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Detox auf dem Acker: Mit weniger Pestiziden Ernährung sichern

Nützlingsrollwiese im Freiland-Gemüseanbau: Ein von der DBU gefördertes Projekt reduziert den Pestizideinsatz. Die DBU-Förderinitiative Pestizidvermeidung hat ein Volumen von 4,7 Millionen Euro und endet 2024. © Staatsschule für Gartenbau  Staatsschule für Gartenbau
Nützlingsrollwiese im Freiland-Gemüseanbau: Ein von der DBU gefördertes Projekt reduziert den Pestizideinsatz. Die DBU-Förderinitiative Pestizidvermeidung hat ein Volumen von 4,7 Millionen Euro und endet 2024. © Staatsschule für Gartenbau Staatsschule für Gartenbau
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Tagung zur DBU-Förderinitiative – 4,7 Millionen Euro für Projekte
Mit einer Abschlussveranstaltung heute (Dienstag) und morgen
geht die seit 2020 laufende Förderinitiative der Deutschen Bundesstiftung
Umwelt (DBU) zur Vermeidung und Verminderung von Pestiziden in der Umwelt
unter dem Titel „Detox auf dem Acker“ zu Ende.

„Wir können Wege für einen
nachhaltigeren Umgang mit Böden, Wiesen, Wasser und Luft finden“, sagt
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Das ist ein wichtiges Ergebnis
unserer Förderinitiative. Landwirtschaft und Umweltschutz hängen eng
zusammen. Die Beispiele aus der Praxis zeigen, wie die Sicherung sowohl
von Nahrung als auch Natur gelingt.“ Die DBU hat im Zuge der
Förderinitiative rund ein Dutzend Projekte unterstützt – mit insgesamt 4,7
Millionen Euro.

Zweitägige Konferenz mit Keynote, Impulsvortrag und Podiumsdiskussion

Bei der Vermeidung oder Verringerung von Pflanzenschutzmitteln in der
Umwelt fällt dem Agrarsektor eine Schlüsselrolle zu. Denn vor allem in
intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaften sind Pestizide eine
Hauptursache für Arten- und Lebensraumverlust und den Rückgang
biologischer Vielfalt. Doch es gibt alternative Lösungen – zum Wohl von
Landwirtschaft und Umwelt. Die zweitägige Konferenz im DBU Zentrum für
Umweltkommunikation startet heute Mittag nach der Begrüßung durch Dr.
Maximilian Hempel, Leiter der DBU-Abteilung Umweltforschung, mit einer
Keynote von Prof. Dr. Jens Dauber vom Thünen-Institut Braunschweig. Sein
Anliegen: Stellschrauben für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Reichlich
Gesprächsstoff dürften anschließend neben Hempels Erläuterungen zur DBU-
Förderinitiative ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Dirk Bunke vom
Ökoinstitut Freiburg zu Zielkonflikten und Handlungslösungen beim Spagat
Pflanzenschutz sowie eine Podiumsdiskussion zur Frage liefern, ob
Ernährungssicherung in intakten Ökosystemen auch ohne Pestizide möglich
ist. Morgen steht die Tagung ganz im Zeichen diverser Workshops, unter
anderem zu den Themen Monitoring und Kooperationsmodelle, Reduzierung von
Pflanzenschutzmitteln durch Digitalisierung sowie dem Potenzial von
Nützlingen.

Zu viel chemischer Pflanzenschutz eine Gefahr für die biologische Vielfalt
– und damit für den Menschen

Die Ambition der DBU-Förderinitiative erklärt Bonde folgendermaßen: „Es
geht um zukunftsfähige Perspektiven für Bäuerinnen und Bauern, damit deren
wirtschaftliche Existenzgrundlage selbst bei Verzicht und Reduktion von
Pestiziden gesichert bleibt. Die Ideen und Innovationen sollen aber
zugleich der Umwelt zugutekommen.“ Denn zu viel chemischer Pflanzenschutz
bedrohe die biologische Vielfalt – „mit direkten Folgen für Menschen.
Sinkt zum Beispiel die Zahl von Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und
Käfern, werden auch weniger Kulturpflanzen bestäubt, von Kirschen und
Kaffee bis Erdbeeren, Raps und Wassermelonen“, so Bonde. Tatsächlich sind
von den etwas mehr als 100 weltweit am meisten angebauten Kulturpflanzen
rund 90 auf Bestäubung angewiesen. Käme es zu einem Worst-Case-Szenario
und einem Totalverlust unter den Bestäubern, droht laut Experten ein
nahezu vollständiger Ernteverlust. Bonde: „Deshalb ist ein Detox auf dem
Acker – aber auch in der gesamten Umwelt – so notwendig.“

„Viele innovative und zugleich nicht-chemische Pflanzenschutzmethoden“

Nach den Worten von DBU-Abteilungsleiter Hempel ist davon auszugehen,
„dass derzeit in Deutschland im vergangenen Vierteljahrhundert der
Pestizidverkauf kaum zurückgegangen ist“. Hempel zufolge kommen demnach
bundesweit jedes Jahr etwa 30.000 Tonnen Wirkstoffe in ungefähr 90.000
Tonnen Pflanzenschutzmittelprodukten zum Einsatz. Und nach aktuellen
Angaben des Umweltbundesamtes auf Grundlage von Daten des Bundesamtes für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit waren 2021 bundesweit 950
Pflanzenschutzmittel mit 1.809 Handelsnamen zugelassen. Hempel: „Wir haben
2020 die Förderinitiative zur Pestizidvermeidung auch deshalb ins Leben
gerufen, weil zwar die Nachfrage nach umweltschonenden Pestizid-
Alternativen hoch, das praxiserprobte Angebot allerdings recht
überschaubar ist.“ Nun, zum Abschluss der Förderinitiative, „können wir
ein erfreuliches Ergebnis vorlegen: Zusammen mit den Projektpartnern ist
es gelungen, viele innovative und zugleich nicht-chemische
Pflanzenschutzmethoden zu entwickeln. Darauf lässt sich hervorragend
aufbauen.“ Das soll auch ein Anreiz für kluge Köpfe sein. Denn das
Bewerbungsverfahren für die DBU-Förderinitiative Pestizidvermeidung ist
zwar abgeschlossen. „Aber im Zuge der DBU-Fördertätigkeit können natürlich
zu diesem wichtigen Umweltschutz-Thema weitere Projektanträge eingereicht
werden“, so Hempel. Der Link dazu: www.dbu.de/antragstellung.

Nützlingsrollwiesen: wie ein Rollrasen im Fußballstadion

Ein besonders erfolgreiches Projekt der DBU-Förderinitiative war laut
Hempel die in der Staatsschule für Gartenbau in Stuttgart-Hohenheim
entwickelte Idee einer Nützlingsrollwiese im Freilandbau – zunächst für
Salatkulturen und Kohlrabipflanzen. Der Trick: Die Nützlingsrollwiese wird
auf einem Geflecht von Hanf und Kokosfasern vorkultiviert und mit
gewünschten Nützlingen als Schädlingsbekämpfer bestückt. Pünktlich zur
Pflanzung etwa von Kopfsalat wird die Nützlingsrollwiese ins Freiland
gebracht – ähnlich wie ein Rollrasen im Fußballstadion oder eigenen
Hausgarten. Anderes Beispiel: Ein Team aus dem bayerischen Straubing hat
für den Gemüseanbau ein biobasiertes Mulchverfahren in die Praxis
umgesetzt. Dabei dient eine Zwei-Komponenten-Mischung aus nachwachsenden
Rohstoffen als Mulchmaterial und wird per Spritzgerät ausgebracht. Das
Material ist biologisch abbaubar, geliert schnell auf der Erdoberfläche
und härtet aus. Das Ziel: Beikräuter werden in ihrer Keimung gehemmt und
bereits gekeimte Pflanzen am Wachstum gehindert.

Infos zur DBU-Förderinitiative „Vermeidung und Verminderung von Pestiziden
in der Umwelt“ finden sich hier:
https://www.dbu.de/themen/foerderinitiativen/pestizidvermeidung/

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