HPV – die Impfung, die vor Warzen und Krebs schützt
Die Stiftung Kindergesundheit informiert über den oft vernachlässigten
Schutz vor einem sexuell übertragbaren Virus
Die Abkürzung HPV steht für Humane Papillomviren. Einige dieser wenig
bekannten, aber weit verbreiteten Viren sind für die Bildung von
gutartigen Warzen an den Lippen, Augenlidern und an der Nase bei Kindern
zwischen 5 und 15 Jahren verantwortlich, berichtet die Stiftung
Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme. Andere Typen von HP-
Viren sind dagegen wesentlich gefährlicher: Sie sind an der Entstehung von
Gebärmutterhalskrebs und weiteren Krebsarten an weiblichen und männlichen
Geschlechtsorganen sowie im Mund- und Rachenraum beteiligt.
HPV-Infektionen zählen zu den häufigsten, durch Intimkontakte
übertragbaren Infektionen: Fast jeder sexuell aktive Mensch kommt
irgendwann in seinem Leben in Kontakt mit Papillomviren. Die meisten der
Angesteckten müssen keine negativen Folgen befürchten: Das Immunsystem
schafft es in der Regel, den unerwünschten Eindringling wieder
loszuwerden. Etwa zehn Prozent der Infektionen bestehen jedoch dauerhaft
fort. Eine solche Infektion mit den so genannten Hochrisikotypen von HP-
Viren kann sehr gefährlich werden, betont die Stiftung Kindergesundheit.
Am häufigsten stecken sich Jugendliche und junge Erwachsene an, denn in
diesem Alter sind die meisten Menschen sexuell besonders aktiv. So treten
Feigwarzen besonders in der Altersgruppe zwischen 15 und 30 Jahren gehäuft
auf.
Ansteckung durch winzige Hautverletzungen
Die Papillomviren werden über direkten Kontakt von Mensch zu Mensch
übertragen. Die Ansteckung erfolgt über den unmittelbaren Kontakt mit
infizierten Bereichen von Haut und Schleimhaut. Dies geschieht in erster
Linie durch enge Haut- und Körperkontakte wie intensives Küssen, intime
Berührungen oder beim Geschlechtsverkehr. Eine Ansteckung ist schon beim
ersten sexuellen Kontakt (egal ob Vaginal-, Anal- oder auch Oralsex)
möglich. Kondome bieten dabei leider keinen ausreichenden Schutz vor einer
Ansteckung, betont die Stiftung Kindergesundheit.
Das HP-Virus kann über kleinste, oft nicht sichtbare Verletzungen in die
Zellen der Haut oder Schleimhaut eindringen und diese infizieren. Eine
Erkrankung als Folge einer Infektion mit bestimmten HP-Virustypen kann
deshalb an unterschiedlichen Stellen am Körper auftreten (z. B. an After,
Vulva, Vagina, Gebärmutterhals, Penis sowie im Mund- und Rachenraum). Eine
Infektion mit HPV bleibt anfangs häufig unbemerkt, da sie zunächst oft
ohne Symptome, also beschwerdefrei, verläuft, berichtet die Stiftung
Kindergesundheit.
In den meisten Fällen heilt die Infektion innerhalb etwa eines Jahres ohne
gesundheitliche Probleme wieder ab. Die Betroffenen wissen daher oft gar
nicht, dass sie sich mit dem HP-Virus angesteckt haben. Die
schwerwiegenden Folgen einer länger anhaltenden Infektion zeigen sich erst
später: Jedes Jahr erkranken in Deutschland mehr als 6500 Frauen und bis
zu 2300 Männer an Krebs, bei dem eine HPV-Infektion als mögliche Ursache
vermutet wird. Gebärmutterhalskrebs, die häufigste Krebserkrankung in
diesem Zusammenhang, wird fast immer durch eine HPV-Infektion verursacht.
Aber auch andere Krebserkrankungen stehen in Verbindung mit HPV-
Infektionen – dazu gehören die meisten Fälle von Analkrebs, bestimmte
Krebsarten an Vulva und Vagina, ein großer Teil der Peniskrebserkrankungen
sowie einige Tumoren im Mund- und Rachenraum.
Impfstoffe verringern das Risiko
Gegen die wichtigsten HPV-Typen stehen heute hochwirksame und sichere
Impfstoffe zur Verfügung. Die Impfung bewirkt einen lang andauernden
Schutz vor der gefährlichen Infektion und sollte idealerweise schon vor
dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Die Ständige Impfkommission STIKO
beim Robert-Koch-Institut Berlin empfiehlt die Impfung gegen HPV für alle
Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren. Auch versäumte
Impfungen sollten bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
Seit 17 Jahren wird die Impfung gegen die humanen Papillomaviren in
Deutschland für Mädchen empfohlen, für Jungen seit 2018. Allerdings nehmen
bisher bei weitem nicht alle Kinder und Jugendliche die Impfung war,
bedauert die Stiftung Kindergesundheit. Nach Erhebungen des RKI sind nach
Ablauf des empfohlenen Impfalters nur etwa die Hälfte der Mädchen und ein
Drittel der Jungen vollständig gegen HPV geimpft.
Dabei bestehen deutliche regionale Unterschiede: Zu den Bundesländern mit
den höchsten HPV-Impfquoten gehören seit Jahren Sachsen-Anhalt und
Mecklenburg-Vorpommern, während die Jugendlichen in Baden-Württemberg,
Bayern und Bremen die niedrigsten Impfquoten mit unter 50 Prozent
aufweisen.
HPV-Impfung: Sicher, wirksam und gut verträglich
Dank der Impfung ist es gelungen, die Häufigkeit von Erkrankungen im
Genital- bzw. Analbereich bei Frauen zwischen 28 und 33 Jahren in
Deutschland deutlich zu senken. Modellrechnungen belegen, dass durch die
zusätzliche Impfung von Jungen in den nächsten 100 Jahren mehr als 25.000
HPV-assoziierte Krebsfälle bei beiden Geschlechtern verhindert werden
könnten.
Die Impfung wurde inzwischen weltweit mehr als 350 Millionen Mal
verabreicht. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die HPV-
Impfung in ihre allgemeinen Impfempfehlungen aufgenommen und stuft sie als
sicher, gut verträglich und wirksam ein.
Wie informiere ich mein Kind?
Mit dem Kind über die HPV-Impfung zu sprechen kann für Eltern
herausfordernd sein. Es reicht jedoch meist, das Thema direkt und
verständlich anzusprechen und die Vorteile der Impfung zu erklären: „Es
ist uns wichtig, dass du gesund bleibst, deshalb möchten wir dich gegen
HPV impfen lassen.“ Je nach Alter des Kindes muss das Thema sexuell
übertragbarer Krankheiten in diesem Zusammenhang nicht aufgegriffen
werden. Es genügt zu erläutern: „Das Virus kann durch engen Körperkontakt
übertragen werden. Dadurch können unangenehme Warzen entstehen. In
seltenen Fällen kann sich später sogar Krebs entwickeln. Die Impfung
schützt dich davor und ist nur ein kleiner Pieks."
Anschließend sollte Raum zum Nachfragen gegeben werden. Ein gemeinsamer
Arztbesuch kann helfen, offene Fragen zu klären.
Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt, eine frühzeitige, altersgerechte
und ungezwungene sexuelle Aufklärung als kontinuierlichen Teil der
Erziehung anzusehen.