Trainingsprogramm schützt im Alter vor Wirbelkörperfrakturen
Die Altersmedizin am Universitätsklinikum Dresden beteiligt sich an einer
Europäischen Studie zur Gesundheit im Alter. Regelmäßiger Sport reduziert
das Neuauftreten und das Fortschreiten von Wirbelkörperfrakturen.
Dreiklang aus Prävention, Diagnostik und Therapie bestimmt die Arbeit der
Hochschulmedizin Dresden.
Die Altersmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden ist an
der größten kontrollierten Interventionsstudie zur gesunden Langlebigkeit
beteiligt. DO-HEALTH untersucht den Einfluss von drei einfachen Maßnahmen
bei 2.157 gesunden Menschen über 70 Jahren. Bei knapp 1.500 Teilnehmenden
wurden auch die Knochendichte sowie Wirbelkörperfrakturen erfasst. Neben
der täglichen Einnahme von Vitamin D (2000 Einheiten) und
Omega-(3)-Fettsäuren (1 g) wurde als dritter Indikator für die gesunde
Langlebigkeit der Einfluss eines strukturierten Trainingsprogramms von
dreimal 30 Minuten pro Woche untersucht. „Von diesen drei Interventionen
war nach drei Jahren nur das Trainingsprogramm imstande, bei Frauen das
Neuauftreten von Wirbelkörperfrakturen annähernd zu halbieren und das
Fortschreiten von Wirbelkörperfrakturen bei Frauen und Männern um zwei
Drittel zu reduzieren“, sagt Prof. Lorenz Hofbauer, Direktor am
UniversitätsCentrum für Gesundes Altern Dresden. „Die Ergebnisse der
Studie sind Beweis, wie wichtig Prävention für ein möglichst langes
gesundes Leben ist. Deshalb haben wir in der Hochschulmedizin Dresden den
Dreiklang aus Prävention, Diagnostik und Therapie stets im Blick“, sagt
Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum
Dresden.
Wirbelkörperfrakturen zählen zu den häufigsten Frakturen bei Osteoporose
und betreffen im Laufe ihres Lebens jede zweite Frau. Bislang unklar ist,
wie sich Wirbelkörperfrakturen gezielt verhindern lassen. In der von
Professorin Heike Bischoff-Ferrari von der Universität Zürich und Basel
geleiteten DO-HEALTH-Studie waren aus Deutschland auch Teams aus Berlin
und vom Universitätsklinikum Dresden beteiligt. In der Placebo-
kontrollierten randomisierten kontrollierten Studie erhielten gesunde und
aktive Menschen im Alter von 70 Jahren und darüber für drei Jahren
entweder Vitamin D (2000 Einheiten pro Tag), Omega-(3)-Fettsäuren (1 g pro
Tag) oder dreimal pro Woche ein strukturiertes Trainingsprogramm zuhause
unterstützt von einem Videocoach. Das Design der Studie sah keine, eine,
zwei oder alle drei dieser Interventionen für die Teilnehmenden vor. Der
Status der Wirbelkörperfrakturen wurden anhand der VFA-Software der DEXA-
Knochendichtemessung ermittelt. Die 1.488 untersuchten Frauen und Männer
mit DEXA-Messungen hatten ein Durchschnittsalter von 75 Jahren und über
drei Viertel wiesen eine niedrige Knochendichte oder eine Osteoporose auf.
Das Ergebnis überrascht: Von den drei Interventionen war drei Jahren nur
das Trainingsprogramm imstande, bei Frauen das Neuauftreten von
Wirbelkörperfrakturen um 48 Prozent und das Fortschreiten von
Wirbelkörperfrakturen bei Frauen und Männern um 66 Prozent zu reduzieren.
„Ein Trainingsprogramm ist für gesunde ältere Menschen eine einfache und
effiziente Methode, Wirbelkörperfrakturen vorzubeugen, insbesondere bei
Frauen. Es sollte ein elementarer Bestandteil im Rahmen der gesunden
Langlebigkeit sein“, sagt Professorin Heike Bischoff-Ferrari. Der
Schwerpunkt des Trainingsprogramms lag in der DO-HEALTH-Studie auf dem
Kraft- und Gleichgewichtstraining wie Kniebeugen, Treppensteigen,
Schulter- und Armkraft sowie Einbeinstand und konnte mit einem Theraband
als Hilfsmittel zu Hause umgesetzt werden. „Die Verbesserung der
Muskelkraft ist das A und O bei der Mobilität in jeder Lebensphase,
insbesondere im Alter. Muskeln erinnern sich an früheres Training und
lassen sich deshalb gut auftrainieren“, sagt Prof. Lorenz Hofbauer.
In einer ergänzenden Biomarker-Studie untersuchte das DO-HEALTH-
Konsortium, ob sich durch die drei Interventionen auch die Serumspiegel
von Sklerostin, einem endogenen Hemmfaktor der Knochenbildung, senken
lassen. Hohe Sklerostinspiegel treten bei verschiedenen Osteoporoseformen
auf. Die Blockade von Sklerostin mit dem Antikörper Romosozumab ist eine
der wirksamsten Formen der Osteoporosetherapie. Auch in dieser Substudie
von DO-HEALTH konnten nur das Trainingsprogramm alleine oder in
Kombination mit Omega-(3)-Fettsäuren (1 g pro Tag) den Serumspiegel von
Sklerostin reduzieren.
In einer DEXA-Substudie konnte die Kombination von Training und
Omega-(3)-Fettsäuren den trabekulären Knochenscore (TBS), einen Indikator
für eine intakte Knochenmikroarchitektur und -festigkeit in der
Wirbelsäule verbessern. Eine Zunahme der Knochendichte an der Hüfte zeigte
sich in der Gruppe, die Vitamin D erhielt.
„Diese drei Untersuchungen zeigen erstmals sehr deutlich, welche Domänen
der Gesunden Langlebigkeit sich spezifisch durch simple Maßnahmen
verbessern lassen“, bilanzieren Heike Bischoff-Ferrari und Lorenz
Hofbauer. Die Studien wurden in renommierten internationalen Zeitschriften
publiziert.