Familie in Vielfalt: Wege zur Einbindung abwesender Eltern

Wie können abwesende Eltern in der Kinder- und Jugendhilfe besser erreicht
werden? Diese Frage diskutierten Fachkräfte und Wissenschaftler:innen bei
einer Tagung an der Evangelischen Hochschule Berlin am 14. und 15.
November 2024.
Im Fokus standen Herausforderungen pluraler Familienformen,
gesellschaftliche Einflüsse und neue Beratungskonzepte. Die Tagung bot
wertvolle Impulse für Praxis und Forschung, deren Ergebnisse in einem
geplanten Tagungsband vertieft werden.
Wie kommt es, dass Mütter oder Väter in der Beratung oder den Hilfen zur
Erziehung abwesend bleiben? Oft befinden sich Familien in der Kinder- und
Jugendhilfe in Übergangssituationen und Brüchen, die Fragen nach der
Herstellung von Familie (neu) aufwerfen. Neben konfliktbedingten
Abwesenheiten ergeben plurale Familienformen (z.B. Patchwork-,
Regenbogen-, Ein-Eltern-, Adoptiv-, Pflege-, Co-Parenting- oder Familien
mit mehreren Wohnsitzen) differenzierte Anforderungen an Fachkräfte.
Ebenso beeinflussen gesellschaftliche Entwicklungen, wie Migration,
veränderte Anforderungen im Erwerbsleben die An- bzw. Abwesenheit von
Eltern. Die Herstellung von Familie ist durch die Co-Existenz von sozialer
und leiblicher Elternschaft mit vielfältigen Abstimmungsprozessen
verbunden. Welche Beratungskonzepte bieten welche Möglichkeiten, um diese
vielfältigen Konstellationen zu berücksichtigen?
Mit diesen Fragen beschäftigte sich eine Fachtagung an der Evangelischen
Hochschule Berlin am 14. und 15. November 2024 in Berlin. Der Fachtag
wurde von der Evangelischen Hochschule Berlin, der Deutschen Gesellschaft
für Systemische Soziale Arbeit (DGSSA), der Fachgruppe Elter(n)schaft und
Familienarbeit der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) und
Mitarbeiterinnen des Bezirksamtes Mitte Berlin organisiert.
Die Tagung bildete ein breites Spektrum von Problemfeldern und
konzeptionellen Angeboten ab. Dabei lag der Fokus nicht nur auf den Themen
von Fachkräften und Elternteilen bzw. Familien, sondern es wurden auch
gesellschaftliche, theoretische und methodische Fragen aufgriffen: Respekt
vor den Perspektiven der Beteiligten, Leitbilder in den Beratungssettings
(z.B. heteronormative Ausrichtung, Betonung der Mutter-Kind-Dyade),
Transparenz von Entscheidungen und Begründungen, Mitwirkungsmöglichkeiten
von Klient:innen. Zentrale Fragen waren, welche Kommunikationswege genutzt
werden müssen, um positive Veränderungen zu bewirken, und wie eine
erfolgreiche Aktivierung zur Selbsthilfe gelingen kann.
Als besonders wertvoll wurden die Kontakte von Wissenschaft und Praxis
hervorgehoben und das hohe Interesse von Studierenden. Ein geplanter
Tagungsband im Rahmen der Jahrbücher der Systemischen Sozialen Arbeit bei
Beltz-Juventa wird eine differenzierte und kontinuierliche Fachdiskussion
unterstützen. Auch für die Zukunft werden folgende Themen bedeutsam sein
und zum Kern fachlicher Weiterentwicklung gehören:
- Mit welchen Praktiken werden abwesende Eltern eingeladen?
- Welche Beratungsstrategien unterstützen Zugänge und stehen genügend
Ressourcen bereit?
- Mit welchen Rollenvorstellungen von Müttern, Vätern und Kindern ist in
den Beratungssettings zu rechnen?
- Welche Annahmen leiten die beteiligten sozialen Organisationen und die
gesetzlichen und administrativen Vorgaben?