Notizen, Illustrationen der Knochen und
einige wenige Fotos des Originalmaterials.

Im Rahmen neuer Recherchen stieß der Paläontologe Maximilian Kellermann,
Masterstudent an der LMU München, nun auf neue, bisher unbekannte Fotos
des Raubsauriers. Die Bilder zeigen das Original-Skelett aus Ägypten –
bestehend aus Teilen des Schädels, der Wirbelsäule und der Hinterbeine –
vor seiner Zerstörung in der Ausstellung der Alten Akademie. Zusammen mit
dem Dinosaurierspezialisten Prof. Oliver Rauhut von der Bayerischen
Staatssammlung für Paläontologie und Geologie (SNSB-BSPG) und der
Raubsaurierforscherin Dr. Elena Cuesta, LMU München, wertete Kellermann
das neue Bildmaterial aus.

„Was wir auf den historischen Bildern sahen, hat uns alle überrascht. Das
dort abgebildete ägyptische Raubsaurier-Skelett unterscheidet sich
deutlich von neueren Carcharodontosaurus-Funden aus Marokko. Stromers
ursprüngliche Zuordnung war somit inkorrekt. Wir identifizierten hier eine
ganz andere, bisher unbekannte Raubsaurierart und gaben ihr den Namen
Tameryraptor markgrafi“, sagt Maximilian Kellermann, Erstautor der Studie.

Tameryraptor war etwa zehn Meter lang, besaß symmetrische Zähne und ein
markantes Nasenhorn. Der Name bezieht sich auf die altägyptische
Bezeichnung für Ägypten "Tamery", das gelobte Land, und ehrt Stromers
Fossiliensammler Richard Markgraf, der diesen Dinosaurierrest ausgegraben
hatte. Der Saurier war wohl nahe verwandt mit anderen nordafrikanischen
und südamerikanischen Carcharodontosauriern, sowie mit einer
Raubsauriergruppe aus Asien, den Metriacanthosauriern, fanden die
Forschenden.

„Vermutlich war die Dinosaurierfauna Nordafrikas deutlich vielfältiger,
als wir das bislang angenommen haben. Diese Arbeit zeigt, dass es sich für
Paläotologen auch lohnen kann, nicht nur in der Erde, sondern auch in
alten Archiven zu graben“, sagt Oliver Rauhut. „Für eine umfassendere
Beurteilung der kreidezeitlichen Raubsaurierfauna aus der Bahariya Oase,
wäre allerdings die Bergung weiterer Fossilien der Fundstelle notwendig.“

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