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Starkes analoges Comeback in Stuttgart: DGU beendet weltweit größten Präsenzkongress für Urologie 2021

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Während andere medizinische Großveranstaltungen noch im Netz verharren,
kann die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) nach ihrem ersten
physischen Kongress seit Beginn der Corona-Pandemie ein positives Fazit
ziehen: Gut 4600 Teilnehmende aus dem In- und Ausland haben den 73. DGU-
Kongress vom 15. bis 18. September 2021 vor Ort im Internationalen
Congresscenter Stuttgart (ICS) besucht und die Gelegenheit zum
persönlichen fachlichen Dialog genutzt.

Ein Livestream aus dem wissenschaftlichen Programm des weltweit größten
Präsenzkongresses für Urologie 2021 unter der Leitung von Prof. Dr. med.
Dr. h.c. Arnulf Stenzl konnte virtuell verfolgt werden.

„Wir sind sehr froh, dass es uns gelungen ist, dem wissenschaftlichen
Austausch in unserem Fach wieder den gewohnt konstruktiven und
persönlichen Rahmen zu geben und haben mit dem Livestream das Beste aus
zwei Welten zusammengeführt. Damit hat die DGU ein Veranstaltungsmodell
der Zukunft umgesetzt, das den Anforderungen zeitgemäßer Medizinkongresse
entspricht“, resümiert Kongress-Präsident Prof. Stenzl.  Der Ärztliche
Direktor der Klinik für Urologie, Tübingen, hatte unter dem Kongressmotto
„eUrologie“ sowohl die „Eurologie“ im Sinne der europäischen
Zusammenarbeit in der Urologie, etwa bei der Erstellung europäischer
Leitlinien, als auch die Digitalisierung im urologischen Alltag und mit
der €urologie außerdem das Spannungsfeld zwischen Medizin und Ökonomie in
den Fokus gestellt. Zum Kongress-Auftakt richtete
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine Video-Botschaft an die Urologen.

Das wissenschaftliche Programm des 73. DGU-Kongresses bildete aktuelle
Erkenntnisse aus allen Bereichen der Urologie ab: Updates zu allen
urologischen Tumoren, zu uro-onkologischen Leitlinien, aktuelle
Erkenntnisse zu personalisierten onkologischen Therapien und zu
minimalinvasiven Therapien von Harnsteinen, der gutartigen
Prostatavergrößerung und der Harninkontinenz gehörten dazu. Auch die
Virologie mit dem Urologen als Impfarzt und dem Appell zur HPV-Impfung für
Jungen, Antibiotikaresistenz in Europa und interdisziplinäre Leitlinien in
der Kinderurologie standen auf der Agenda. Genetische Ursachen des
unerfüllten Kinderwunsches beim Mann, Kryokonservierung von Spermien und
Hodengewebe als Kassenleistung und männliche Infertilität als Spiegel der
Gesundheit lauteten aktuelle Themen aus der Andrologie.
Nobelpreisträger Prof. Harald zur Hausen und der ehemalige
Ministerpräsident von Baden-Württemberg und EU-Kommissar Günter Oettinger
zählten zu den prominenten Referenten vor Ort in Stuttgart.

Ebenfalls in prominenter Besetzung mit dem Präsidenten der
Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, diskutierten die Urologen in
Stuttgart die fachärztliche Weiterbildung und forcierten die
Implementierung des neuen DGU-zertifizierten transsektoralen
Weiterbildungscurriculums Urologie (WECU), mit dem die Fachgesellschaft
mehr gut ausgebildeten Fachärztinnen und -ärzte für Urologie generieren
will. Das sei in der prosperierenden Urologie mit einem Plus von rund 20
Prozent beim Versorgungszuwachs eine zentrale Zukunftsaufgabe, so WECU-
Initiator und DGU-Generalsekretär Prof. Dr. med. Maurice Stephan Michel.

Mit der „Arbeitsgemeinschaft sektorenübergreifende fachärztliche
urologische Versorgung“ sowie der „Arbeitsgemeinschaft Urologinnen“
stellte der Generalsekretär auf dem Kongress zwei weitere Bausteine aus
der „Zukunftsoffensive Urologie“ vor. Die „AG Urologinnen“ soll eine
strukturelle Frauen-Förderung in der Urologie voranbringen und beging ihre
Gründungsveranstaltung in Stuttgart.
Aus der DGU-Eröffnungs-Pressekonferenz kam eine klare Forderung an die
Gesundheitspolitik: Angesichts der aktuellen Leitlinien-Empfehlung für das
multiparametrische MRT zur verbesserten Prostatakrebs-Diagnostik müssten
die Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Patienten übernehmen, so
DGU-Generalsekretär Michel.

Kongresspräsident Stenzl informierte die Presse über aktuelle DGU-Projekte
zur patientenorientierten Telemedizin wie das erweiterte e-Konsil
Urologie, das nach der Zweitmeinung von ausgewiesenen Experten für
Hodentumore jetzt ebenfalls kostenfreie Telekonsile für das Peniskarzinom
und das metastasierte Nierenzellkarzinom ermöglicht. Auch der Relaunch der
„Entscheidungshilfe Prostatakrebs“, mit der sich bereits über 14.000
Patienten online auf ihr ärztliches Beratungsgespräch vorbereitet haben,
stellt nach Prof. Stenzls Worten einen weiteren digitalen Schritt zur
Verbesserung der uro-onkologischen Patientenversorgung dar.

Mit Blick auf die Männergesundheit richtete DGU-Pressesprecher Prof. Dr.
med. Christian Wülfing einen dringenden Appell zur COVID-19-Impfung.
Begleitend fanden auf der DGU-Jahrestagung ein Pflegekongress für die
urologischen Pflege- und Assistenzberufe sowie ein Studententag für den
urologischen Nachwuchs von morgen statt.  Das DGU-Patientenforum
informierte im Atrium SpOrt über die Prävention urologischer Erkrankungen
und ist in Kürze für alle Interessierten online auf www.urologenportal.de
abrufbar.

Mit der höchsten Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Urologie
e.V., der Maximilian Nitze-Medaille für besondere Verdienste für das Fach
Urologie wurde in Stuttgart Prof. Dr. med. Urs Studer, Bern, geehrt. Prof.
Dr. med. Derya Tilki, Hamburg, erhielt mit dem Maximilian Nitze-Preis die
höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Fachgesellschaft. Zum
korrespondierten Mitglied ernannte die DGU Prof. Peter Black, Vancouver.
Mit der Vergabe des Medienpreises Urologie 2021 an den Autor und
Filmemacher Marco Giacopuzzi für seine Langzeit-Dokumentation „Max – Leben
mit der neuen Niere“, die im hr fernsehen ausgestrahlt wurde, hebt die DGU
als Vertretung eines transplantierenden Fachgebiets auch die Bedeutung der
Organspende hervor, denn die Corona-Pandemie hat die Zahl der
Organtransplantationen weltweit gesenkt.

Historisch: Margit Fisch erste Präsidentin der Fachgesellschaft

Bereits bei der Vorstandswahl in der DGU-Mitgliederversammlung zu
Kongress-Beginn am 15. September 2021 brach in der Urologie eine neue Ära
an: Die bis dato 1. Vizepräsidentin Prof. Dr. med. Margit Fisch, Hamburg,
rückte satzungsgemäß in das Amt der Präsidentin auf, das sie als erste
Frau in der über 100-jährigen Geschichte der DGU bekleidet.

Bei den turnusgemäßen Neuwahlen wurde Prof. Dr. med. Jürgen Gschwend,
München, als 2. DGU-Vizepräsident gewählt; Prof. Dr. med. Martin
Kriegmair, München, rückte damit zum 1. Vizepräsidenten auf.

Schatzmeister Prof. Dr. med. Christian Bolenz, Ulm, wurde im Amt
bestätigt,ebenso wie Prof. Dr. med. Daniela Schultz-Lampel, Villingen-
Schwenningen,und Dr. med. Thomas Speck, Berlin, für das Vorstandsressort
Wissenschaft und Praxis sowie Prof. Dr. med. Marc-Oliver Grimm, Jena, für
das Ressort Fort- und Weiterbildung. Neu in den DGU-Vorstand gewählt wurde
Prof. Dr. med. Axel Haferkamp, Mainz, für das Ressort Forschungsförderung.

Mit der traditionellen Amtsübergabe endete der 73. DGU-Kongress: Prof. Dr.
med. Dr. h.c. Arnulf Stenzl übergab die Präsidentschaft an die erste Frau
an der Spitze der Fachgesellschaft. Prof. Dr. med. Margit Fisch,
Direktorin der Klinik und Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf, wird den 74. DGU-Kongress vom 21. bis 24. September
2022 im Congress Center Hamburg leiten.