Arbeitsmarkt: Umweltfreundliche Tätigkeiten nehmen zu
Die ökologische Transformation der Wirtschaft verändert den deutschen
Arbeitsmarkt. Zum einen sind Tätigkeitsprofile umweltfreundlicher
geworden, zum anderen haben sich die Beschäftigungsanteile von Berufen mit
vielen umweltfreundlichen Tätigkeiten zwischen 2012 und 2022 erhöht. Zu
diesem Ergebnis kommt eine Studie des RWI – Leibniz-Instituts für
Wirtschaftsforschung und des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB). Insbesondere Berufe mit einem hohen Anteil an
umweltschädlichen Tätigkeiten haben im Untersuchungszeitraum manche dieser
Tätigkeiten reduziert und zum Teil auch umweltfreundliche Tätigkeiten
hinzugewonnen – zum Beispiel im Automobilsektor.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die ökologische Transformation der deutschen Volkswirtschaft verändert
den hiesigen Arbeitsmarkt. Eine aktuelle Studie des RWI und des IAB zeigt:
Als umweltfreundlich klassifizierte Tätigkeiten nehmen zu, umweltschädlich
eingestufte Tätigkeiten nehmen ab. In anderen Worten: Der deutsche
Arbeitsmarkt wurde zwischen 2012 und 2022 ökologischer. Umweltfreundliche
Tätigkeiten sind in diesem Zeitraum um etwa 11 Prozent gestiegen,
umweltschädliche Tätigkeiten sind dagegen um ca. 7 Prozent gesunken.
- Für die Analyse der ökologischen Transformation des deutschen
Arbeitsmarktes zwischen 2012 und 2022 untersuchte das Forschungsteam
insbesondere zwei Prozesse: Erstens Veränderungen von Tätigkeitsprofilen
innerhalb von Berufen („within-effect“) und zweitens Verschiebungen der
Beschäftigungsanteile zwischen verschiedenen Berufen („between-effect“).
Die Studienergebnisse zeigen, dass der Wandel der Tätigkeiten innerhalb
von Berufen für die ökologische Transformation der Beschäftigung insgesamt
ebenso wichtig ist wie die Verschiebung der Beschäftigungsanteile zwischen
verschiedenen Berufen.
- Bei der Veränderung von Tätigkeitsprofilen sind speziell Berufe mit bis
dato einem sehr hohen Anteil an umweltschädlichen Tätigkeiten – zum
Beispiel im Automobilsektor – im Untersuchungszeitraum etwas ökologischer
geworden, indem umweltschädliche Tätigkeiten abgebaut wurden und
umweltfreundliche Tätigkeiten hinzugekommen sind.
- Neben der inhaltlichen Veränderung von Berufen haben sich im
Untersuchungszeitraum auch die Beschäftigungsanteile zwischen Berufen mit
vielen umweltschädlichen bzw. -freundlichen Tätigkeiten verschoben.
Insbesondere Beschäftigungszuwächse bei Berufen mit einem moderaten Anteil
an umweltfreundlichen Tätigkeiten (+0,4 Prozentpunkte) sowie
Beschäftigungsrückgänge bei Berufen mit einem moderaten Anteil an
umweltschädlichen Tätigkeiten (-1,6 Prozentpunkte) haben diese Entwicklung
bewirkt.
- Direkte Wechsel von Berufen mit vielen umweltschädlichen hin zu solchen
mit vielen umweltfreundlichen Tätigkeiten finden selten statt. Beenden
Beschäftigte in einem Beruf mit vielen umweltschädlichen Tätigkeiten ihren
Job, haben sie häufig (zunächst) keinen neuen Job. Ihre
Beschäftigungsaussichten verschlechtern sich den Studienergebnissen
zufolge im Laufe der Zeit. Der grüne und technologische Wandel gefährdet
am meisten die Beschäftigungsaussichten ausländischer und gering
qualifizierter Arbeitnehmer, da diese besonders häufig in Berufen mit
vielen umweltschädlichen Tätigkeiten arbeiten. Die
Beschäftigungsaussichten für Personen in Berufen mit vielen
umweltfreundlichen Tätigkeiten sind dagegen gut. Ein Wechsel aus der
Nicht-Beschäftigung in diese Berufe ist relativ häufig.
- Für die Untersuchung wurden Daten des IAB und der Bundesagentur für
Arbeit ausgewertet.
„Der ökologische und technologische Wandel des Arbeitsmarktes schreitet
voran und verändert die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Christina
Vonnahme, Leiterin der neuen RWI-IAB-Nachwuchsgruppe „Ökologische
Transformation, Arbeitsmarkt, Aus- und Weiterbildung“. „Unsere
Studienergebnisse zeigen, dass die ökologische Transformation mit einer
deutlichen Veränderung von Tätigkeitsprofilen einhergeht. Das bedeutet,
dass Erwerbstätige aufgrund der ökologischen Transformation nicht zwingend
ihren Beruf aufgeben müssen. Allerdings erfordert die Anpassung an neue
berufliche Qualifikationen Anstrengungen von Beschäftigten und Betrieben.
Andernfalls drohen erhebliche Wohlfahrtsverluste für die Betroffenen“,
warnt Arbeitsmarktexpertin Christina Vonnahme. „Geeignete Qualifizierungs-
und Umschulungsmaßnahmen spielen daher eine entscheidende Rolle für den
ökologischen Wandel des Arbeitsmarktes.“
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Christina Vonnahme, christina.vonnahme@rwi-essen.d
8149-278
Originalpublikation:
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essen.de/fileadmin/user_upload