Veranstaltung zum Umgang mit Besitz jüdischer Auswanderer während der NS- Zeit
Die Abteilung Provenienzforschung des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM)
/ Leibniz-Institut für Maritime Geschichte in Bremerhaven lädt am
Donnerstag, 7. Oktober 2021, zum internationalen Symposium "Der Umgang mit
Umzugsgut jüdischer Emigranten in europäischen Häfen" ein.
Kunstwerke, Schlafzimmereinrichtungen, Eisschränke, Kristall- und
Porzellanwaren – kurzum: ganze Hausstände brachten jüdische Bürger:innen,
die auswandern wollten, ab 1939 zur Verschiffung in die Häfen. Sie taten
es in der Hoffnung, mit ihnen in einem anderen Land ein neues Leben zu
beginnen. Doch statt das Hab und Gut zu verschiffen, beschlagnahmten und
versteigerten die nationalsozialistischen Behörden es in Deutschland.
In einem vom DSM organisierten internationalen Symposium stellen
Forschende, die zur Beschlagnahmung von Umzugsgut aus jüdischen Haushalten
in europäischen Hafenstädten arbeiten, ihre aktuellen Forschungsergebnisse
der breiten Öffentlichkeit vor. Fachpublikum und Interessierte können die
ganztägige Veranstaltung am Donnerstag, 7. Oktober, ab 9 Uhr entweder
online verfolgen oder live im Haus der Wissenschaft in Bremen erleben.
Fachleute aus Österreich, Italien, den Niederlanden und Deutschland
stellen in Vorträgen dar, was in den Hafenstädten Triest, Rotterdam,
Hamburg, Bremen und Genua mit dem Besitz während des Nationalsozialismus
geschah und wie es als enteignetes Gut in andere Haushalte geriet. Das
internationale Symposium ist die erste Veranstaltung dieser Art, von der
sich die Organisatorin und Provenienzforscherin am DSM, Susanne Kiel, eine
europaweite Vernetzung der Expert:innen verspricht. „Wir möchten die
Ähnlichkeiten und Unterschiede diskutieren, die es beim Umgang mit
Umzugsgütern von jüdischen Emigranten in den Hafenstädten gab.“
Kiel adressiert mit dem Symposium jedoch nicht nur Fachleute, sondern
alle, die an dem Thema interessiert sind. Innerhalb Bremens wurden viele
Güter direkt an die Bevölkerung versteigert. „Wir sind interessiert an den
Archiven von Speditionen und Unternehmen, die im Nationalsozialismus in
der Logistik und im Transportwesen tätig waren. Über diese ließe sich die
Spur zu einigen Gegenständen besser nachvollziehen“, sagt Kiel. Dabei gehe
es nicht um die Schuldfrage, sondern um die Vervollständigung der
wissenschaftlichen Darstellung. Bisher könne sie nur die Geschichte der
jüdischen Emigranten rekonstruieren, sagt Kiel. Es fehle der Part von
Käufer:innen, Speditionen und Unternehmen aus Bremen. Kiel hofft, dass
sich über ein breites Publikum die Geschichte des einen oder anderen
verschwundenen Gegenstandes zu Ende erzählen lässt.
Internationales Symposium "Der Umgang mit Umzugsgut jüdischer Emigranten
in europäischen Häfen" am Donnerstag, 7. Oktober 2021, von 9 bis 17 Uhr
online oder live im Haus der Wissenschaft Bremen, Sandstraße 4/5. Der
Eintritt ist frei, Anmeldungen für die Präsenzveranstaltung und für die
digitale Teilnahme müssen bis 5. Oktober über die Website erfolgen.
Die Veranstaltung wird gefördert durch den Arbeitskreis
Provenienzforschung e.V.
Die Provenienzforschung am DSM wird gefördert durch das Deutsche Zentrum
Kulturgutverluste.