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Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung der Hochschule Hof ist gestartet!

Das Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung hat seinen Sitz in Oberfranken.  -  Hochschule Hof
Das Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung hat seinen Sitz in Oberfranken. - Hochschule Hof
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Das neue Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung der
Hochschule Hof ist eröffnet. Bei einem Online-Kick-off vor rund 300 Gästen
aus dem gesamten Bundesgebiet berichteten ReferentInnen aus Politik,
öffentlicher Verwaltung und Wissenschaft den ganzen Tag über
Digitalisierungs-Projekte ihrer Institutionen. Sie teilten dabei ihre
Erfahrungen, diskutierten aber auch die Hürden auf dem Weg zu einer
bürgerfreundlichen Digitalisierung der deutschen Verwaltung. Bereits jetzt
liegen der Hochschule Hof diverse Anfragen für die praktische Umsetzung
von Forschungsprojekten vor.

Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann begrüßte alle
virtuellen TeilnehmerInnen und zitierte den Bayerischen
Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder, der aus terminlichen Gründen seine
Teilnahme kurzfristig absagen musste: „Er hätte gesagt: Wir müssen die
nächste Raketenstufe starten, wir müssen weitermachen, schneller werden,
besser werden.“ Und darum gehe es beim neuen Kompetenzzentrum auch. Es sei
nicht nur wichtig, geeignete Tools für die Digitalisierung zur Verfügung
zu stellen. „Wir müssen vielmehr eine Veränderung in den Köpfen erreichen.
Die aktuelle Situation zeigt uns, dass riesiger Handlungsbedarf besteht“,
so Prof. Lehmann.

Wichtige Säule des Digitalcampus Bayern

Die Bayerische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, bezeichnete
in Ihrer Grußbotschaft das Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung als
wichtige Säule des Digitalcampus Bayern. Neben den heißbegehrten IT-
ExpertIinnen, die seit über 20 Jahren bereits in Hof ausgebildet werden
und die das technologische Rückgrat der Digitalisierung in der Verwaltung
bilden, sei es wichtig, dass „jemand da ist, der den digitalen Wandel
organisatorisch und rechtlich vorantreibt, jemand mit smarten Methoden,
mit sozialen Kompetenzen, um die MitarbeiterInnen im Digitalen
Transformationsprozess in der Verwaltung mitzunehmen.“ Genau hier setze
auch der Bachelorstudiengang „Digitale Verwaltung“ an, der
berufsbegleitend und weitestgehend digital an der Hochschule Hof angeboten
wird und für den das Bayerische Staatsministerium für Digitales im
Wintersemester 2021/22 30 Teilstipendien auslobt. „Bis zu 370.000 EUR sind
für den Aufbau des KDV und das Stipendienprogramm für den
Bachelorstudiengang Digitale Verwaltung vorgesehen.“ so die Ministerin.

Das Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung hat seinen Sitz in Oberfranken.  -  Hochschule Hof
Das Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung hat seinen Sitz in Oberfranken. - Hochschule Hof

Die Herausforderung der Verwaltung heißt „Veränderung“
Prof. Dr. Thomas Meuche führte aus: „Bürgerzentrierte und agile
Verwaltungsführung ist das neue Schlagwort der Zukunft“. Die Strukturen,
die vor 100 Jahren von Max Weber für die Verwaltung entwickelt wurden,
können in unserer heutigen komplexeren und agileren Umgebung nicht mehr
gelten. Es müsse sich auch die Rolle der Führungskräfte ändern,
Prozessdenken nicht die Hierarchie prägen die Verwaltung der Zukunft. „Wir
brauchen selbststeuernde Teams und müssen die Mitarbeiter*innen viel
stärker einbinden, sie müssen Verantwortung übernehmen und im vorgegebenen
Rahmen selbständig Entscheidungen treffen.“ so Prof. Meuche. Und auch
Fehler gehören zur Arbeit. „Wir brauchen eine andere Fehlerkultur, wenn
wir in selbststeuernden Gruppen arbeiten und schnellen Veränderungen
folgen wollen, dann muss man auch etwas ausprobieren können. Und ja, wir
werden Fehler machen, wir werden stolpern. Aber Stillstand geht gar
nicht!“

Das Potential der Menschen stärker nutzen

Diese Ansicht teilte auch Thomas Popp, Staatssekretär für Digitale
Verwaltung und  Verwaltungsmodernisierung und Chef der Sächsischen
Staatskanzlei. Er stellte anschaulich dar, dass es eben nicht nur die IT
sei, die für die Digitalisierung zuständig sei, sondern dass sich jede
Fachabteilung selbst ihre eigenen Prozesse ansehen und in die Pflicht
genommen werden müsse. Nach seiner Erfahrung gebe es genug Leute, die an
der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung mitarbeiten wollen und die
das auch können. „Und genau die müssen wir mitnehmen und wir müssen sie
auch laufen lassen!“
Bei der Ausbildung des Personals stehe das Methodenwissen aber über dem
Detailwissen, so Prof. Dr.-Ing. Detlef Rätz, Studiengangsleiter Digitale
Verwaltung der Hochschule Meißen. Fachwissen könne bereits nach zwei
Jahren veraltet sein, deshalb sei es umso wichtiger, dass man bereit sei,
sich neuen Themen und Methoden zu widmen: „Das digitale Arbeitsumfeld wird
immer komplexer, wir haben Apps, Portale, Plattformen, Cloud-Lösungen –
diese Tools kommen heute in den klassischen Ausbildungsgängen gar nicht
vor.

Messung des digitalen Reifegrades

Welchen digitalen Reifegrad weisen öffentliche Verwaltungen heute
eigentlich auf? Um das messen zu können, wurde vom Kompetenzzentrum
Digitale Verwaltung in Zusammenarbeit mit der AKDB ein digitales
Reifegradmodell entwickelt, das zum einen den jeweils aktuellen Stand
erfasst, zum anderen aber auch den Handlungsbedarf aufzeigt. „Es reicht
dabei nicht, den Handlungsbedarf zu kennen. Die Umsetzung ist ein
kontinuierlicher Prozess. Und es geht auch um die Messung, ob die
Maßnahmen erfolgreich sind und damit die Ziele der Organisation erreicht
werden.“ so Prof. Dr. Heike Markus.

Bei der Digitalisierung sei es wichtig, Prozesse, die in vielen Fällen
über die Organisationsgrenzen hinausgehen, von Anfang bis zum Ende zu
denken. Ein Prozess kann nur dann gut digitalisiert werden, wenn die
komplette Prozesskette durchdacht werde. „Ein weiterer wesentlicher Punkt
ist“, so Prof. Dr. Markus, „dass die fachliche Auseinandersetzung mit der
Digitalisierung vor dem Einsatz der Technologie kommen muss.

Weitere spannende Einblicke in der Kurzfassung

Der Landesbeauftragte für den Datenschutz in Bayern, Prof. Dr. Thomas
Petri, betonte die Wichtigkeit des Datenschutzes in
Digitalisierungsprozessen. Der Staat habe dabei nicht nur eine
Abwehrhaltung, sondern müsse auch Integration und Vertraulichkeit fördern.

„Ganz klar ist, dass man Mitarbeiter*innen digital weiterbilden muss –
aber gleichzeitig muss man auch schauen, was man dafür tun muss, damit sie
anschließend nicht weg sind.“ so Dr. Christine Meyer, Leiterin des
Personalamtes der Stadt Nürnberg. Albert Roesch, Leiter des Amtes für
Informationstechnologie der Stadt Nürnberg führt aus: „Wir wollen
flexibler und dynamischer werden, wir wollen wie ein Start-Up denken,
bleiben aber eine Stadtverwaltung!“

Carolin Klein, Tanja Norgall und Bernhard Meier, die bei der Stadt
Nürnberg arbeiten und berufsbegleitend im Bachelor Digitale Verwaltung
studieren, stellten ihre anwendungsorientierte und sehr herausfordernde
Projektarbeit im Modul X-as-a-Service vor. Sie ziehen als Fazit: „Solche
Projekte zeigen auf, dass wir mithilfe des Studiengangs in der Lage sind,
öffentliche Verwaltungen auf ihrem weiteren Weg in die Digitalisierung
maßgeblich zu unterstützen und mit voranzutreiben.“

Markus Losert, CIO/CDO der Stadt Karlsruhe, der für seine Arbeit mit dem
eGovernment Kommunal Award ausgezeichnet und den ersten Preis beim
Zukunftskongress Staat und Verwaltung erhielt, teilte spannende Einblicke
in die Entwicklung der Stadt-App. „Die Idee hinter unserer App ist, die
städtischen mit digitalen privaten Diensten zu kombinieren. Dadurch werden
wir bürgernah und erhöhen die Attraktivität der App.“ schwärmt er.
Die Verwaltung müsse sich viel mehr als Unternehmen sehen und nicht nur
verwalten, sondern aktiv mitgestalten. „Wir müssen das Denken in
Zuständigkeiten und Hierarchien aufgeben und es schaffen, dass sich unsere
Leute als Akteure verstehen, die zu einem Gesamtwerk beizutragen.“ so
Thorsten Wilcke, zuständig für Government Innovation, Digitale Strategie
und Transformation beim Kreis Nordfriesland. „Eine veränderte
Verwaltungskultur muss zukünftig auf Dienstleistung und
Entbürokratisierung ausgerichtet sein, um damit Einfachheit und
Schnelligkeit zu schaffen, denn letztendlich wird eine effiziente und
dienstleistungsorientierte Verwaltung somit selbst zum Wettbewerbsfaktor
von Ländern und Regionen werden.“ so Steffen Fuhrmann, Leiter ServiceNow
bei der Media Solutions GmbH und Kooperationspartner des Kompetenzzentrums
Digitale Verwaltung.

Digitalisierung als Gemeinschaftsaufgabe

Alle ReferentInnen der Veranstaltung sind sich in einem Punkt einig: Die
Digitalisierung ist kein Thema, das nur die IT-Abteilungen alleine angeht.
Vielmehr gehe es darum, die gesamte Organisation einzubinden. Personal,
Strategie, Steuerung und Führung seien wichtige Elemente, um die
Digitalisierung erfolgreich voranzubringen. „Die Veranstaltung zeigte aber
auch, dass noch ein ganzes Stück Weg bis dahin zu gehen ist.“, so Prof
Meuche. „Die ReferentInnen haben in ihren Vorträgen viele großartige
Ansatzpunkte und Möglichkeiten dafür aufgezeigt, wie spannend dieser Weg
sein kann - und das unabhängig davon, ob sich um einen Flächenlandkreis
oder um eine Stadt bzw. Kommune handelt“, so Prof. Dr. Heike Markus
abschließend.

Eine ausführliche Zusammenfassung aller Vorträge des Tages sowie eine
Schilderung der vorgestellten Digitalisierungsprojekte findet sich im
Internet unter https://campuls.hof-university.de. Die Vorträge der
ReferentInnen sind unter www.kdv-hof.de abrufbar.