Kick-off: ERC Synergy Grant Projekt „The Cultures of the Cryosphere“ startet
Start des internationalen ERC Synergy Grant Projekts „The Cultures of the
Cryosphere“ zur Geschichte und Zukunft künstlicher Kälte
Kick Off Event mit öffentlichem Vortrag in Essen
Dienstag, 7. Januar 2025, 18.30 Uhr
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal
Goethestraße 31, 45128 Essen
Kühlung ist überall. Spätestens seit Beginn des Kalten Kriegs sind die
Verfahren künstlicher Kälte zu einem essentiellen Merkmal moderner
Gesellschaften geworden. Welche sozialen und ökologischen Auswirkungen
dieses weltweite Netz der künstlichen Kälte hat, ist bisher jedoch
weitgehend unerforscht. Das Ziel des jetzt gestarteten Projekts „The
Cultures of the Cryosphere“ ist es, die kulturellen Bedingungen und
Faktoren zu ergründen, die unseren exzessiven Umgang mit künstlicher Kälte
prägen. Am 7. Januar 2025 stellt Bronwyn Parry (Australian National
University) in einem öffentlichen Abendvortrag in Essen das Projekt vor.
Ihr Vortrag „Cultures of the Cryosphere: Charting Emergent Geographies and
Historiographies of our Relations with Cold“ diskutiert die historischen
Errungenschaften der künstlichen Kälte wie auch Kosten und Gefahren, die
mit dieser Abhängigkeit einhergehen.
Vor allem in westlichen und urbanisierten Regionen ist mittlerweile nahezu
jeder Aspekt des Alltags von Kühltechniken durchzogen: Wir kühlen
Nahrungsmittel, organische Substanzen und medizinische Güter ebenso wie
technische Geräte, Transportmittel, Gebäude oder ganze Städte. Im Zuge
dessen haben sich weitverzweigte Territorien der Kältetechnik entfaltet:
von Krankenhäusern über Fabriken, Büros und Hotels bis zu Flughäfen,
Logistikzentren, Supermärkten und Kryobanken. Dieses Netzwerk aus
Kühlketten und klimatisierten Räumen bildet eine energieintensive
Infrastruktur, die längst planetare Ausmaße erreicht hat: eine künstliche
Kryosphäre.
Durch die globale Erwärmung nimmt der Kältebedarf rasant zu und wird unser
planetares Energiebudget bald drastisch übersteigen. Angesichts des
gewaltigen Energiebedarfs dieser Technologien und ihres enormen Beitrags
zum globalen CO2-Ausstoß droht der weltweite Bedarf nach künstlicher Kälte
somit alle Bestrebungen zur Reduktion globaler Erwärmung zunichte zu
machen. Was lässt sich dagegen tun?
Um die kulturellen Bedingungen und Faktoren zu ergründen, die unseren
exzessiven Umgang mit künstlicher Kälte prägen, wird das Projektteam in
den nächsten Jahren in Zentraleuropa, Indien, Nordamerika und Australien
interdisziplinäre Fallstudien in den Bereichen der Lebensmittelversorgung,
Klimatisierung, Biomedizin und Computertechnik durchführen. Bis 2030 soll
eine erste geografische Kartierung der globalen Kryosphäre und eine
umfassende historische Rekonstruktion ihrer Entstehung vorliegen. Ebenso
werden ethnografische Studien lokaler Kühlpraktiken und eine
philosophische Analyse der Werte und Normen entstehen, die mit diesen
Verfahren verknüpft sind. Damit sollen nicht nur der vielfältige Einfluss
von Kühltechnik auf moderne Kulturen nachgezeichnet, sondern auch
Diskussionen darüber angeregt werden, wie ein gerechterer und
nachhaltigerer Umgang mit künstlicher Kälte aussehen könnte.
Das Forschungsprojekt wird vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem
renommierten Synergy Grant in Höhe von knapp zehn Millionen Euro
gefördert.
PROJEKTLEITUNG
Prof. Suzana Alpsancar, Universität Paderborn
Prof. Alexander Friedrich, TU Darmstadt
Dr. Stefan Höhne, KWI, Universität Duisburg-Essen
Prof. Bronwyn Parry, Australian National University
PROJEKTKOORDINATION
Dr. Anne Timm, TU Darmstadt,
VERANSTALTER
Eine Veranstaltung des ERC Synergy-Projekts „The Cultures of the
Cryosphere“ und des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI).
FÖRDERUNG
Finanziert von der Europäischen Union. Die geäußerten Ansichten und
Meinungen sind jedoch ausschließlich die der Autoren und spiegeln nicht
unbedingt die der Europäischen Union oder des Europäischen Forschungsrats
wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können für
sie verantwortlich gemacht werden.