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Welche Maßstäbe setze ich in meiner Profession? - Hochschulpreis an der EHB vergeben

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Absolvent_innen aus dem Studiengang Bachelor of Nursing erhalten Gräfin von der Schulenburg-Preis für ihre Abschlusssarbeit "Krankenpflege im Spannungsfeld politischer Strukturen – von den „dunklen Jahren der Krankenpflege“ zur mündigen Berufsgruppe".
Die Autor_innen untersuchten die „‘Euthanasie-Aktionen‘ im Dritten Reich unter Beteiligung der Krankenpflege und die postnationalistische Entwicklung von Reflexion und Profession“.


Der „Gräfin von der Schulenburg-Preis“ der Evangelischen Hochschule Berlin geht in diesem Jahr an den Studiengang Bachelor of Nursing. Die Absolvent_innen Janine Gerlach, Vivien Jendreyeck und Tobias Leidig erhielten im Rahmen von ehb.forscht die mit 1.000 EUR dotierte Auszeichnung für die Präsentation ihrer Abschlussarbeit mit dem Titel „Krankenpflege im Spannungsfeld politischer Strukturen – von den „dunklen Jahren der Krankenpflege“ zur mündigen Berufsgruppe.“ Darin untersuchten die drei Autor_innen die „‘Euthanasie-Aktionen‘ im Dritten Reich unter Beteiligung der Krankenpflege und die postnationalistische Entwicklung von Reflexion und Profession“. Mit der Prämierung holten Studierende des BoN bereits zum zweiten Mal in Folge den Preis in den Studiengang und verwiesen mit ihrem fundierten Vortrag die fünf anderen Kandidat_innen, Christian Hener (Pflegemanagement), Pascal Kleßen (Soziale Arbeit), Andrea Zwintschert (Kindheitspädagogik) sowie Sabine Drost und Jephta Neumann (Evangelische Religionspädagogik), auf die Plätze.

„Es ist das 9. Mal, dass wir an ehb.forscht den Gräfin von der Schulenburg-Preis verleihen," begrüßte Rektor Prof. Dr. Anusheh Rafi die Gäste im gut gefüllten Audimax der Hochschule. „Mit dieser wichtigen Veranstaltung bekräftigen wir unsere Motivation und unser Selbstverständnis, Forschung auch an Fachhochschulen zu unterstützen und voranzutreiben.“ Schon die Nominierung für ehb.forscht sei eine Auszeichnung für die Absolvent_innen, da nur die besten Arbeiten des Jahrgangs ausgewählt werden. Im Wettbewerb heute stehe jedoch auch der Vortrag im Mittelpunkt.

Hier schafften es die Referent_innen von Anfang an mit ihrem zu Beginn fast szenischen Vortrag, das Publikum und auch die Jury für das sensible Thema zu gewinnen. Aussagen aus Verhörprotokollen des Nachkriegsprozesses mit zwei angeklagten Krankenschwestern aus der Anstalt Meseritz-Obrawalde veranschaulichten den Zuhörer_innen das Ausmaß der damaligen Ereignisse, bei denen 7.000 Menschen im Laufe der NS-Zeit ermordet wurden. Ziel der Arbeit war es zum einen durch die Analyse der Vernehmungsprotokolle herauszustellen, welche Rolle das Krankenpflegepersonal im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasie-Aktionen hatte und welche leitenden Motive bei der diskursiven Betrachtung z. B. im Verantwortungsbewusstsein erkennbar sind.

Methodisch konzentrierten sich die Verfasser_innen dabei auf die Analyse von drei Kategorien, „Mitleid, Hierarchie und Gewissenskonflikt“, anhand derer sie die Aussagen in Beziehung setzen und untersuchten. Darüber hinaus entwickelten sie aus den Erkenntnissen der Diskursanalyse auch ethische Fragenstellungen, die bis heute für den Berufsstand relevant sind. „Wie begründe ich mein Handeln? Welche Reflexion findet im Rahmen meiner Arbeit statt und welche Maßstäbe setze ich in meinem Beruf?“ Als Fazit verwiesen die Referent_innen unter anderem auf die Notwendigkeit der Profession, gerade wegen der Erfahrungen in der Geschichte, das ethische und moralische Handeln, auch vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Themen, zu hinterfragen.

In ihrer anschließenden Laudatio hob Dr. Dagmar Kubanski, betreuende Dozentin im Studiengang BoN, insbesondere die gemeinsame Leistung und das große Forschungsinteresse der Gewinner_innen hervor. Sie hätten es geschafft, das sensible Thema auf Basis des sehr umfangreichen Materials akribisch zu sondieren und daraus eine wissenschaftlich fundierte und sehr gut strukturierte Arbeit zu machen. Dabei seien Leidenschaft für ihr Fach, Neugier und eine kritische Haltung die Basis für ihre empirische Arbeit gewesen und eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit in der Forschung. Alle drei Studierenden streben für die Zukunft ein weiterführendes Master-Studium an.

Die Veranstaltung ehb.forscht findet seit 2007 an der EHB statt. Hier setzt die Hochschule den Fokus auf ihre vielfältigen Forschungsprojekte und die Leistungen der Studierenden. Ziel ist es, diese Arbeiten vorzustellen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Teil des Preises ist auch die seit 2013 bestehende Möglichkeit für die Preisträger_innen, ihre Abschlussarbeit mit Unterstützung der Hochschule zu veröffentlichen.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.eh-berlin.de