Straßenlaternen als schnelle Ladestationen für Elektrofahrzeuge


Straßenlaternen als Ladepunkt für Elektrofahrzeuge umzunutzen – das ist
die Kernidee einer Forschungskooperation der Hochschule Koblenz und der
Energieversorgung Mittelrhein (evm). Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, die
Elektromobilität dank neuer Ladeinfrastruktur-Technologie in Fahrt zu
bringen. Kommunen und Unternehmen beschäftigen sich mit der Frage, wie die
notwendige Ladeinfrastruktur für Bürger, Kunden und Mitarbeiter ausgebaut
werden kann. Aufwand und Kosten für den notwendigen Tiefbau sind häufig
eine Hemmschwelle. Hier setzt die Idee an, Straßenlaternen als Ladestation
zu nutzen. Nach wenigen Monaten Entwicklung haben die Forschungspartner
nun einen ersten Prototyp vorgestellt.
Die Idee, bestehende Infrastruktur von Straßenlaternen zum Laden von
Fahrzeugen zu nutzen, ist nicht neu. Doch die bereits erhältlichen
Lösungen für das Laden an Straßenlaternen haben sich auf dem Markt bisher
nicht durchgesetzt. Das Kooperationsteam sieht den Grund hierfür vor allem
in der langen Ladedauer, die bei den bestehenden Konzepten benötigt wird.
Der Prototyp zeigt, dass es auch anders geht: Mit einer
Ladegeschwindigkeit, die sonst nur Schnell-Ladesäulen bieten, kann unter
den richtigen Voraussetzungen auch an Straßenlaternen oder den
Laternenmasten auf Betriebshöfen geladen werden.
Durch die neue Technik verkürzt sich die Ladezeit deutlich: Mit jeder
Minute Ladezeit lädt man etwa drei Kilometer Reichweite auf, so dass das
Vollladen je nach Auto in knapp zwei Stunden erledigt sein kann. „Damit
könnten zukünftig E-Autos öfter mal eben auf dem Parkplatz beim Discounter
oder auf dem Mitarbeiterparkplatz beim Arbeitgeber aufgeladen werden. Das
wäre vergleichbar mit dem Laden eines Smartphones, wie es inzwischen auch
an vielen öffentlichen Orten möglich ist“, so Projektleiter Prof. Dr.
Johannes Stolz aus dem Fachbereich Ingenieurwesen der Hochschule Koblenz.
Beim jüngsten Treffen der Forschungsgemeinschaft nahmen Vertreterinnen und
Vertreter von evm und Hochschule Koblenz das Demonstrationsmodell der
schnellen Laternenladesäule in Augenschein. Bei dieser Gelegenheit
diskutierten sie weitere Ideen zu deren Verbesserung sowie Nutzung.
Student Domenic Frank, der derzeit im Masterstudiengang Systemtechnik
seine Abschlussarbeit über dieses Projekt schreibt, erklärte die
Fortschritte, die Entwicklung des Prototyps sowie die Möglichkeiten zur
Weiterentwicklung des Konzepts hin zu einer praktischen Realisierung im
städtischen Netz.
„Die Zusammenarbeit der Hochschule mit der evm in diesem Projekt basiert
vor allem auf einem ständigen Informationsaustausch, bei dem immer wieder
die Untersuchungsergebnisse mit den Erfahrungen aus der Praxis abgeglichen
worden sind“, betont Kathrin Laymann vom Team Städte- und Energiepolitik
der evm, „Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen und Gesellschaften der
evm-Gruppe haben im Laufe des Projektes ihre Erfahrungen miteinfließen
lassen.“ Zudem habe die evm Elektrofahrzeuge zum Messen und Versuchen
bereitgestellt.
Nach dem ersten Prototyp an der Hochschule wird nun intern geprüft, ob
weitere Prototypen bei der evm getestet werden und welche Anforderungen
diese erfüllen sollten.