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Italienische Höhlensalamander in Deutschland?

ein Individuum der kleinen Population von Höhlensalamandern im Weserbergland/Solling, Niedersachsen. Die Tiere wurden jetzt sowohl durch genetischen Nachweis als auch aufgrund des äußeren Erscheinungsbilds als Speleomantes italicus bestimmt.  Carl-Henning Loske
ein Individuum der kleinen Population von Höhlensalamandern im Weserbergland/Solling, Niedersachsen. Die Tiere wurden jetzt sowohl durch genetischen Nachweis als auch aufgrund des äußeren Erscheinungsbilds als Speleomantes italicus bestimmt. Carl-Henning Loske
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ein Individuum der kleinen Population von Höhlensalamandern im Weserbergland/Solling, Niedersachsen. Die Tiere wurden jetzt sowohl durch genetischen Nachweis als auch aufgrund des äußeren Erscheinungsbilds als Speleomantes italicus bestimmt.  Carl-Henning Loske
ein Individuum der kleinen Population von Höhlensalamandern im Weserbergland/Solling, Niedersachsen. Die Tiere wurden jetzt sowohl durch genetischen Nachweis als auch aufgrund des äußeren Erscheinungsbilds als Speleomantes italicus bestimmt. Carl-Henning Loske

Nicht-einheimische Arten zählen zu den Hauptproblemen für den Verlust der
Artenvielfalt. Unter den Amphibien sind es vor allem einige nicht-
einheimische Froschlurche (z.B. Aga-Kröte oder Afrikanischer
Krallenfrosch), die großen negativen Einfluss auf fremde Ökosysteme nehmen
können. Für Schwanzlurche, also Molche und Salamander, sind nur wenige
Fälle bekannt, in denen diese in andere Ökosysteme verschleppt oder
ausgesetzt wurden. Seit 2013 ist bekannt, dass es eine kleine Population
von Höhlensalamandern im Weserbergland/Solling, Niedersachsen gibt. Jetzt
ist die Art sowohl durch genetischen Nachweis als auch aufgrund des
äußeren Erscheinungsbilds als Speleomantes italicus bestimmt.

Konkurrenz mit einheimischen Amphibien oder andere negative Auswirkungen
der Art auf die heimische Fauna konnten bisher nicht nachgewiesen werden.
Da Höhlensalamander nicht in Deutschland einheimisch sind, ist ein
zukünftiges Monitoring der Population notwendig.

Die Höhlensalamander der Gattung Speleomantes sind endemisch in Frankreich
und Italien zu finden. Drei der Arten kommen entlang der Apenninen auf dem
europäischen Festland vor, während die anderen fünf Arten auf Sardinien
verbreitet sind. Trotz des Trivialnamens Höhlensalamander sind die
Schwanzlurche nicht auf diese beschränkt und bewohnen auch andere Habitate
wie Minen oder Felsspalten, in denen ganzjährig ein dauerfeuchtes und
kühles Klima herrscht. Dieses Mikroklima ist von Nöten, da
Höhlensalamander zu den Lungenlosen Salamandern (Plethodontidae) gehören
und sie den benötigten Sauerstoff durch die Haut aufnehmen.

Seit 2013 ist bekannt, dass es eine kleine Population von
Höhlensalamandern im Weserbergland/Solling, Niedersachsen gibt. Da die
acht Arten der Höhlensalamander rein äußerlich jedoch äußerst ähnlich und
daher schwer zu bestimmen sind, war die genaue Artzugehörigkeit der
dortigen Tiere unbekannt und auch weitere Untersuchungen fehlten. So war
auch unklar, ob es sich um eine sich reproduzierende, etablierte
Population handelt oder ob es nur einige wenige Tiere sind, die dort seit
mehreren Jahren überlebt hatten. Aus diesem Grund besuchten die Biologen
Philipp Ginal vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels
(Herpetologie) und Carl-Henning Loske (Ingenieurbüro Loske) die
Untersuchungsfläche in Niedersachsen mehrfach, um möglichst viele
Höhlensalamander auch fotografisch zu dokumentieren.

Im Herbst letzten Jahres konnten die Forscher insgesamt 70 verschiedene
Individuen von Höhlensalamandern entdecken und fotografieren. Drei der
Tiere konnten auch an einem zweiten Fangtermin gefunden werden. Loske
erklärt: „Da Höhlensalamander ein sehr komplexes und individuell
einzigartiges Farbmuster aufweisen, ist die Identifikation von einzelnen
Individuen möglich“. Zusammen mit den Kollegen Dennis Rödder vom Leibniz-
Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (Herpetologie) und Thomas
Hörren von der Universität Duisburg-Essen schätzten die Forscher die
Populationsgröße, also die Zahl der einzelnen Tiere, mittels sogenannter
Fang-Wiederfang-Modelle. „Laut unserer Ergebnisse umfasst die deutsche
Population zwischen 170 und 485 Tieren und ist damit deutlich größer als
bisher angenommen. Der Minimalwert von 170 ist allerdings als eher
unrealistisch zu betrachten und so gehen wir von deutlich mehr Individuen
aus“ erläutert Ginal.

Weiterhin wurde eine erst kürzlich veröffentlichte, umfangreiche Foto-
Datenbank verwendet, um eine erste morphologische Bestimmung der Art
vorzunehmen. Die verwendete Fotodatenbank umfasst mehr als 1000 Bilder
aller Höhlensalamander-Arten aus verschiedenen lokalen Populationen.
„Zudem zeigte der umfassende fotografische Abgleich mit der Datenbank,
dass von den acht bekannten Arten lediglich Populationen der Art
Speleomantes italicus mit den deutschen Tieren identisch sind. Diese Art
kommt im nördlichen und zentralen Apennin vor“ schildert Rödder.

Mittlerweile konnten Kollegen an der Universität Braunschweig die
Artzugehörigkeit durch genetische Untersuchungen bestätigen. Beide
Forscherteams konnten während ihrer Feldarbeit auch mehrere Jungtiere
sowie ein trächtiges Weibchen der Art nachweisen und somit den definitiven
Beweis für die Reproduktion belegen. Da Höhlensalamander nicht in
Deutschland einheimisch sind, ist ein zukünftiges Monitoring der
Population notwendig. Bisher ist die dortige Population jedoch auf eine
Felswand von etwa 40 m Länge beschränkt. Konkurrenz mit einheimischen
Amphibien oder andere negative Auswirkungen der Art auf die heimische
Fauna konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Manchmal wurden die
Höhlensalamander sogar zusammen mit den heimischen Feuersalamandern oder
Bergmolchen in derselben Felsspalte gefunden.