Zum Hauptinhalt springen

Diese App macht Haushaltsgeräte klimafreundlich

Wann liefern regenerative Energien heute den meisten Strom? Sascha Greilinger sieht auf einen Blick in der App, wann der klimafreundlichste Zeitpunkt ist, um den Geschirrspüler einzuschalten. Foto: Hochschule Coburg  Hochschule Coburg
Wann liefern regenerative Energien heute den meisten Strom? Sascha Greilinger sieht auf einen Blick in der App, wann der klimafreundlichste Zeitpunkt ist, um den Geschirrspüler einzuschalten. Foto: Hochschule Coburg Hochschule Coburg
Pin It
Wann liefern regenerative Energien heute den meisten Strom? Sascha Greilinger sieht auf einen Blick in der App, wann der klimafreundlichste Zeitpunkt ist, um den Geschirrspüler einzuschalten. Foto: Hochschule Coburg  Hochschule Coburg
Wann liefern regenerative Energien heute den meisten Strom? Sascha Greilinger sieht auf einen Blick in der App, wann der klimafreundlichste Zeitpunkt ist, um den Geschirrspüler einzuschalten. Foto: Hochschule Coburg Hochschule Coburg

Wieviel CO2 wir durch unseren Stromverbrauch im Alltag produzieren, hängt
nicht nur davon ab, welche Geräte wir nutzen. Sondern auch, wann wir sie
nutzen. An der Hochschule Coburg wird eine App entwickelt, die den
richtigen Zeitpunkt kennt.

Eine Brotzeit trägt zum Klimaschutz bei – wenn sie zur rechten Zeit auf
den Tisch kommt. Dieser kuriose Zusammenhang entsteht durch die
Herausforderungen der Energiewende: Die erzeugte Strommenge muss im Netz
genauso groß sein wie der Verbrauch, aber Wind und Sonne lassen sich nicht
wie konventionelle Energieträger bei Bedarf an- und abstellen. Sie sollten
genutzt werden, wenn sie zur Verfügung stehen. „Mittags steht die Sonne im
Zenit, da wird am meisten Solarstrom erzeugt“, sagt Sascha Greilinger,
Student an der Hochschule Coburg. „Bei schönem Wetter mittags kochen,
abends kalt essen und CO2 sparen!“ Greilinger lacht: „Eigentlich ganz
leicht.“

Noch einfacher ist es bei vielen anderen Geräten: Bringt die Windenergie
nachts große Ausbeute, lässt sich die Startzeit der Waschmaschine auf 1.45
Uhr programmieren. Auch dem E-Bike ist es egal, wann es geladen wird. Wir
können unseren privaten Stromverbrauch zeitlich an die Erzeugung
erneuerbarer Energien anpassen: Dieser Grundgedanke faszinierte Greilinger
bereits vor über zehn Jahren während seiner Ausbildung zum Elektriker, die
Idee begleitete ihn in der Weiterbildung zum Elektrotechniker und reifte
während seines Studiums des Integrierten Produktdesigns zu einer App:
„Peak Pick“ zeigt den idealen Zeitpunkt des klimafreundlichen
Stromverbrauchs. „Wenn Solarfelder im Winter mit Schnee bedeckt sind,
bringt es ja nichts, die Geräte mittags anzuschalten.“

Produktdesign trifft IT

Jahreszeit und Wetter, europaweiter Strommarkt und Gesamtverbrauch: Für
normale Menschen ist es unmöglich, alle Daten auszuwerten, nur um
herauszufinden, wann wir heute am besten die Spülmaschine anschalten. Für
ein Computerprogramm ist so eine Rechnung leicht. Sascha Greilinger hat
die Idee für die App in seiner Bachelorarbeit ausgearbeitet. „Ich wollte
außerdem einen Prototypen haben.“ Professor Michael Markert aus dem
Produktdesign betreut Greilingers Arbeit. Er gab ihm den Tipp, wegen der
Programmierung bei Prof. Dr. Thomas Wieland in der Fakultät für
Elektrotechnik und Informatik nachzufragen.

Der IT-Professor fand die Idee auf Anhieb interessant. „Natürlich könnten
smarte Geräte wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist – aber bis alle
Geräte in unseren 40 Millionen Haushalten so funktionieren, vergehen
Jahrzehnte“, sagt Wieland. „Und gegen den Klimawandel müssen wir schnell
etwas unternehmen.“ Er schrieb die App als Projektarbeit bei seinen
Informatik-Studierenden aus: Stephen Schmidt, Sander Schubert, Jannick
Schopf und Constantin Trinkerl organisierten sich über die Videoplattform
Zoom und programmierten ein Semester lang daran. Sie sprachen sich online
ab und erzielten nicht nur einen Leistungsnachweis im Modul
„Studienprojekt praktische Informatik“, sondern sammelten auch Erfahrung
in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit einem angehenden
Produktdesigner. Am Ende haben sie Greilingers Idee umgesetzt. Zumindest
so, dass es jetzt eine App im Entwicklungsstadium gibt.

Die Chance CO2 zu reduzieren

Greilinger beschäftigt sich damit, wie er die App weiterentwickeln kann.
Er denkt darüber nach, ein gemeinnütziges Start-Up zu gründen. Zusätzlich
plant er Features wie CO2-Spar-Wettbewerbe für Teams oder Unternehmen.
„Mir ist wichtig, dass das Thema verstanden wird“, sagt er. Die
Stromerzeugung verursacht in Deutschland immer noch am meisten
CO2-Emissionen, hat aber großes Verbesserungspotential.“

Auch Greilingers nicht-repräsentative Umfrage unter den Studierenden der
Hochschule Coburg ist ein Hinweis darauf, dass die App ein Bedürfnis
erfüllt. Drei Viertel der Befragten würden ihren Stromkonsum anpassen,
wenn der Energieversorger einen flexiblen Tarif anbietet, der Nachfrage
zur richtigen Zeit mit günstigeren Preisen belohnt. Von ihnen gaben über
80 Prozent an, dass sie ihren Stromverbrauch grundsätzlich gerne an die
Produktion der erneuerbaren Energien anpassen würden – der Umwelt zuliebe.
Auch ohne finanziellen Vorteil.