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Stumme Gefahr Bluthochdruck: So schützen Sie Herz und Gefäße

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Schlaganfall, Herzinfarkt, Vorhofflimmern: Ursache ist häufig ein über
Jahre unbemerkter Bluthochdruck. Was tun, um sich vor Bluthochdruck und
seinen Folgen zu schützen?


Über 20 Millionen Menschen haben in Deutschland einen hohen Blutdruck,
etwa jeder dritte Erwachsene – sehr viele wissen nichts von ihrem
Bluthochdruck. Dieser ist tückisch, weil er als stumme Erkrankung in der
Regel ohne spürbare Symptome über die Zeit schleichend lebenswichtige
Organe schädigt und zerstört. „Jede noch so geringe Erhöhung des
Blutdrucks schädigt Gefäße und auf Dauer Organe wie Herz, Gehirn. Nieren
oder Augen. Je ausgeprägter die Blutdruckerhöhung ist, desto schwerer die
Folgen für die Organe“, warnt der Kardiologe Prof. Dr. Thomas Voigtländer,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Dabei könnte etwa die
Hälfte aller Schlaganfälle und Herzinfarkte durch Vorbeugung, eine frühe
Diagnose und Therapie verhindert werden. Darauf weisen Kardiologen und
Hochdruckspezialisten im neu überarbeiteten Herzstiftungs-Ratgeber
„Bluthochdruck: Herz und Gefäße schützen“ hin, der unter
https://herzstiftung.de/bestellung oder per Telefon unter 069 955128-400
angefordert werden kann.

Wo beginnt hoher Blutdruck, was sind die Therapieziele?
Die frühzeitige therapeutische Einstellung des hohen Blutdrucks ist
zwingend notwendig, weil die meisten der von einem unkontrolliert hohen
Blutdruck verursachten Schäden nicht reparabel sind. Optimal sind bei
Erwachsenen Werte um 120/70 mmHg. Liegt beim Arztbesuch der Blutdruck
wiederholt bei oder über 140/90 mmHg, besteht Bluthochdruck – auch wenn
nur ein Wert erhöht ist. „Spätestens dann ist eine Behandlung
erforderlich, darin sind sich alle europäischen Leitlinien einig“, sagt
Prof. Voigtländer. Bei der Selbstmessung zu Hause liegt der Grenzwert
bereits bei 135/85 mmHg, wenn im Schnitt an sieben aufeinanderfolgenden
Tagen diese Werte im Mittel gemessen werden. Allerdings definieren die
aktuellen Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC)
von 2024 mit dem sogenannten „erhöhten Blutdruck“ – das sind
Blutdruckwerte zwischen 120-139 (systolisch) und 70-89 mmHg (diastolisch)
– eine neue Kategorie, um zu unterstreichen, dass ein erhöhtes Risiko für
Organschäden nicht erst bei systolischen Werten über 140 mmHg anfängt.
Blutdruckwerte von 130-139 mmHg systolisch beziehungsweise 80-89 mmHg
diastolisch werden demzufolge schon als behandlungsbedürftig (durch
Lebensstiländerung plus meist auch Medikamente) angesehen, wenn zum
Beispiel bereits eine Herzerkrankung (Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche),
ein Schlaganfall oder eine Nierenschwäche vorliegen. Diese
Begleiterkrankungen erhöhen das kardiovaskuläre Risiko. Ziel ist es, dass
der systolische Blutdruck idealerweise wenigstens zwischen 120 und 129
mmHg liegt. Weitere Infos unter https://herzstiftung.de/bluthochdruck

Blutdruckmessen: die beste Vorsorge
Bluthochdruck wird leider weithin unterschätzt. Das liegt insbesondere
daran, dass ein dauerhaft erhöhter Blutdruck den Körper an den hohen Druck
gewöhnen lässt. Man fühlt sich dennoch gut. Symptome wie Schwindel,
Ohrensausen, Kopfschmerzen oder Nasenbluten können, müssen aber nicht
auftreten. „Macht sich Bluthochdruck durch Beschwerden bemerkbar, dann
sind häufig Gefäße und Organe geschädigt“, so Prof. Voigtländer,
Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt am
Main. Umso wichtiger bei der Vorsorge ist das früh- und rechtzeitige
Erkennen des Bluthochdrucks durch Messen, damit der Blutdruck medikamentös
und mit einem gesunden Lebensstil gut eingestellt werden kann. Die
Deutsche Herzstiftung empfiehlt gemäß den aktuellen ESC-Leitlinien eine
Blutdruckkontrolle
- mindestens alle drei Jahre bei Erwachsenen unter 40 Jahren,
- mindestens einmal pro Jahr ab einem Alter von 40 Jahren. Werden dabei
erhöhte Werte festgestellt, es liegen aber keine weiteren Risikofaktoren
vor, die eine therapeutische Intervention erfordern, sollte innerhalb des
Jahres eine Nachkontrolle erfolgen.

Blutdruck messen: Wo und wie am besten?
Es gibt drei verschiedene Arten, den Blutdruck zu bestimmen:
1. die Blutdruckmessung beim Arzt in der Praxis,
2. die Selbstmessung zu Hause und
3. die kontinuierliche 24-Stunden-Messung.

Blutdruckmessungen in der Praxis/Klinik: Gerade hier besteht immer die
Gefahr der sogenannten „Weißkittelhypertonie“: Der Patient ist aufgeregt,
der Stresspegel steigt und mit ihm die Blutdruckwerte, die dann höher
gemessen werden als zu Hause. Deshalb sollte in der Praxis idealerweise
eine unbeaufsichtigte Blutdruckmessung erfolgen: Dem Patienten wird eine
Blutdruckmanschette angelegt und er sitzt alleine in einem ruhigen Raum.
Nach kurzer Wartezeit führt das Gerät automatisch mehrere Messungen durch.
Das erste Messergebnis wird verworfen, aus den beiden anderen Ergebnissen
wird der Mittelwert errechnet. Die so ermittelten Werte entsprechen dann
am ehesten den Werten einer Selbstmessung zu Hause.
Blutdruckmessen zu Hause: Bluthochdruckpatienten sollten ihren Blutdruck
regelmäßig morgens vor Einnahme ihrer Blutdrucksenker messen. Es ist auch
möglich, eine Messwoche pro Monat einzurichten. Bluthochdruckpatienten
messen dabei eine Woche lang morgens und abends den Blutdruck. Der
Durchschnittswert aus allen Werten der Woche gibt dann Aufschluss, ob der
Blutdruck passt. „Patienten sollten dann ihre Werte notieren, am besten im
Blutdruck-Pass, wie ihn die Deutsche Herzstiftung anbietet“, rät Prof.
Voigtländer. Auch zertifizierte Apps bieten die Möglichkeit, Messwerte zu
dokumentieren. Infos unter https://herzstiftung.de/blutdruck-messen

Fünf Grundregeln für korrektes Blutdruckmessen
Für das Messen des Blutdrucks gibt es folgende Grundprinzipien, die
eingehalten werden sollten:
1. Vor der Messung sollten Sie zunächst für 5 Minuten zur Ruhe kommen und
zuvor körperliche Aktivitäten vermeiden.
2. Setzen Sie sich entspannt auf einen Stuhl lehnen Sie sich an die
Stuhllehne an und legen Sie den zu messenden Arm auf den Tisch.
3. Wichtig ist die richtige Position der Blutdruckmanschette: die
Manschette muss sich – egal ob am Oberarm oder Handgelenk – immer in
Herzhöhe befinden, sonst kommt es zu verfälschten Werten.
4. Vermeiden Sie Bewegungen, Reden oder Lachen sowie Ablenkungen durch
Musik oder Nachrichten während der Messungen.
5. Zertifizierte Blutdruckmessgeräte sind zu bevorzugen.

Blutdruck senken: Medikamentös, aber flankiert von gesundem Lebensstil
Medikamente gehören zu der Basistherapie von Bluthochdruck. Die Einnahme
von Blutdrucksenkern (Antihypertensiva) wird (spätestens) ab
Blutdruckwerten von 140/90 mmHg empfohlen, insbesondere, wenn mit einer
Lebensstil-Optimierung der Blutdruck nicht ausreichend gesenkt werden
kann. Erst indem man erhöhte Blutdruckwerte durch einen gesunden
Lebensstil, allen voran mit Ausdauerbewegung und Abbau von Übergewicht,
und der konsequenten Einnahme der blutdrucksenden Medikamente senkt, beugt
man wirksam den Folgeerkrankungen des Bluthochdrucks vor wie Herzschwäche
(hypertensive Herzkrankheit oder „Hochdruckherz“), koronare Herzkrankheit
(KHK), Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) sowie Herzinfarkt und
Schlaganfall. Infos zu Blutdrucksenkern: https://herzstiftung.de
/blutdruck-senken-medikamente
Basis eines gesunden Lebensstils ist – neben weiteren Maßnahmen wie
gesunde Ernährung, Verzicht auf Rauchen und Alkohol – das
Ausdauertraining: etwa flottes Gehen, Radfahren, Joggen oder Schwimmen, am
besten fünfmal pro Woche mindestens 30 Minuten lang. „Auch kürzere
Abschnitte von zehn bis fünfzehn Minuten wirken bereits blutdrucksenkend.
Man kann also auch mit zweimal 15 Minuten pro Tag beginnen“, rät
Voigtländer. „Mit Ausdauerbewegung sinkt die Wahrscheinlichkeit,
Übergewicht und damit einen der wichtigsten Risikofaktoren für
Bluthochdruck und andere Herzkrankheiten zu entwickeln.“ Ergänzend zum
Ausdauertraining ist ein mildes Krafttraining zwei- bis dreimal die Woche
ratsam, um den Blutdruck zu senken. Wichtig ist, mit niedrigen Gewichten
und vielen Wiederholungen (mindestens 15) zu beginnen und ohne Pressatmung
zu trainieren: immer mit offenem Mund und im Rhythmus der Hantelbewegung
ein- und ausatmen. Weitere Infos zum gesunden Lebensstil bei
Bluthochdruck:
https://herzstiftung.de/tipps-zu-blutdruck-natuerlich-senken