Pneumologen-Verbände fordern: Nichtraucher und Kinder an öffentlichen Plätzen besser vor Nikotin- und Feinstaubbelastung
Nichtraucher und insbesondere Kinder müssen in Deutschland besser vor
Nikotin- und Feinstaubbelastungen geschützt werden – vor allem im
öffentlichen Raum, gerade auch im Freien!
Das fordern führende
Lungenärztinnen und -ärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin (DGP), der Deutschen Atemwegsliga (DAL) sowie der
Deutschen Lungenstiftung (DLS). Hintergrund: In Deutschland erkranken
jährlich rund 57.000 Menschen neu an Lungenkrebs. Darüber hinaus
versterben noch einmal rund 45.000 Menschen pro Jahr, da diese Erkrankung
meistens erst im fortgeschrittenen Tumorstadium festgestellt wird.
„Gerade beim Schutz von vulnerablen Gruppen, wie Menschen mit chronischen
Atemwegserkrankungen oder auch Schwangeren und Heranwachsenden, dürfen wir
nicht länger das Schlusslicht Europas sein. Andere EU-Länder sind
fortschrittlicher, hierzulande ist der Einfluss der Tabaklobby deutlich zu
spüren“, heißt es von den Verbänden. Ihr Aufruf an die Politik: „Setzen
Sie ein Zeichen und schreiben Sie jetzt konkrete Nichtraucher-
Schutzmaßnahmen in die Parteiprogramme zur nächsten Bundestagswahl!“
Was seit Jahren für Innenräume akzeptiert wird, muss auch für öffentliche
Räume gelten: „Passivrauchen ist unbestritten überall
gesundheitsschädlich. Nichtraucher müssen auch im Freien geschützt
werden“, erklärt Professor Wolfram Windisch, Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. „Immer wieder
übersteigen an vielen Plätzen die Feinstaubwerte zulässige Höchstgrenzen
um das Vielfache. Gefährlich hohe Konzentrationen an
gesundheitsschädigenden Substanzen finden sich vor allem dort, wo mehreren
Rauchenden zusammenkommen – insbesondere an Orten mit einer geringen
Winddurchlässigkeit“, so der Chefarzt der Lungenklinik an den Kliniken der
Stadt Köln und Inhaber des Lehrstuhls für Pneumologie an der Universität
Witten/Herdecke. „Tabakqualm und E-Zigaretten-Dampf halten sich nicht an
die Grenzen von gekennzeichneten Raucherbereichen.“
Passivrauchen: „Auch im Freien so weit wie möglich reduzieren“
„Rauchen an belebten öffentlichen Plätzen – zum Beispiel an Bahnhöfen, in
Sportstätten oder Stadien sowie auf Open-Air-Konzert-Flächen – sollte
verboten werden, um nichtrauchende Menschen vor Gesundheitsgefahren zu
schützen“, erklärt Professor Marek Lommatzsch, Vorstandsmitglied der
Deutschen Atemwegsliga. „Das Passivrauchen ist generell schädlich für die
Gesundheit, daher muss Passivrauch-Exposition so weit wie möglich, auch im
Freien, reduziert werden. Nur so können wir es schaffen, dass weniger
Menschen unverschuldet einem vermeidbaren Gesundheitsrisiko ausgesetzt
sind – beispielsweise durch das Einatmen von Feinstaub“, so der leitende
Oberarzt der Abteilung Pneumologie an der Universitätsmedizin Rostock.
Lommatzsch ist zudem Koordinator der deutschen fachärztlichen Asthma-
Leitlinie. Seine Einschätzung: „Gerade Menschen mit chronischen
Atemwegserkrankungen wie Asthma leiden unter Passivrauch-Exposition. Diese
Patienten müssen geschützt werden.“
Schutz auch auf dem Spielplatz: „Echte Vorbilder rauchen nicht vor
Kindern!“
„Die deutsche Gesetzgebung entspricht aktuell eher einem Raucher-Schutz“,
kritisiert Dr. Barbara Weckler, Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats
der Deutschen Lungenstiftung. „Die aktuelle wissenschaftliche Evidenz zu
den Gefahren des Passivrauchens sollte aber zum Vorteil der Bevölkerung
eingesetzt werden. Auch wenn das politischen Willen und natürlich auch
Rücksicht von Rauchern erfordert“, so die Oberärztin und Leiterin der
Hochschulambulanz für Atemwegsinfektionen am Universitätsklinikum Marburg.
Was Raucher trotz besseren Wissens mit ihrer Gesundheit machen, liegt in
der Eigenverantwortung des Individuums. „Um aber Menschen im unmittelbaren
Umfeld vor den Auswirkungen des Passivrauchens zu schützen, brauchen wir
deutlich bessere Gesetze, die den Schutz der Menschen regeln.“ Barbara
Weckler geht es dabei auch um den Schutz von Kindern, Jugendlichen und vom
ungeborenen Leben in der Schwangerschaft. „Wir müssen zudem das
generationenübergreifende Modelllernen verhindern. Schon den Kleinsten auf
dem Spielplatz sollte nicht suggeriert werden, dass Rauchen zum
Standardverhalten gehört. Echte Vorbilder rauchen nicht vor Kindern!“