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Abgeflachter Hinterkopf bei Säuglingen: Eltern können gegensteuern Prävention von Schädelverformungen

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Babys sollen vorwiegend auf dem Rücken liegen, das führt jedoch häufig zu
einer Verformung des Schädels. Um die natürliche Ausprägung des
Säuglingskopfs zu erhalten, empfehlen Orthopäden und Unfallchirurgen, auf
wechselnde Kopfhaltungen zu achten.

„Wenn Babys zu lange mit derselben Kopfstellung auf dem Rücken liegen,
passen sich die weichen Schädelknochen an und der Hinterkopf wird
abgeplattet. Auch wenn das medizinisch meist harmlos ist, sollten Eltern
dem Säugling Anreize schaffen, sein Köpfchen regelmäßig zu drehen, damit
sich der Hinterkopf gewölbt ausprägt“, sagt Prof. Dr. Dieter C. Wirtz,
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
(DGOU) und Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und
Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Bonn. Die DGOU gibt Tipps, wie man
einer Schädeldeformation entgegenwirken kann und erklärt, welche
natürlichen Behandlungsmethoden es gibt.

Viele Eltern beobachten bei ihren Neugeborenen in den Wochen nach der
Geburt eine starke Abflachung des Hinterkopfs oder einseitige,
asymmetrische Verformungen. Das Kind wirkt ansonsten kerngesund. „Häufig
machen sich Eltern Sorgen, wenn das Kopfwachstum ungleichmäßig erfolgt.
Sie befürchten Störungen der Kiefergelenke oder Probleme der Augenstellung
und des Hörens. Diese Befürchtungen sind jedoch in der Regel unbegründet“,
sagt Prof. Dr. Robert Rödl, Präsident der DGOU-Sektion Vereinigung für
Kinderorthopädie (VKO). So gibt es aus wissenschaftlicher Sicht keinen
direkten Zusammenhang zwischen Schädelform und Folgeschäden. „Meist
handelt es sich also nur um ein kosmetisches Problem, für das es
zahlreiche natürliche Behandlungsmethoden gibt“, sagt der Chefarzt der
Kinderorthopäde am Universitätsklinikum Münster. In der medizinischen
Fachsprache wird dieses Phänomen als sogenannter lagebedingter
Plagiocephalus bezeichnet. Eltern können von Anfang an Routinen beachten,
damit sich der Säuglingskopf oval ausbildet.

Orthopäden und Unfallchirurgen geben 5 Tipps, wie Eltern der Verformung
des Babyköpfchens entgegenwirken können:
•       Legen Sie das Kind tagsüber in wachem Zustand unter Aufsicht immer
wieder in Bauch- oder Seitenlage und nutzen Sie auch jedes Wickeln für
diese sogenannte „tummy time“.
•       Stellen Sie das Kinderbett so auf, dass Interessantes wie
beispielsweise ein Fenster oder ein Mobile die Blickrichtung von der
flachen Seite weglenkt.
•       Platzieren Sie das Kind im Elternbett so zur Mutter, dass es sich
von der flachen Seite abwendet, wenn es sich zur Mutter dreht.
•       Vermeiden Sie einseitiges Stillen bzw. einseitige Positionen,
sprechen Sie das Baby von beiden Seiten an und füttern Sie es
wechselseitig: mal von rechts und mal von links.
•       Falls der Säugling eine Lieblingsseite hat, zu der er das Köpfchen
immer wieder dreht, sodass es auf dieser Seite zu einer Abflachung kommt,
kann mittels Handtuchrollen das Köpfchen stabilisiert und behutsam
zeitweise in die andere Richtung gedreht werden.

Die Zahl der betroffenen Säuglinge hat zugenommen. In den 1990er Jahren
konnte durch die „Back to sleep“-Kampagne und die Empfehlung, Neugeborene
in Rückenlage schlafen zu lassen, die Gefahr des plötzlichen Kindstods um
50 Prozent reduziert werden. „Es war eine sehr erfolgreiche Kampagne, die
zeigte, dass die Rückenlage genau richtig für die Allerjüngsten ist“, sagt
Dr. Harry Klima, Mitglied des Beirats der VKO und Chefarzt für
Kinderorthopädie im Ostschweizer Kinderspital St. Gallen. Allerdings
führte die konsequente Rückenlage dazu, dass sich bei mehr Kindern als
früher der schwere, aber noch formbare Hinterkopf durch das lange
Aufliegen abflacht. Denn je jünger das Kind ist, desto schneller ist das
Wachstum und umso größer ist die Formbarkeit des Kopfes.

In den meisten Fällen wird ein abgeflachter Säuglingskopf bereits
festgestellt, wenn Kinderorthopäden bei Neugeborenen die vorgeschriebene
Hüftultraschalluntersuchung durchführen. „Hier fragen wir nach
Risikofaktoren und beraten die Eltern zu präventiven Maßnahmen.
Selbstverständlich prüfen wir auch, ob bei dem Neugeborenen
Auffälligkeiten vorhanden sind“, sagt Rödl. Besorgte Eltern können ihr
Kind in den ersten Monaten auch darüber hinaus von Kinderorthopäden und
-orthopädinnen untersuchen lassen. So kann geprüft werden, ob
therapiebedürftige Bewegungsstörungen der Halswirbelsäule vorhanden sind
oder ob es sich um unbedenkliche Bewegungseinschränkungen, zum Beispiel
durch eine Lieblingsseite handelt, die zum einseitigen Aufliegen des
Köpfchens führen. Nur in Ausnahmefällen stecken hinter einer Abflachung
des Hinterkopfes angeborene Fehlbildungen der Wirbelkörper, äußerst selten
ist ein sogenannter muskulärer Schiefhals. Auch gibt es bekannte
Risikofaktoren, die zu Schädeldeformitäten führen können. Dazu zählen etwa
erschwerte Geburten mit einer Saugglocke oder Zange aufgrund von
ungünstigem Größenverhältnis von Becken zu Kindeskopf.

Das können Eltern tun, wenn sie Auffälligkeiten am Säuglingskopf
beobachten:
•       Schon bei den frühen Routineuntersuchungen sollten Eltern die
Kopfform und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule ansprechen, um
eventuelle Sorgen ausräumen zu lassen.
•       Bei Auffälligkeiten in den ersten Monaten und Sorge der Eltern
kann eine Kinderorthopädin oder ein Kinderorthopäde aufgesucht werden.
•       Wenn nötig, werden Krankengymnastik oder Chirotherapie verordnet,
aber auch Eigenübungen können helfen.
•       Bei fehlender Besserung und nur in Fällen ausgeprägter Verformung
wird in seltenen Fällen eine Helmtherapie angewendet.
•       Wurde bei der ärztlichen Untersuchung der lagebedingte
Plagiocephalus festgestellt, kann die richtige Behandlung helfen. Ziel
jeder Behandlung ist, dass das Köpfchen nicht auf der ohnehin abgeflachten
Stelle liegt.

Bei sehr ausgeprägten Deformitäten oder wenn das Kind aufgrund einer
Entwicklungsstörung in einer Zwangshaltung liegt, kommt eventuell eine
Therapie mit einer sogenannten Helmorthese in Frage. Da die Schädelform
jedoch keinerlei Krankheitswert besitzt, besteht eine medizinische
Indikation nur bei hartnäckigen Ausnahmefällen.