Bewegendes Hochschul-Buch: „Sportstadt Coburg“
Sportwegweiser, Fußball, Skateboard-Contest: Studierende der Hochschule
Coburg unter-suchen das Phänomen Sport und entwickelten Ideen für die
„Sportstadt Coburg“. Daraus ist ein Buch entstanden.
Der HSC macht Coburg zur Handballstadt. Andererseits denken viele bei
Sport und Coburg als erstes an Tennis, seit Kevin Krawietz 2020 zum
zweiten Mal den Doppel-Titel der French-Open holte. In den 1990er Jahren
war Coburg bei Funsportlern in ganz Deutschland bekannt: 2500 Quadratmeter
voller Halfpipes, Curbs, Miniramps – der Outdoor-Skatepark auf dem Gelände
des Stadtjugendrings war damals einer der größten der Republik. Und was
ist eigentlich der älteste bekannte Sportverein Coburgs? Die
Schützengesellschaft, 1354 gegründet. Die Coburger Sportwelt ist
vielfältig und wandelt sich. Sie ist in vieler Hinsicht auf andere Orte
übertragbar. Sport betrifft viele, er interessiert viele, er ist ein
Phänomen – dem widmete sich die Hochschule Coburg im Wintersemester
2020/21 in einem interdisziplinären Seminar. Unter dem Titel „Sportstadt
Coburg. Ideen für die Regionalentwicklung“ wurden einige Ergebnisse nun
als E-Book veröffentlicht.
Sportangebot aus Studierendensicht
Das Buch ist das zweite in der Reihe „Ergebnisse disziplinärer Lehre“, es
zeigt auf spannende Weise die Geschichte der Region als eine Geschichte
des Sports und es stellt mögliche Projekte vor, mit denen sich Coburg als
Sportstadt entwickeln kann. Zum Beispiel als Marathonstadt. Oder als
Wasserballstadt. Bwl-Student Matteo Lanzone beschreibt die Bedeutung der
Coburger Sportangebote für Studierende und lotet Möglichkeiten aus. „Seit
meinem ersten Tag in Coburg habe ich mir eines gewünscht: Wasserball in
Coburg!“, schreibt er. „Ich komme nämlich aus Genua, Italien, wo
Wasserball nicht als Nischen-Sportart gesehen wird, sondern fast ein
Nationalsport ist.“
Fabian Geuß studiert Bauingenieurwesen und entwarf ein Konzept für einen
Skateboard Contest als Initialzündung zum (Wieder-)Aufbau der Skaterszene
in Coburg. „Auswärtige Studierende können einbezogen und dauerhaft in die
lokale Szene einbezogen werden“, schlägt er beispielsweise vor.
Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen nutzten Methoden der
Sozial- und Kulturwissenschaften, nahmen Kontakt zur Coburger Sportszene
auf, um ihre Projektideen zu recherchieren. Seminarleiter Prof. Dr.
Christian Holtorf erklärt: „Dabei fragten sie nach den gesellschaftlichen
Wirkungen, nach möglichen Zielgruppen und Sponsoren und konnten dadurch
konkrete Vorschläge für die praktische Umsetzung entwickeln.“
Häufig spielte eine Rolle, wie sich die Coburger Sportvereine
weiterentwickeln können. Paulina Hilbig aus dem Studiengang
Versicherungswirtschaft hat einen „Sportwegweiser“ erstellt, der dazu
beitragen soll, dass die Vereine zur Anlaufstelle für Erstsemester werden.
Lena Schmitt und Magdalena Schüler aus dem Studiengang Soziale Arbeit
beleuchten in ihrem Beitrag Sport und Migration in Coburg. Ob E-Sport in
der Hochschule oder vielfältige Outdoor-Möglichkeiten: Die Studierenden
präsentieren auf knapp 130 Seiten neue Ansätze, um Coburg als Sportstadt
auszubauen – und dabei Region und Hochschule zu verbinden.
Als Fußball noch rustikal war
Anregungen dafür hatten sie auch von Gastdozenten bekommen: Eberhard
Fröbel, der das Sportamt der Stadt Coburg leitet, gab vielfältige
Einblicke in die Coburger Szene, außerdem diskutierten die Studierenden
mit Mario Tvrtkovic, Stadtplaner und Architekturprofessor der Hochschule
Coburg, über Räume für den Sport in der Stadtentwicklung. Der Kölner
Sporthistoriker Olaf Stieglitz sprach über Sport im Wandel der Zeit und
der Kunsthistoriker und Sportjournalist Robert Schäfer über
„Vereinssterben im Fußball – die Situation in Oberfranken“. Er vermittelte
auch die historischen Bilder, die das Buch über die „Sportstadt“
illustrieren: Es sind alte, ungewöhnliche Fotos oberfränkischer
Fußballplätze – mal mit einer Schafherde, die den Platz „mäht“, mal mit
improvisierten Toren. Heute ist Sport ein breiter gesellschaftlicher Trend
– aber auch ein Standortfaktor, wie Prof. Holtorf erklärt:
„wissenschaftlich und technologisch, wirtschaftlich und kulturell, in
Bezug auf Bildung und Gesundheit.“ Im Rahmen des Themenjahres „Technologie
und Sport“ der TechnologieAllianzOberfranken TAO sind 2022 weitere
Veranstaltungen geplant, die das „Phänomen Sport“ beleuchten.