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Weibliche Herzen unterscheiden sich von männlichen in Größe und
Pumpleistung – Kardiologin erklärt, was bei Frauen zur Herzschwäche führt
und wie sie sich davor schützen

Lässt die Pumpkraft des Herzens nach, hat das Folgen für den gesamten
Körper. Organe wie Gehirn, Leber, Nieren und Muskeln werden nicht mehr
genügend mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut versorgt. Kardiologen
unterscheiden verschiedene Formen der Herzschwäche (medizinisch
Herzinsuffizienz). Bei der Herzschwäche mit verminderter Pumpfunktion
(systolische Herzinsuffizienz) pumpt das Herz nicht mehr kräftig genug.
Bei der Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion pumpt das Herz zwar noch
kräftig, aber es füllt sich nicht mehr ausreichend mit Blut, da das Gewebe
nicht mehr elastisch genug ist. Kardiologen sprechen dann von
diastolischer Herzschwäche.

Herzschwäche bei Frauen: Dehnbarkeit des Herzens häufig gestört
„Frauen leiden eher an diastolischer Herzschwäche, also einer Störung der
Dehnbarkeit und damit der Füllung des Herzens“, sagt Kardiologin Prof. Dr.
Christiane Tiefenbacher, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Das
ist auf die Unterschiede von weiblichen und männlichen Herzen sowohl in
der Größe als auch in der Pumpleistung zurückzuführen. Dies spiegelt sich
in der Form der Herzschwäche wider. Denn Frauen haben generell ein etwas
steiferes und kleineres Herz als Männer. Es kann sich schlechter dehnen
und mit Blut füllen. Ausgeglichen wird dies über eine höhere Pumpleistung.
Werden Frauen älter, gewinnt diese anatomische Gegebenheit an Bedeutung:
Mit zunehmendem Alter nimmt die Herzgröße ab. In den Wechseljahren kommt
es durch die verringerte Östrogenproduktion neben Blutdrucksteigerungen
auch zu einer vermehrten Bildung von Bindegewebe im Herzen. Das Herz
verliert weiter an Elastizität.

Weitere Risikofaktoren, die eine Herzschwäche bei Frauen begünstigen
Und noch weitere Einflussfaktoren begünstigen die weibliche Herzschwäche:
„Besonders Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes mellitus wirken sich
negativ auf die Elastizität des Herzgewebes aus und stellen für Frauen
daher bedeutende Risikofaktoren für eine Herzschwäche dar. Treten sie
gemeinsam auf, potenzieren sich ihre Wirkungen“, erklärt die Chefärztin
für Kardiologie am Marien-Hospital Wesel. Auch mit Blick auf das
Herzinfarkt-Risiko seien die genannten Faktoren kritisch. „Eine
Herzschwäche ist häufig die Folge eines Herzinfarkts. Bei dem Infarkt im
Herzen stirbt Herzgewebe ab und Vernarbungen entstehen, was die Leistung
des Herzens einschränkt“, so die Herzstiftungs-Expertin.

Symptome eines schwachen Herzens erkennen
Eine Herzschwäche entwickelt sich meist schleichend – und bleibt daher oft
lange unerkannt. Nicht selten werden die Symptome fälschlicherweise als
Alterserscheinung abgetan. „Frauen sollten wachsam sein. Atemnot, eine
nachlassende Leistungsfähigkeit sowie Erschöpfung sind erste Symptome
einer Herzschwäche. Auch lassen Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme,
häufig die Füße anschwellen“, sagt Prof. Tiefenbacher. Alltägliche
Aktivitäten werden anstrengender, etwa Treppensteigen, Einkaufen oder
Radfahren.
Wichtig zu wissen:  Ein plötzliches Auftreten von Symptomen wie
Kurzatmigkeit, Müdigkeit, körperliche Schwäche, Schlafstörungen oder auch
gelegentlich Beschwerden im Rücken und Oberbauch können bei Frauen einen
Herzinfarkt anzeigen. Der typische Brustschmerz fehlt bei ihnen häufig
oder ist weniger stark ausgeprägt. Informationen zu den Herzinfarkt-
Symptomen: <https://herzstiftung.de/herzinfarkt-frauen-symptome>

Was Herzschwäche so gefährlich macht
Die Herzschwäche ist eine ernste und tückische Erkrankung, die sich
meistens mit unspektakulären Symptomen und schleichend mit Atemnot,
Leistungsabnahme und Flüssigkeitseinlagerungen bemerkbar macht,
beispielsweise in den Unterschenkeln (geschwollene Beine, Knöchelödeme).
Das birgt die Gefahr, dass ältere Betroffene ihre Beschwerden dem Alter
zuschreiben und diese einfach so hinnehmen, anstatt zum Arzt zu gehen.
Eine chronische Herzinsuffizienz sollte in jedem Fall behandelt werden.
Hierzulande zählt die Herzschwäche zu den häufigsten Todesursachen und ist
eine häufigere Todesursache als Krebs. Bis zu vier Millionen Menschen in
Deutschland haben ein schwaches Herz. Mit zunehmendem Alter steigt das
Risiko. Mehr als 40.000 Menschen sterben jährlich an dieser Krankheit.
„Jeder, der unter Atemnot leidet, sollte ärztlich abklären lassen, ob eine
Herzkrankheit, etwa eine Herzschwäche, die Ursache ist“, rät Prof.
Tiefenbacher. „Je früher ein krankes Herz erkannt und behandelt wird, umso
eher kann man einer Verschlechterung entgegenwirken.“

(akl)

Der Ratgeber „Koronare Herzkrankheit und Herzschwäche – was ist bei Frauen
anders?“
(20 Seiten) kann kostenfrei bei der Herzstiftung unter Telefon (0 69)
955128-400 und unter <www.herzstiftung.de/bestellung> angefordert werden.

Podcast: imPULS – Wissen für Ihre Gesundheit
Frauenherzen schmerzen anders - Ein Podcast-Gespräch über den kleinen
Unterschied am Herzen mit Expertin Prof. Vera Regitz-Zagrosek:
<www.herzstiftung.de/podcasts>