RWI: Wassersparen stößt auf breite Zustimmung – Informationskampagnen haben aber nur begrenzte Wirkung
Angesichts zunehmender Trockenperioden und des Klimawandels werden
Maßnahmen zur Einsparung von Wasser auch in traditionell wasserreichen
Regionen wie Deutschland relevanter.
Die Mehrheit der Deutschen
unterstützt Wassersparmaßnahmen. Dabei werden höhere Gebühren für
Vielverbraucher und Vergleichsberichte zur Wasserverwendung als fair und
wirksam wahrgenommen, zeigen Befragungsergebnisse des RWI – Leibniz-
Institut für Wirtschaftsforschung. Dynamische Tarife und häufige
Preiserhöhungen stoßen hingegen auf Ablehnung. Die Studienergebnisse
basieren auf einer groß angelegten Online-Befragung von über 6.000
Personen, die Eigenheime besitzen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Mehrheit der Befragten zeigt eine grundsätzlich positive Einstellung
zu Maßnahmen, die den Wasserverbrauch reduzieren sollen. Etwa 75 Prozent
der Befragten signalisieren, dass Wasser in Deutschland zukünftig
sparsamer verbraucht werden sollte. Dies deutet darauf hin, dass es eine
Bereitschaft zu Verhaltensänderungen gibt, wenn aus Sicht der Befragten
geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Die Einstellung der Befragten wird
auch durch gezielte Informationskampagnen, einschließlich solcher mit
bewusst negativ geprägten Argumenten wie das örtliche Risiko einer
sinkenden Trinkwasserqualität, wenn zu wenig Wasser durch die Leitungen
fließt, nur wenig beeinflusst.
- Die Studie identifiziert verschiedene politische Maßnahmen, die von den
Befragten als effektiv und fair angesehen werden, beispielsweise
wassersparende Technologien zu fördern und Preisanreize für
Vielverbraucher zu setzen. Unter den abgefragten Maßnahmen haben
Preisaufschläge für einen weit überdurchschnittlichen Verbrauch die
höchsten Zustimmungswerte: Knapp 60 Prozent der Befragten befürworten
diese Maßnahme. Im Gegensatz dazu bewerten die Befragten dynamische Tarife
und häufige Preiserhöhungen eher negativ. So lehnen etwa 50 Prozent der
Befragten dynamische Tarife ab. Noch stärker ist die Ablehnung von
häufigen Preiserhöhungen.
- Allein aus einer positiven Einstellung gegenüber dem Wassersparen lässt
sich keine entsprechende Verhaltensänderung vorhersagen. Dennoch kann die
Studie eine Orientierung bieten, welche Wassersparmaßnahmen mit einer
höheren Reaktion und Akzeptanz einhergehen könnten. Wird die Umsetzung
einer Maßnahme geplant, ist es ratsam, vorab experimentelle Feldstudien
durchzuführen, um die Verhaltenseffekte und damit Kosten und Nutzen
genauer zu untersuchen.
- Das Thema Wassersparen ist komplex. Während beispielsweise Wassersparen
zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Regionen notwendig ist, kann es zu
anderen Zeiten und in anderen Regionen weniger sinnvoll sein, zum Beispiel
wegen einer sinkenden Trinkwasserqualität, wenn zu wenig Wasser durch die
Leitungen fließt. Generell gilt hingegen, dass das gezielte Einsparen von
Warmwasser zum Energiesparen beitragen kann. Die Einführung von
Wassersparmaßnahmen sollte daher von umfangreichen Kommunikationsmaßnahmen
begleitet werden, die dies verständlich erläutern.
- Grundlage der Untersuchung ist eine Befragung von über 6.000 Eigentümern
von Einfamilienhäusern. Diese gezielte Stichprobe ist nicht repräsentativ
für die deutsche Gesamtbevölkerung, da die demografischen Merkmale der
Stichprobe von den allgemeinen Bevölkerungsdaten abweichen. Auch der
Online-Erhebungsweg birgt potenzielle Verzerrungen, etwa durch
Unterschiede im Internetzugang. Dennoch zeichnen sich Trends ab, die
zentrale Erkenntnisse für die Gestaltung von Wassersparmaßnahmen liefern
können.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Wassersparmaßnahmen in Deutschland
grundsätzlich auf Akzeptanz stoßen. Für eine Verhaltensänderung ist jedoch
die gezielte Gestaltung und Kommunikation solcher Maßnahmen entscheidend“,
sagt Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“
am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. „Gut durchdachte
Kommunikationsmaßnahmen können sowohl Missverständnissen vorbeugen als
auch die Akzeptanz von Maßnahmen stärken. Insbesondere Preisanreize
könnten dazu führen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher Wasser
einsparen. Allerdings birgt Wassersparen auch das örtliche Risiko einer
sinkenden Trinkwasserqualität, wenn zu wenig Wasser durch die Leitungen
fließt.“