Healthy Crops-Team stärkt regionale Lösungen in Ostafrika GEMEINSAME PM VON HHU UND FRANZÖSISCHEM IRD

Ein internationales Forschungsteam, das „Healthy Crops“-Konsortium, hat
Reissorten entwickelt, die gegen eine schädliche Erkrankung der
Nutzpflanzen in Ostafrika und Madagaskar resistent sind.
Die neuen Sorten
sind widerstandsfähig gegen die Weißblättrigkeit (englisch „Bacterial Leaf
Blight“ oder kurz BB), die vom Bakterium Xanthomonas oryzae pv. oryzae
(Xoo) verursacht wird. Sie sollen nun an lokale Züchter in Madagaskar und
Tansania weitergegeben werden, die die Sorten zunächst in Feldversuchen
testen und dann an die Landwirte verteilen.
Reis ist ein Grundnahrungsmittel für mehr als vier Milliarden Menschen
weltweit und besonders wichtig für die Ernährungssicherheit und
wirtschaftliche Stabilität in Ländern mit niedrigem und mittlerem
Einkommen. In Tansania und Madagaskar stellen jüngste BB-Ausbrüche eine
ernste Bedrohung für die Lebensgrundlagen von Kleinbauern dar, die sowohl
die Nahrungsmittelversorgung als auch die lokale Wirtschaft bedrohen. Die
Krankheit verursacht erhebliche Ertragsverluste, die zu
Nahrungsmittelknappheit und Einkommensverlusten in landwirtschaftlichen
Gemeinschaften führen.
Der BB-Ausbruch in Ostafrika hat sich seitdem auf benachbarte Regionen
ausgeweitet. Dr. Ibrahim Hashim vom tansanischen Agrarforschungsinstitut
(TARI) erklärt: „Der Ausbruch, der erstmals 2019 festgestellt wurde, ist
derzeit in Tansania für Ertragseinbußen von 20 bis 25 Prozent
verantwortlich. Dies hat zu erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen
für Kleinbauern geführt, was sich wiederum auf die regionale
Ernährungslage insgesamt auswirkt.“ In Madagaskar sind ähnliche Verluste
zu verzeichnen, wie Dr. Mathilde Hutin vom Nationalen Französischen
Forschungsinstitut für Nachhaltige Entwicklung (IRD) berichtet.
Dr. Hutin und Dr. Boris Szurek, ebenfalls vom IRD, arbeiten eng mit Dr.
Hashim von TARI und Dr. Harinjaka Ravelonson vom Nationalen Zentrum für
Angewandte Forschung in der ländlichen Entwicklung (FOFIFA) zusammen, um
die Ausbreitung der Krankheit in beiden Ländern zu untersuchen. Gemeinsam
identifizierten sie die verantwortlichen Bakterienstämme und den
Infektionsmechanismus. Die Forschung ergab, dass die Ausbrüche durch die
unbeabsichtigte Einführung hochvirulenter Xoo-Stämme aus Asien verursacht
wurden. Diese asiatischen Stämme nutzen einen anderen Infektionsweg als
die lokalen afrikanischen Stämme, was die afrikanischen Reissorten
besonders anfällig macht.
Als Reaktion darauf hat das Healthy Crops-Team unter der Leitung von
Alexander von Humboldt-Professor Dr. Wolf B. Frommer von der Heinrich-
Heine-Universität Düsseldorf (HHU) drei neue Reissorten entwickelt, die
die Reisernten in Ostafrika gegen die aggressiven Xoo-Stämme schützen
sollen. Dabei kam die sogenannte marker-assistierte Rückkreuzung (MABB)
zum Einsatz, die die allgemeinen Eigenschaften der ursprünglichen Sorte
erhält und um die Resistenz erweitert. Diese moderne Züchtungsmethode
nutzt genetische Marker, um gezielt gewünschte Eigenschaften in Pflanzen
schneller und präziser zu etablieren.
Mithilfe dieser gezielten Züchtungsmethode übertrug Dr. Yugander Arra,
Alexander von Humboldt-Stipendiat an der HHU, krankheitsresistente
Merkmale einer asiatischen Reissorte auf zwei beliebte afrikanische
Elitereissorten: NERICA4 und Komboka. Der beschleunigte Züchtungsansatz
verkürzt die übliche Entwicklungszeit von Jahrzehnten auf nur wenige Jahre
und bietet neue Hoffnung für die Krankheitsbekämpfung bei diesen so
wichtigen Nutzpflanzen in Ostafrika.
Die neu entwickelten BB-resistenten Reissorten werden nun für Feldversuche
an lokale Züchter und Forschende in Madagaskar und Tansania weitergegeben.
In Madagaskar koordiniert Sergio Antonio Castro Pacheco diese Arbeit als
Wissenschaftler bei CIRAD, dem französischen Forschungszentrum für
internationale Agrarentwicklung, welches wiederum beim FOFIFA angesiedelt
ist. In Tansania überwacht Dr. Hashim die Tests. Nach weiteren Kreuzungen
und durch Validierung unter lokalen Bedingungen könnten diese Sorten das
nationale Zulassungsverfahren durchlaufen und – sofern sie sich als
nützlich erweisen – den Landwirten zugänglich gemacht werden.
Dr. Eliza Loo, Projektleiterin am Institut für Molekulare Physiologie der
HHU, erklärt: „Wir wollen das Einkommen und die Lebensgrundlage von
Kleinbauern verbessern, indem wir wissensbasierte Ansätze zur Bekämpfung
von Pflanzenkrankheiten einsetzen. Durch die Weitergabe der an der HHU
erzeugten Reissorten kommen wir dem Ziel unseres Projekts einen großen
Schritt näher.“
Prof. Frommer fügt hinzu: „Healthy Crops stellt Reissorten auch
interessierten Institutionen in anderen ostafrikanischen Ländern, die von
BB betroffen sind, zur Verfügung. Hierzu gehören Malawi, Uganda, Ruanda,
die Demokratische Republik Kongo, Sambia und Mosambik.“
Das Healthy Crops-Projekt wird von der Bill & Melinda Gates Foundation
(Grant ID INV-008733) und der Alexander von Humboldt-Stiftung unterstützt,
mit zusätzlicher Förderung durch das von CIRAD geführte EU-DESIRA-Projekt
DINAAMICC, an dem FOFIFA und IRD ebenfalls beteiligt sind.