Mit Lehrmaterialien gegen Fake News zum Klimawandel - Internationale Summer Schools über Feucht- und Forstökosysteme
Gemeinsam forschen und lernen, und das über Ländergrenzen hinweg: Die
Europäische Union fördert über das Programm Erasmus+ eine internationale
Kooperationspartnerschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung
empfindlicher Feucht- und Forstökosysteme in Europa. Für drei Jahre stehen
insgesamt 400 000 Euro zur Verfügung. Das Projekt, das von der Universität
Ulm koordiniert wird, richtet sich an Studierende aus Deutschland,
Estland, Frankreich, Tschechien und der Ukraine. Herzstück der
internationalen Kooperation: „Summer Schools“ in Frankreich, Tschechien
und der Ukraine. Ebenfalls auf der Agenda: Videos gegen Fake News.
Weltweit setzen Trockenlegung und Klimawandel Feuchtgebieten massiv zu. Es
sind vor allem steigende Temperaturen und eine veränderte Wasserbilanz,
die Sümpfe, Moore und andere Feuchtgebiete bedrohen. Das „Summer School“
Programm „EcoSocMan“ der Universität Ulm widmet sich daher insbesondere
Fragestellungen aus der Ökologie dieser Feuchtgebiete. Die teilnehmenden
Studierenden aus den Bio- und Forstwissenschaften lernen dabei, wie sich
klimabedingte Ökosystemveränderungen wissenschaftlich erfassen und
erklären lassen. „Der interdisziplinäre Ansatz, der von Seiten der
Lehrenden auch die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit einbezieht,
macht es möglich, Fragestellungen aus ganz verschiedenen Perspektiven zu
bearbeiten, beispielsweise um ökonomische oder gesellschaftliche
Zusammenhänge zu berücksichtigen“, erklärt Professor Michael Hiete. Der
Inhaber der Professur für Wirtschaftschemie an der Universität Ulm ist
akademischer Koordinator von „EcoSocMan - Awareness through Science
Education for Ecosystem Ecology, Society and Management”. Feuchtgebiete
sind große Kohlenstoffspeicher, können aber auch große Mengen an
Treibhausgasen wie Methan freisetzen. Daher ist das Management unter
Einbeziehung der lokalen Akteure so wichtig.
„Um die Veränderungen der Ökosysteme zu verstehen und unterschiedliche
Managementstrategien kennenzulernen, reisen wir mit unseren Studierenden
in diesem Sommer nach Südfrankreich, im nächsten Jahr ins Grenzgebiet
zwischen Deutschland und Tschechien sowie 2026 in die Ukraine – insofern
die politische Situation dies zulässt“, erläutert Dr. Eva Keppner von der
Studienkommission Biologie, die das Kooperationsprojekt operativ
koordiniert. In begleitenden Online-Kursen und Workshops bereiten sich die
Teams auf die Aufenthalte im Gelände vor.
Als Partner mit im Boot ist auch die Stuttgarter Film-Firma „simpleFilm“,
die nicht nur die Feldforschung vor Ort begleitet, sondern mit den Teams
zudem die Produktion von Wissenschafts-Videos trainiert. „Wir wollen die
Studierenden fit machen für Maßnahmen gegen Fake News und sie
sensibilisieren für eine gute Wissenschaftskommunikation“, so
Mitorganisator Dr. Daniel Schropp, der am Zentrum für Lehrentwicklung den
Bereich Lehramtsstudium koordiniert. „Die ganze Klimadebatte ist
ideologisch aufgeheizt und massiv von Falschdarstellungen durchdrungen.
Deshalb sollten angehende Biologinnen und Biologen sowie zukünftige
Fachlehrer und Fachlehrerinnen lernen, wie man wissenschaftliche
Erkenntnisse faktentreu und zugleich verständlich kommuniziert“, ist das
Ulmer „EcoSocMan“-Team überzeugt. An dem Kooperationsprogramm beteiligen
sich überdurchschnittlich viele Lehramtsstudierende. Insgesamt können pro
Jahr 25 bis 30 Studentinnen und Studenten aus den Partnereinrichtungen
teilnehmen. “Diese Projektpartnerschaft bietet den Studierenden beste
Möglichkeiten zum interkulturellen Austausch und zur persönlichen
Vernetzung über Ländergrenzen hinweg. Solche Erfahrungen sind sehr
bereichernd“, sind sich die Antragsteller Dr. Keppner, Dr. Schropp und
Prof. Hiete sicher.
Das erste gemeinsame Treffen zum Auftakt fand Anfang Februar an der
Universität Ulm statt. Die Delegation aus der Ukraine, die zum ersten Mal
bei einem Ulmer „Summer School“-Projekt mit dabei ist, reiste dafür eigens
aus Lviv mit dem Bus an. Im Mai werden dann die ersten Workshops online
abgehalten, bevor es im September in die Natur geht.
Zu den Partnerorganisationen von „EcoSocMan“ gehören neben der Universität
Ulm die Estonian University of Life Sciences, die University of South
Bohemia, die Aix-Marseille University, die Ukrainian National Forestry
University, die Goethe Universität Frankfurt am Main und die Firma
simpleFilm.