Niedriger Blutdruck während der Herzoperation kann die Nieren schädigen
Erstmalige große Kohortenstudie am Herz- und Diabeteszentrum NRW
ausgezeichnet – Hilke Jung stellt Forschungsprojekt auf der FoRUM Tagung
der Ruhr-Universität Bochum vor
Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Vera von Dossow,
Direktorin des Instituts für Anästhesiologie und Schmerztherapie am Herz-
und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, hat jetzt erstmals mit
einer großen retrospektiven Kohortenstudie nachgewiesen, dass längere und
häufigere Phasen von intraoperativ erniedrigtem Blutdruck bei
herzchirurgischen Eingriffen kumulativ mit einem höheren Risiko für das
Auftreten eines postoperativen Nierenversagens assoziiert sein können.
In die Studie waren 28.909 Patientinnen und Patienten eingeschlossen, die
sich im Zeitraum 2009 bis 2019 einer elektiven Herzoperation am HDZ NRW
unterzogen habenEine intraoperative Hypotonie-Phase wurde definiert als
intraoperativ gemessener arterieller Blutdruck von weniger als 60mmHg für
mehr als zwei Minuten. Die kumulativ ermittelte Dauer und Häufigkeit der
aufgetretenen intraoperativen Hypotensionen hatte einen signifikanten
Einfluss auf das Auftreten der akuten Nierenschädigung. Als weitere
Einflussfaktoren spielten die Dauer und Art der Operation, Alter, Body-
Mass-Index sowie Begleiterkrankungen eine Rolle. Dies wurde bislang noch
niemals an einem so großen Patientenkollektiv nachgewiesen.
„Wir hoffen, mit diesen wichtigen Erkenntnissen einen Beitrag zur höheren
Patientensicherheit und Versorgungsqualität zu leisten. Diese Ergebnisse
sind retrospektiv an einem großen Patientenkollektiv erhoben. Dennoch
unterstreichen sie, wie wichtig eine engmaschige intraoperative
Blutdrucksteuerung ist. Bislang fehlen prospektive randomisierte Studien
in der Herzchirurgie. Entsprechende Vorhaben zählen daher zu den weiteren
Projekten unserer Arbeitsgruppe für frühe Risikostratifizierung und
Strategieplanung (ERSAS)“, betonten Prof. Dr. Vera von Dossow und PD Dr.
Nikolai Hulde, die im Rahmen des Forschungsprojekts die Dissertationen von
Niklas Mohr und Hilke Jung an der Ruhr-Universität Bochum betreuten.
Für die Präsentation ihres publizierten Promotionsprojektes während der
FoRUM-Wissenschaftstagung der Ruhr-Universität Bochum erhielt Hilke Jung
den zweiten Preis für Nachwuchs-Wissenschaftler, den sogenannten „Young
Science Best Medical Paper Award 2024.“
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Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und
Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-
Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, mit 36.000 Patientinnen und Patienten
jährlich, davon 14.500 in stationärer Behandlung, zu den größten und
modernsten Zentren seiner Art in Europa. Das HDZ NRW ist seit 1989
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum. Die Professorenschaft des
HDZ NRW ist zusätzlich seit 2023 Mitglied der Medizinischen Fakultät OWL
der Universität Bielefeld. Die Einrichtung ist bekannt als größtes
Herztransplantationszentrum in Deutschland. Gesellschafter ist das Land
Nordrhein-Westfalen.
Am Institut für Anästhesiologie und Schmerztherapie unter der Leitung von
Prof. Dr. Vera von Dossow jährlich mehr als 7000 Narkosen an Patientinnen
und Patienten durchgeführt. Ausgeprägte Spezialkompetenzen, langjährige
Expertise und eine vertrauensvolle interdisziplinäre Teamarbeit
garantieren eine größtmögliche Sicherheit bei der Narkoseführung von
Patientinnen und Patienten aller Altersstufen, insbesondere auch bei
Hochrisikopatienten.