DDG-Tagung 2025: Hautkrebsprävention – Landschaft als „zweite Haut“ und schützende Hülle
Mit Landschaftsarchitektur hautkrebspräventive Freiräume gestalten
Ultraviolette (UV)-Strahlung erhöht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.
Der Schutz der Haut vor zu viel Strahlung gelingt über ein bewusstes, die
Risiken minimierendes Verhalten wie Verzicht auf Sonnenbäder, schützende
Kleidung und die Verwendung von Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor.
Neben verhaltenspräventiven Ansätzen rücken immer mehr Überlegungen der
Verhältnisprävention in den Fokus.
Wie sollten Schulhöfe, Einkaufszonen oder Sportanlagen in Zeiten des
Klimawandels gestaltet werden? Wie eine zeitgemäße Freiraumgestaltung
helfen kann, die Exposition der Bevölkerung gegenüber UV-Strahlung zu
reduzieren und damit hautkrebspräventiv zu wirken, ist ein Thema der
Online-Pressekonferenz am 29. April 2025 zum Auftakt der Tagung der
Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (30.04. – 03.05.2025) in Berlin.
Durch das veränderte Klima mit immer mehr Sonnenstunden pro Jahr, einem
Freizeitverhalten mit zunehmenden Aufenthalten im Freien, mit wenig
Kleidung und ungeschützter Haut sind die Hautkrebs-Erkrankungszahlen in
den letzten 20 Jahren in Deutschland sehr stark angestiegen. Der BARMER
Arztreport aus dem März 2025 spricht von einer Verdopplung der Anzahl der
Menschen mit der Diagnose schwarzer Hautkrebs und einer Verdreifachung der
Zahlen beim weißen Hautkrebs seit 2005.
Der Zusammenhang von UV-Strahlung und einem höheren Risiko für Hautkrebs
ist evident. Seit Jahrzehnten versuchen Ärztinnen und Ärzte für einen
umfassenden UV-Schutz zu werben. „Die allermeisten Menschen wissen
heutzutage, dass sie sich und ihre Haut vor zu viel Sonnenlicht schützen
müssen. Sie wissen auch wie. Aber allein mit Verhaltensprävention werden
wir den Anstieg der durch UV-Strahlung verursachten Hautkrebserkrankungen
nicht stoppen“, sagt Professor Dr. med. Mark Berneburg, Tagungspräsident
und Generalsekretär der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).
Gesundheitsprävention hat heutzutage einen dualen Ansatz: Neben dem
Verhalten des oder der Einzelnen spielen die Verhältnisse in den
Lebenswelten der Menschen eine immer wichtigere Rolle. So kann auch die
Hautkrebsprävention von Konzepten der Landschaftsarchitektur profitieren,
die die Umwelt im Hinblick auf eine Klimaadaptation gestalten.
Die steigenden Temperaturen und sonnigen Tage ermuntern viele Menschen zu
mehr Aufenthalt im Freien. Diese Freiräume sind Teile des öffentlichen
Raums in Ballungszentren, Städten und Dörfern. Ob Fußgängerzone,
Schulhof, Spielplatz oder Sportanlage, es sind geplante Areale, die
Landschaftsarchitektinnen und -Architekten in Abstimmung mit anderen
Gestaltenden aus Architektur, Städtebau und Verkehrsplanung gestalten.
„Die Auswirkungen von Temperaturanstieg und steigender bodennaher UV-
Bestrahlung sind unterschiedlich. Sie werden jedoch bei den
Klimaanpassungsmaßnahmen für Hitze und Strahlung in der
Landschaftsarchitektur nicht differenziert genug behandelt“, erklärt Dag-
Ole Ziebell, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für
Freiraumentwicklung, Leibniz Universität Hannover, und Keynote-Speaker der
DDG-Tagung. „Der Fokus liegt auf der Hitze. Strahlung steht oft thematisch
im Schatten“, so Ziebell. Dabei seien Anpassungsmaßnahmen für die Kühlung
von Städten teilweise gegenläufig zu Maßnahmen strahlungsreduzierter
Städte. Woran das liegt, macht Ziebell anhand des Albedo-Effekts deutlich,
der das Reflexionsvermögen von Oberflächen beschreibt. Je nach Farbigkeit
und Körnung einer Oberfläche wird solare Strahlung gestreut, reflektiert
oder absorbiert. Je dunkler und rauer das Material, desto größer das
Absorptionsvermögen und die Erwärmung. „Bezogen auf die
Landschaftsarchitektur wird häufig geschlussfolgert, dass hellere
Materialien, wie zum Beispiel Betonstein, geeigneter für die Gestaltung
urbaner Landschaften wären, da sie weniger zur urbanen Erhitzung
beitragen. Die Helligkeit des Betons fördert jedoch die Streuung
ultravioletter Strahlung und somit das Potenzial für eine hohe
terrestrische UV-Belastung“, erklärt Ziebell.
Wenn Landschaftsarchitektur Maßnahmen umsetzt, die UV-Strahlung
reduzieren, kann sie im Sinne der Verhältnisprävention hautkrebspräventiv
wirken. Ein solches Konzept startet zunächst mit der Erfassung des neu zu
gestaltenden Freiraums und einer ortsspezifischen Strahlungsanalyse. Diese
besteht aus den Schwerpunkten Sonnenexposition des Freiraums, Schattenwurf
im Tagesverlauf und Analyse der Oberflächenreflexion (AlbedoEffekt). „Es
ist möglich, mit einer Toolbox für die Landschaftsarchitektur
hautkrebspräventive Entwürfe zu gestalten und dann umzusetzen“, sagt
Ziebell. Zu den Maßnahmen gehören Planungs- und Umsetzungstätigkeiten wie
zum Beispiel „Biomasse produzieren“ durch Bepflanzung, „Gelände
modellieren“, „Entsiegeln“, „strahlungsreduzierendes Material auswählen“
oder „Freiraum ausrichten“. Ein besonders wichtiger Punkt neben dem
Einsatz von Bepflanzungen ist die Auswahl der Oberflächenmaterialien, um
die bodennahe UV-Bestrahlung zu regulieren. Bei strahlungsreduzierenden
Freiräumen geht es um mehr als Verschattung. Diese ist nur ein Teilbereich
der Folgewirkung, wenn solare Strahlung einen Gegenstand trifft.
Wenn Ziebell von Landschaft als „zweiter Haut“ spricht, ist das
metaphorisch gemeint. Prozesse unserer Haut, die Einfluss auf die UV-
Strahlung haben wie beispielsweise die Produktion von Pigmenten (Melanin)
und eine Verdickung der Hornschicht, greift die Landschaftsarchitektur auf
und sucht nach vergleichbaren Gestaltungsmöglichkeiten in der Landschaft.
Der gestaltete Freiraum wird dann zur schützenden Hülle, die im weitesten
Sinne als zweite Haut verstanden werden kann.
„Für die Prävention von Hautkrebs kann Landschaftsarchitektur ein
wertvoller Verbündeter der dermatologischen Prävention sein“, fasst Prof.
Berneburg zusammen. Auf diese Weise könnte die Landschaftsarchitektur
unter dem Aspekt der Verhältnisprävention sogar in das Gesundheitssystem
integriert werden.
Literatur:
BARMER Arztreport 2025. Hautkrebs – Häufigkeit und Risikofaktoren. Dr.
Thomas G. Grobe, Dr. Patrizio Vanella, Prof. Dr. Joachim Szecsenyi. 2025
Ziebell, D.-O. Haut und Landschaft. Ein Kompendium
landschaftsarchitektonischer Maßnahmen zur Prävention von Hautkrebs.
Fakultät für Architektur und Landschaft Leibniz Universität Hannover.
2024. https://repo.uni-hannover.de/i
fd02928268ba
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Terminhinweise:
Online-Pressekonferenz zum Auftakt der 53. DDG-Tagung
Termin: Di, 29. April 2025, 11 bis 12 Uhr
Einwahllink: https://zoom.us/meeting/regist
Kenncode: 453384
Teilnahme an der Pressekonferenz:
Sie können unabhängig von einer Anmeldung zur DDG-Tagung an der Online-
Pressekonferenz teilnehmen! Sollten Sie die Tagung im CityCube Berlin
besuchen wollen, müssen Sie sich online registrieren. Sie können sich hier
dann auch gleich zur Pressekonferenz anmelden.
Es geht aber auch spontan am Tag der Pressekonferenz via Zoom-Link und
vorgeschaltetem Formular.
KN03 Keynote: UV-Schutz und zeitgemäße Landschaftsarchitektur
Referent: Dag-Ole Ziebell
Termin: Fr, 2. Mai 2025, 14:00 - 14:30 Uhr
Ort: Saal A6+A7, CityCube Berlin