Mehr als ein Lernort: Schule als hybrides System


Der demografische Wandel, zunehmende Migration, disruptive Technologien
und innovative Lehr- und Lernformate erfordern Schulräume, die den
aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht werden. Das
interdisziplinäre Forschungsprojekt „Schule als hybrides System“ am
Institut Entwerfen und Bautechnik des Karlsruher Instituts für Technologie
(KIT) entwickelt ein ganzheitliches Konzept für Schulbauten, die
vielfältige Funktionen miteinander verbinden. Das Projekt wird von der
Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und
Raumforschung gefördert.
Der demografische Wandel, zunehmende Migration, disruptive Technologien
und innovative Lehr- und Lernformate erfordern Schulräume, die den
aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht werden. Das
interdisziplinäre Forschungsprojekt „Schule als hybrides System“ am
Institut Entwerfen und Bautechnik des Karlsruher Instituts für Technologie
(KIT) entwickelt ein ganzheitliches Konzept für Schulbauten, die
vielfältige Funktionen miteinander verbinden. Das Projekt wird von der
Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und
Raumforschung gefördert.
Diese Presseinformation finden Sie mit Foto zum Download unter:
<https://www.kit.edu/kit/pi_20
hybrides-system.php>
„Die Pandemie hat den gesellschaftlichen Stellenwert von Schule sehr
deutlich vor Augen geführt“, sagt Dr. Mandana Sedighi vom Fachgebiet
Tragkonstruktionen am Institut Entwerfen und Bautechnik des KIT. „Einmal
abgesehen von der aktuell notwendigen Einführung digitaler
Lernplattformen, kommen viele Schulen mit ihrem Raumangebot, ihrer
Raumstruktur und -gestaltung an ihre Grenzen“, so die Leiterin des
Projekts „Schule als hybrides System – Systematische Untersuchung zur
Entwicklung eines architektonisch-pädagogischen Konzepts für Schulen als
hybrides System“, deren Untersuchung neue Perspektiven für Schulneubauten
und -sanierungen eröffnet. Ein Großteil der Schulgebäude in Deutschland
stammt aus dem 20., teils noch aus dem 19. Jahrhundert. „Architektonisch
spiegeln sie die gesellschaftlichen Vorstellungen von Bildung und
Erziehung ihrer Zeit. Heutigen Anforderungen werden sie häufig nicht
gerecht“, sagt Sedighi. Das Forschungsprojekt nimmt die unterschiedliche
Architektur von Schulen und verschiedene pädagogische Ansätze in den Blick
und untersucht, inwieweit hybride architektonisch-pädagogische Konzepte
Freiraum für neue Bildungserfahrungen schaffen und gesellschaftliche
Teilhabe durch Integration und Inklusion fördern können.
Schule für verschiedene Nutzergruppen
„Schule als hybrides System, in dem sich unterschiedliche Funktionen
verbinden, kann – über die Schüler- und Lehrerschaft hinaus – verschiedene
Akteure einbeziehen und neue Bildungsnetzwerke und -erfahrungen schaffen.
Hybride Schule ist ein Beitrag zur aktiven Gestaltung einer nachhaltigen
Zukunft“, sagt die Initiatorin des Projekts. So ließen sich im
Schulgebäude Coworking-Spaces als Arbeitsräume beispielsweise für Start-
ups einrichten. „Kinder könnten im Zuge einer solchen Kooperation aus
erster Hand den Umgang mit digitalen Medien oder Programmiersprachen im
beruflichen Umfeld erfahren“, sagt sie. Denkbar seien die Öffnung der
Schulmensa für Start-up-Mitarbeitende und Eltern, Räume für Ausstellungen,
für Freizeit- und Gesundheitsangebote und Fortbildungen im Sinne
lebenslangen Lernens sowie Kooperationen mit Betrieben und Dienstleistern
in der Nachbarschaft. „Auf diese Weise würde Schule ihren Bildungsauftrag
erweitern“, so die Wissenschaftlerin. In Städten mit knappem Wohnraum
ließe sich durch Aufstocken der Schulgebäude im Rahmen städtebaulicher
Nachverdichtung zudem die Wohnkapazität erhöhen.
Bestandsschulen zukunftsfähig machen
Schulen brauchen flexible, variabel nutzbare Flächen für wechselnde
Unterrichtsmethoden und Lernformate, die sich für Inklusion und Angebote
der Ganztagsschule eignen, Platz für Team- und Einzelarbeit bieten, sowie
digitale Lernplätze, Bewegungszonen, Ruhebereiche und Kantinen. Ein Ziel
des Forschungsprojekts ist es daher, nach dem Vorbild eines
Baukastensystems auf unterschiedliche Sanierungsprojekte übertragbare
architektonische Module zu entwickeln, die je nach den lokalen
Gegebenheiten und Anforderungen eingesetzt werden können. Bei der
Sanierung und in dem Hybridisierungsprozess von Schulgebäuden rät Sedighi
zu einem kreativen Umgang mit den vorhandenen Raumelementen. Die
Klassenzimmer in Altbauten seien meist klein und auf Frontalunterricht
ausgelegt, die Flure lang und schmal. Um ein solches Schulgebäude
zukunftsfähig zu gestalten, ließen sich Wände ohne tragende Funktion
entfernen, um größere, variable Räume zu erzeugen. Trennwände zwischen
Klassenraum und Flur könnten durch Glaselemente ersetzt werden, um
Tageslicht hineinzuführen, oder mit Nischen versehen werden, um
individuelle Arbeitsecken zu schaffen. „Aus einem Flur kann eine
Lernstraße werden, in den offenen Eingangsbereich der Schule können eine
Bibliothek und gleichzeitig mobile Arbeitsplätze für die Eltern integriert
werden“, so die Projektleiterin.
Das Mitte 2019 begonnene, bis Mai 2021 über 18 Monate laufende Projekt
„Schule als hybrides System – Systematische Untersuchung zur Entwicklung
eines architektonisch-pädagogischen Konzepts für Schulen als hybrides
System“ mit einem Projektvolumen von rund 100 000 Euro wird durch die
Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und
Raumforschung gefördert. Forschungspartner des KIT ist die
Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln.
Kontakt für diese Presseinformation: Johannes Wagner, Pressereferent,
Tel.: +49 721 608-41175, <
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und
vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den
globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie,
Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in
Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften
zusammen. Seine 24 400 Studierenden bereitet das KIT durch ein
forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle
Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die
Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und
Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und
Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der
deutschen Exzellenzuniversitäten.