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Studie zum Untergang der MS „Melanie Schulte“

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Hereon-Forschende haben eines der schwersten Schiffsunglücke der deutschen
Handelsgeschichte rekonstruiert

1952 ist der Frachter MS „Melanie Schulte“ im Atlantik gesunken.
Wrackteile lassen darauf schließen, dass das Schiff auseinanderbrach. Die
Ursache dafür konnte nie endgültig geklärt werden. Forschende vom
Helmholtz-Zentrum Hereon haben jetzt untersucht, ob außergewöhnlich hohe
Wellen und ein besonders starker Sturm zum Untergang des Frachters geführt
haben könnten.

Die letzte bekannte Position der MS „Melanie Schulte“ liegt im
Nordatlantik, westlich von Schottland. Dort gab das Schiff am 21. Dezember
1952 den letzten Funkspruch ab. Dann sank es. Das bestätigten Wrackteile,
die einen Monat später in Schottland angeschwemmt wurden. Sie zeigten: Das
Material war teilweise gebrochen. Doch wieso bricht ein 136 Meter langes
und 18 Meter breites Schiff auseinander? Im Zuge eines
Untersuchungsberichts und eines Gerichtsverfahrens wurden Vermutungen
aufgestellt: Fehler in der Konstruktion des Schiffes, falsche Navigation,
ungleich verteilte Ladung, zu hoher Seegang. Doch die tatsächliche Ursache
konnte nie ganz geklärt werden.

Hereon-Forschende haben nun versucht, einige der Vermutungen
wissenschaftlich zu untermauern. Dr. Ina Teutsch und Dr. Nikolaus Groll
vom Institut für Küstensysteme - Analyse und Modellierung haben dafür eine
bestehende Seegangssimulation benutzt. Anhand von Wetter- und
Seegangsberechnungen aus dem Dezember 1952 konnten sie abschätzen, wie
stark der Wind und wie hoch die Wellen zum Zeitpunkt des Unglücks im
Nordatlantik waren. Das Ergebnis: Der Seegang war zwar hoch, aber nicht
außergewöhnlich. Die Höhe der Wellen wird wahrscheinlich nicht allein zum
Untergang geführt haben. Entscheidender könnten dagegen die Wellenlänge
und die Richtung gewesen sein, aus der die Wellen auf das Schiff trafen.

Länge und Richtung der Wellen entscheidend

Den Berechnungen zufolge entsprach die Wellenlänge etwa der Länge des
Schiffes. So wurde der Frachter ständig hin und her gebogen. Befand er
sich auf einer Welle, wurden Bug und Heck stärker belastet. Befand er sich
zwischen zwei Wellen, wurde er mehr am Bug und Heck vom Wasser getragen,
und die Mitte stärker belastet. Die strukturelle Integrität des Schiffes
könnte zusätzlich noch dadurch beeinträchtigt worden sein, dass die Ladung
von 9.300 Tonnen Erz ungleich verteilt gewesen war.

Aus der Seegangssimulation von Teutsch und Groll geht außerdem hervor,
dass die Wellen wahrscheinlich seitlich auf das Schiff getroffen sind. Das
ließ es zusätzlich hin und her schaukeln. „Wahrscheinlich haben alle diese
Effekte zusammengespielt und die Struktur des Schiffes geschwächt, sodass
es auseinanderbrach“, fasst Groll zusammen.
Das Ergebnis der Studie bestätigt Vermutungen, die bislang über den
Untergang der „Melanie Schulte“ angestellt, aber nie vollkommen bewiesen
werden konnten. So zogen etwa Gutachter im Jahr 1953 ähnliche Schlüsse wie
Groll und Teutsch. Doch hatten sie damals nicht die Mittel, ihre Annahmen
mit komplexen Seegangssimulationen zu berechnen. „Wir konnten die
Erkenntnisse jetzt empirisch untermauern“, sagt Groll. Für ihn und seine
Kollegin bedeutet die Studie aber noch mehr: „Den Datensatz, den wir für
diese Untersuchung verwendet haben, nutzen wir sonst, um zu untersuchen,
wie sich das Seegangsklima entwickelt. Diese Studie hat gezeigt, dass man
die Daten und Modelle aber für viel mehr verwenden kann.“

Hintergrund der Studie

Die Studie „Seegangsbetrachtung zum Untergang der MS ,Melanie Schulte' im
Jahr 1952“ wurde auf Initiative des Ostfriesischen Landesmuseums in Emden
durchgeführt. Das Museum hatte dem Frachter eine Sonderausstellung
gewidmet. Teutsch und Groll lieferten wissenschaftliche Inhalte für diese
Ausstellung. Die „Melanie Schulte“ war ein Stückgutfrachter der Emder
Reederei Schulte & Bruns und des Hamburger Handelsunternehmens Toepfer.
Sie versank nur wenige Wochen nach ihrer Indienststellung. Der Untergang
gilt als eines der schwersten Schiffsunglücke der deutschen
Handelsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg.

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