Hochschulgruppe an der TUM School of Life Sciences informiert zu Impfungen: Mit Fakten gegen Fake news
„Die Menschen sollen fundierte Entscheidungen treffen können“, sagt
Katharina Tartler, Gründerin der Hochschulgruppe „VACCtion“. Das Team
liefert denen, die in Sachen Impfungen skeptisch oder unsicher sind,
wissenschaftlich belegte Informationen. Besonders an Schulen sind die
Online-Vorträge dieser Initiative von Studierenden der Technischen
Universität München (TUM) gefragt.
„VACCtion“ ist 2019 als One-Woman-Show gestartet. Wie kam das?
Katharina Tartler: Ich habe drei Brüder und die haben mir immer wieder
YouTube-Videos von Impfgegnern geschickt und sich darüber lustig gemacht.
Dann sind auch in meinem Umfeld Verschwörungstheorien aufgetaucht. Das hat
mich traurig gemacht, weil Impfungen eine der größten wissenschaftlichen
Errungenschaften sind. Die WHO hat Impfgegner 2019 zu den zehn größten
Bedrohungen der globalen Gesundheit erklärt.
Und Sie wollten das nicht hinnehmen?
Impfungen bringen ein Paradoxon mit sich. Mit steigenden Impfquoten sinken
die Krankheitsinzidenzen. Doch je seltener eine Krankheit auftritt, desto
weniger ist sie in den Köpfen der Menschen präsent. Sie wird weniger
gefürchtet und die Impfquoten sinken. Die USA hatte man zum Beispiel schon
für masernfrei erklärt. Beim Masernausbruch 2019 in den USA wurden bereits
in den ersten vier Monaten des Jahres über 700 Fälle gemeldet. Weltweit
stieg die Zahl 2019 auf über 870.000 gemeldete Fälle an; mit mehr als
200.000 Toten.
Den ersten Vortrag haben Sie noch allein gehalten - im August 2019 beim
Seniorenclub Ihres Pfarrverbands. Inzwischen sind sie zu acht und eine
ziemlich bunte Truppe.
Komplett allein war ich damals nicht. Mein Freund ist Chemiedoktorand und
hat mich unterstützt, hat Korrektur gelesen, ein Video für mich
geschnitten. Nach den Vorlesungen konnte ich dann Werbung für mein Projekt
machen und bin superfroh, dass wir jetzt so viele sind.
Wie setzt sich die Gruppe zusammen?
Wir kommen aus unterschiedlichen Richtungen innerhalb der
Naturwissenschaften und das hilft sehr. Doktoranden sind dabei und
Lehramtsstudierende. Alle weiteren Vorträge sind gemeinsam entstanden,
fast jeder hat schon selbst vorgetragen und wir sind bei den Vorträgen
fast immer vollzählig. Auch Prof. Dietmar Zehn, Professor Tierphysiologie
und Immunologie an der TUM School of Life Sciences hat sich sehr viel Zeit
für uns genommen.
Wie gestalten Sie Ihre Vorträge?
Das unterscheidet sich von Publikum zu Publikum. Wir beschreiben erst
allgemein, wie das menschliche Immunsystem und wie die aktiven und
passiven Impfungen funktionieren, dass sie die natürlichen Mechanismen des
Körpers ausnutzen und das Immunsystem quasi „vorwarnen“. Wir unterscheiden
die aktiven Impfungen nach Lebend-, Tot- und genbasierten Impfstoffen, wie
die Corona-Impfungen.
Mit welchen Impfbedenken setzen Sie sich auseinander?
Dass viele schädliche Zusatzstoffe drin sind, dass es starke
Nebenwirkungen gibt bis hin zu der Ansicht „Impfungen sind nur eine Masche
der Pharmaindustrie, um Geld zu verdienen“. Wir versuchen dann, diese
Meinungen zu entkräften beziehungsweise in Relation zu setzen, zeigen etwa
Grafiken zu den umsatzstärksten Arzneimitteln. Unter den Top Ten ist
tatsächlich bloß eine einzige Impfung.
Welche?
Gegen Pneumokokken. Und die befindet sich im hinteren Bereich. Bei den
genbasierten Corona-Impfungen ist die größte Befürchtung, dass sie sich in
unser Erbgut einbauen. Die mRNA-Impfungen kommen gar nicht mit unserem
eigenen Erbgut in Kontakt und werden auch sehr schnell wieder abgebaut.
Auch die AstraZeneca-Impfung wird vergleichsweise schnell abgebaut und
nicht in unser Genom eingefügt.
Wie unterscheiden sich die öffentlichen von den Schulvorträgen?
Bei Schülerinnen und Schülern erklären wir das Immunsystem und die
verschiedenen Krankheitserreger ausführlicher und wir sind interaktiver.
Mit der mentimeter-App holen wir von den Schülern ein Echtzeit-Feedback
ein, das in einer Word-map für alle sichtbar wird. Während des Vortrags
können Fragen im Chat gestellt werden. Unser Team bündelt sie und wir
versuchen diese nach dem Vortragsteil bestmöglich zu beantworten.
(Interview: Barbara Link)
Mehr Informationen:
Katharina Tartler (24) studiert Biochemie an der TUM in Weihenstephan und
packt auch privat gerne Dinge an, seit vielen Jahren etwa als
Oberministrantin in der Pfarrei PACEM-München-Nord-Feldmoching
es viele Veranstaltungen und bei der Organisation natürlich immer
Probleme, die dann auch gelöst werden müssen.“ Sie möchte nach ihrem
Master gerne in die Impfentwicklung oder in die Alzheimerforschung.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Katharina Tartler
Originalpublikation:
https://www.tum.de/nc/die-tum/