Statement: Fed-Zinssenkung dürfte vorerst die letzte gewesen sein
Prof. Dr. Lena Dräger (https://www.ifw-kiel.de/de/ex
/lena-draeger/
IfW Kiel, kommentiert die erwartete Entscheidung der Federal Reserve in
den USA, den Leitzins heute um 25 Basispunkte zu senken:
„Die Fed dürfte heute die Zinsen erneut um 25 Basispunkte senken. Um ihre
Handlungsfähigkeit angesichts unsicherer ökonomischer Rahmenbedingungen zu
bewahren, sollte sie die Zinsen in den nächsten Meetings aber zunächst
konstant halten. Denn die Fed sieht sich einem schwierigen
makroökonomischen Umfeld ausgesetzt: Vieles spricht derzeit für ein
erneutes Anziehen der Inflation, gleichzeitig sind die Aussichten für die
Konjunktur unsicher.
Die Entscheidung der Fed für eine erneute Zinssenkung lässt sich damit
begründen, dass sie versucht, die Geldpolitik wieder neutraler zu
gestalten, da die Inflationsrate nach dem Anstieg der letzten Jahre wieder
deutlich gefallen ist. Ob dies möglich sein wird, oder ob sie die Zinsen
demnächst wieder anheben muss, hängt davon ab, wie sich die angekündigte
Wirtschaftspolitik der Trump-Administration auf die US-amerikanische
Wirtschaft auswirkt. Vieles spricht dafür, dass angekündigte Maßnahmen wie
Strafzölle auf Importe oder die Abschiebung von Migrantinnen und Migranten
„stagflationär“ wirken werden, also die Inflation in den USA erhöhen und
gleichzeitig die Wirtschaft dämpfen. Neben den negativen Folgen von
Strafzöllen für den Welthandel würde ein Einbruch der US-Konjunktur durch
den Wegfall der Nachfrage nach deutschen Importen die schwächelnde
Konjunktur in Deutschland zusätzlich belasten.
Sollte diese Entwicklung eintreffen, steht die Fed vor einem Dilemma:
Anders als die EZB hat sie kein primäres Mandat, die Preisentwicklung zu
stabilisieren, sondern soll sowohl auf Preisstabilität als auch auf
Vollbeschäftigung hinwirken. Vor diesem Hintergrund sollte sich die Fed
jetzt genügend Spielraum lassen, um sowohl mit Zinserhöhungen auf einen
erneuten Anstieg der Inflation als auch mit Zinssenkungen auf einen
Einbruch der US-Konjunktur reagieren zu können.”