Gestörte Sprachentwicklung -Neu an der UDE: Tanja Ulrich


Wer unter Sprachentwicklungsstörungen leidet, findet oft keine passenden
Worte. Wie man sie unterstützen kann, erforscht Dr. Tanja Ulrich. Die neue
Professorin für Pädagogik und Didaktik konzipiert an der Fakultät für
Geisteswissenschaften der Universität Duisburg-Essen (UDE) Methoden für
pädagogische und therapeutische Kontexte. Zudem plant sie eine
Sprachambulanz für Jung und Alt. Ihre Professur ist die erste am kürzlich
gegründeten Institut für Sonderpädagogik.
In Deutschland haben bis acht Prozent der Kinder
Sprachentwicklungsstörungen. Woran man das sieht? Sie fangen später als
Gleichaltrige an zu sprechen oder lassen wichtige Satzteile weg. In der
Schule können sie Inhalte von Sätzen und Gesprächen nicht oder
unzureichend verstehen. Betroffen sind zudem Grammatik und Wortschatz.
Wird die Sprachfähigkeit im Erwachsenenalter eingeschränkt, ist die
Ursache oft ein Schlaganfall oder eine Erkrankung wie Parkinson oder
Demenz.
Ulrich möchte diese Probleme bei Kindern und Erwachsenen angehen. Zuerst
widmet sie sich dem Lehrberuf. „Wie kommuniziert wird, entscheidet, was
bei den Kindern in Kita und Schule ankommt. Die Sprache muss sie abholen,
wo sie sind. Sprachliche Beeinträchtigung hindert oft, Lern- und
Bildungsziele zu erreichen. Aufgabe bei der Professionalisierung der
Lehrkräfte ist es, dafürzu sensibilisieren, wie der bewusste Einsatz von
Sprache Lernbarrieren abbauen kann.“ In der Lehre möchte die 42-Jährige
das Studienangebot fürs Lehramt der sonderpädagogischen Förderung
weiterentwickeln. Sprich: Studierende sollen praxisnah ausgebildet werden
und Erfahrungen bei der Förderung von Menschen mit sprachlichem
Unterstützungsbedarf sammeln. „Mir ist wichtig: Wofür brauche ich das
theoretisch Gelernte?“ Praxis können angehende Lehrkräfte auch in der
geplanten Sprachambulanz üben. „Wir werden erst nur ausgewählte
Institutionen beraten. Später sollen Kinder, Jugendliche sowie Erwachsene
mit Sprachproblemen zu uns kommen können.“
Mit Sprache beschäftigt sich Ulrich seit ihrer Logopädie-Ausbildung
(1999-2022). Dann studierte sie Lehr- und Forschungslogopädie mit
Auszeichnung (2008) an der RWTH Aachen. 2012 wurde sie an der Uni Köln zum
Wortschatzerwerb bei Kindern promoviert. Nach der Habilitation (2018)
forschte sie an der Uni Köln (2008-12; 2014-17) und leitete eine Schule
für Logopädie (2012-14) in der Stadt. Vor der UDE-Berufung vertrat sie
seit 2017 die Professur für Sprachbehindertenpädagogik an der Uni Köln und
für Inklusion mit Schwerpunkt Sprache und Kommunikation an der Uni
Paderborn (2022). Ihre Forschung wurde mehrfach ausgezeichnet.