E-VITA – Mit beschleunigten Elektronen zu gesundem Saatgut


Am 1. Juli 2021 gründeten die Ceravis AG und das Fraunhofer-Institut für
Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP ein
gemeinsames Joint Venture, die »E-VITA« GmbH. Die Fraunhofer-Ausgründung
widmet sich der chemiefreien, nachhaltigen Behandlung von Saatgut und
Futtermitteln, um es von krankheitserregenden Pilzen, Bakterien und Viren
zu befreien.
Die neu gegründete E-VITA GmbH bietet die Behandlung von organischem
Schüttgut – wie vor allem Saatgut, aber auch Futtermitteln und Kräutern –
mit beschleunigten Elektronen zur schonenden und nachhaltigen Desinfektion
an: eine nachhaltige, erprobte und wirtschaftliche Alternative zur
chemischen Beizung mit Fungiziden.
»Dabei stehen bei uns nicht nur die Desinfektion des Korns selbst, sondern
auch die umfassende Behandlung des Saatgutes mit biologischen Stimulanzien
zur nachhaltigen Erhöhung der Erträge und Verbesserung der
Widerstandsfähigkeit im Mittelpunkt«, erklärt André Weidauer,
Geschäftsführer des Spin-offs E-VITA GmbH.
Wie aber funktioniert das?
Das umweltfreundliche, rein physikalische Verfahren zur Desinfektion von
Saatgut basiert auf der keimabtötenden Wirkung von beschleunigten
Elektronen. Treffen die energiereichen Elektronen im Wirkbereich auf
Schadorganismen, werden diese effektiv abgetötet. Bei der
Elektronenbehandlung wird sichergestellt, dass die Elektronen dabei nur so
tief in die Schale eindringen, dass ein Einfluss auf den Embryo und das
Endosperm im Inneren des Saatkorns nachweislich ausgeschlossen werden
kann. Erste Entwicklungen zur sicheren, chemiefreien Behandlung von
Saatgut mit Elektronen starteten in den 80er Jahren im Forschungsinstitut
Manfred von Ardenne und wurden vom Fraunhofer FEP in langjährigen
Entwicklungsprojekten mit unabhängigen Instituten und Unternehmen zur
industriellen Reife geführt.
Die Verwendung von Biostimulanzien auf behandeltem – also gesundem, von
Schaderregern befreitem – Saatgut hat aus Sicht von E-VITA und Anwendern
enormes Potenzial. Diese Biostimulanzien sind in Kombination mit dem
E-VITA®-Verfahren in der Lage, die Erträge zu erhöhen, die
Nährstoffeffizienz zu verbessern und einen langanhaltenden Schutz zu
bilden.
»E-VITA bietet interessierten Anwendern, wie Züchtern, Lohnunternehmen und
gewerblichen Aufbereitern, Anlagentechnik zur Miete und zum Kauf an.
Ebenso natürlich die Lohnbehandlung von Saatgut vor Ort durch E-VITA
selbst«, fasst Andreas Prelwitz von der Ceravis AG das Aufgabengebiet der
Neugründung zusammen, »Unsere Kunden greifen dabei auf die große Erfahrung
von uns und des Fraunhofer FEP sowie unseren Partnern und Kunden zurück,
die das E-VITA®-Verfahren bereits seit Jahren erfolgreich einsetzen und
jährlich weit über 15.000 Tonnen Saatgut damit behandeln.«
Um das Verfahren auch für kleinere Mengen attraktiv zu gestalten, war die
Entwicklung ganz neuer Anlagentechnik mit zum Teil neuartigen
physikalischen Konzepten notwendig. Herzstück dieser – gegenüber dem
bereits etablierten Stand – kompakteren Anlagen ist eine vom Fraunhofer
FEP entwickelte Elektronenringquelle. Die E-VITA GmbH bietet nun vor
allem, aber nicht ausschließlich, Anlagen mit dieser neuen, kompakten
Technik an, die auch bei geringeren Jahresdurchsätzen wirtschaftlich
effizient arbeitet.
Alle Interessenten finden so ein attraktives Angebot: ganz geringe
Jahresmengen können direkt vor Ort auf einer dafür gemieteten Anlage vom
Kunden oder per Lohnauftrag auch durch E-VITA bearbeitet werden. Für
kleine, mittlere und hohe Durchsätze besteht ebenso die Möglichkeit der
Miete oder aber der Kauf einer eigenen Anlage mit dieser Ringquelle. Für
ganz hohe Durchsätze von über 10.000 Tonnen im Jahr steht die bewährte
Pilotanlage des Fraunhofer FEP zur Verfügung, die auch kundenspezifisch
weiterentwickelt werden kann.
Die Nachfrage nach umweltschonenden, nachhaltigen und zugleich hoch-
wirtschaftlichen Verfahren zur Saatgutbehandlung ist groß und kann von den
wenigen Anbietern schon lange nicht mehr ausreichend bedient werden. Der
Erfolg der Behandlung mit Elektronen, vor allem bei der Ceravis AG in
Güstrow und der BayWa AG in Hainichen, erzeugt seit einigen Jahren auch
bei weiteren Herstellern, Händlern und Anwendern großes Interesse. Die
E-VITA GmbH ist nun in der Lage, dieser Nachfrage gerecht zu werden und
ihren Kunden auf deren individuelle Produktivitätsanforderungen
maßgeschneiderte Lösungen zu präsentieren.
Neben der bei kleinen und mittleren Jahresmengen verbesserten
Wirtschaftlichkeit wird die von E-VITA angebotene Kombination mit
Biostimulanzien den Nutzen der Elektronenbehandlung für die Anwender
erheblich steigern. Prof. Dr. Gösta Mattausch, Abteilungsleiter für
spezielle Elektronenstrahl-Systeme und -Technologien am Fraunhofer FEP,
freut sich über die neue Kooperation: »Mit dieser Partnerschaft wird das
Arbeitsgebiet, das sich mit dem Aufbringen von Wirkstoffen direkt am
Saatkorn beschäftigt und dadurch die globale Düngung von Feldern
reduziert, weiter gestärkt.«