Besetzung und Programm:
Shih-Wei Huang Solistin am Piano
Variationen und Fuge über ein Thema von Händel B-Dur op. 24
Rezension:
Bereits bei den ersten Takten merkt man, dass Shih-Wei Huang die Musik im Blut liegt. Die sympathische Pianistin spielt mal leise und verträumt, mal haut sie kraftvoll in die Tasten. Das Publikum des Benefizkonzerts wird Zeuge eines abwechslungsreichen Programms, welches die Musikerin voller Emotionen und mit technischer Höchstleistung wiedergibt.
Emotionaler Abend
Eingeleitet wurde das Konzert durch eine kurze Rede von Antoinette Hess-Felber, Präsidentin des Zonta Club Luzern Landschaft. Die Gruppierung setzt sich für die Verbesserung der Lebenssituation von Frauen ein und hat das Benefizkonzert mitorganisiert. Es wird erwähnt, dass die Hälfte der erworbenen Einnahmen an den Club geht, der sie zur Unterstützung von Nachwuchstalenten einsetzen will. Der restliche Betrag erhält Shih-Wei Huang, die grosszügiger Weise auf eine fixe Gage verzichtete. Die Musikerin eröffnete den musikalischen Teil des Konzerts mit einer Widmung an ihre verstorbene Freundin und Mentorin Lucette Achermann-Wüst.
Von Beethoven über Brahms zu Franz Liszt
Durch diese Einleitung ist der Grundstein für einen berührenden Abend gelegt. Zusätzlich unterstützt wird diese Wirkung durch den dramatischen Beginn des Programms mit Beethovens 32 Variationen in c-Moll. In eine ganz andere Stimmung wird das Publikum mit dem beschwingteren zweiten Werk, Variationen und Fugen über ein Thema von Händel des Romantiker Johannes Brahms, versetzt. Einen pompösen Abschluss des gut einstündigen Programms bieten Liszts Rigoletto-Paraphrasen. Huang gelingt es mit ihrem aussergewöhnlichen Talent, die unterschiedlichen Stile der Kompositionen authentisch zu vermitteln und den Werken eine individuelle Note einzuverleiben.
Von Taiwan nach Sursee
Shih-Wei Huang spielt bereits seit ihrer Kindheit Klavier und studierte an renommierten Hochschulen auf der ganzen Welt. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und konzertierte mit namhaften internationalen Orchestern. Es ist dementsprechend eine besondere Gelegenheit, sie in Sursees Klosterkirche zu erleben. Der kleine Raum ermöglicht einen familiären Rahmen und eine unbezahlbare Nähe zu der Künstlerin. So hört man jede kleinste musikalische Nuance und erkennt jede Gefühlsregung auf dem Gesicht Huangs. Komplett ohne Noten und meist mit geschlossenen Augen spielt sich die Pianistin scheinbar mühelos durch das anspruchsvolle Programm und begeistert so die zahlreichen Konzertbesucher in der praktisch ausverkauften Klosterkirche. Dass diese einmalige Möglichkeit, eine Weltklassepianistin live zu erleben geschätzt wurde, manifestierte sich in der abschliessenden Standing Ovation, die von der Künstlerin strahlend entgegengenommen wurde.
Zeitreise durchs 19. Jahrhundert mit abschliessendem Sprung in die Gegenwart
Mit den ausgewählten Stücken entführte die Pianistin das Publikum auf ein musikalisches Abenteuer. Besonders die zahlreichen Variationen erfordern eine Diversität der Künstlerin, die sie hervorragend meistert. Nicht nur technisch überwindet sie die höchst anspruchsvollen Stücke, sondern versieht sie zudem mit einer seh- und hörbaren Emotionalität. Nach einem erfolgreichen Konzert, gefolgt von tosendem Applaus, verabschiedet die Künstlerin das Publikum mit einem beeindruckenden Solo-Piano Arrangement der Titelmelodie zu «Pirates of the Caribbean» in die Nacht. Dieser stilbrechende Abschluss begeisterte sowohl Freunde der Klassik als auch Fans der zeitgenössischen Musik.
Einige Zuhörer zog es im Anschluss weiter zum «Get together, Meet the Artist» im Galeriesaal des Hotel Hirschen, an welchem Shih-Wei Huang, begleitet von Bassist Thomas Ottiger und Schlagzeuger Urs Zimmermann, mit ausgewählten Jazz-Stücken eine ganz andere musikalische Seite zeigte.
Text: www.noemiefelber.ch
Fotos: https://www.shihweihuang.com/ Edith Budmiger, Mona Wermelinger
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