Europa muss mehr investieren, um seine Lieferketten zukunftsfähig zu machen
Der Klimawandel, der Krieg in der Ukraine und die anhaltenden Folgen der
Corona-Pandemie setzen Europas Wirtschaft unter Druck. Unternehmen ordnen
daher ihre Lieferketten neu. Gleichzeitig stärken Innovationen die
Resilienz bestehender Lieferketten und führen zur Bildung neuer. Jedoch
stellen strukturelle Schwächen in Europa nach wie vor ein Hindernis dar.
So melden europäische Universitäten in einem weltweiten Vergleich deutlich
weniger Patente an als US-amerikanische oder chinesische Universitäten.
Hinzu kommt, dass Unternehmensinnovationen in Europa von wenigen
multinationalen Konzernen dominiert werden. (...)
(...) Dies sind zentrale Ergebnisse des Projekts RETHINK-GSC (https
://rethink-gsc.eu/), das von der Europäischen Union im Rahmen des
Forschungsprogramms „Horizon Europe“ gefördert wurde.
„Diese strukturellen Mängel des Innovationssystems könnten Europas
Wettbewerbsfähigkeit langfristig untergraben. Die EU sollte daher die
Universitäten durch zusätzliche Finanzmittel stärken, um den
Wissenstransfer von der universitären Forschung in die Unternehmen zu
verbessern“, sagt Prof. Dr. Holger Görg, Leiter des RETHINK-GSC-Projekts
und Forschungsdirektor am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Denn die
Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Produktion von Wissen mit
Subventionen zunimmt. Auch Steuersenkungen wirken sich positiv auf die
Innovationstätigkeit von Unternehmen aus.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestätigten in mehreren
Forschungsprojekten, dass Wissens- und Warenströme eng miteinander
verwoben sind. „Wenn politische Entscheiderinnen und Entscheider in der EU
Rahmenbedingungen festlegen, sollten sie die Innovationspolitik nicht
getrennt von Handels- oder Steuerpolitik betrachten“, empfiehlt Görg. Es
sei essenziell, dass sie die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen
diesen drei Politikfeldern berücksichtigten.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern Europas
Seit Oktober 2022 beschäftigten sich 31 Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler elf europäischer Forschungseinrichtungen in Belgien,
Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Norwegen, Österreich,
Polen und Ungarn mit der Fragestellung: Wie widerstandsfähig sind Europas
Lieferketten in Zeiten von Krieg, Pandemien und sich wandelnden
geopolitischen Verhältnissen? In den vergangenen drei Jahren entstand eine
Vielzahl an Forschungsberichten und Veröffentlichungen zu verschiedenen
Aspekten rund um Europas Lieferketten.
Eine Übersicht der wichtigsten Forschungsergebnisse finden Sie hier:
RETHINK-GSC Reveals Insights on Global Supply Chain Resilience (https
://rethink-gsc.eu/rethink-gsc-
resilience/
Über RETHINK-GSC
Das Projekt „Rethinking Global Supply Chains: Measurement, Impact and
Policy“ (RETHINK-GSC) untersucht die Auswirkungen von Wissensflüssen und
Dienstleistungsinputs in globalen Lieferketten (GSCs). Forschende aus 11
Instituten bringen ihre breite Expertise in einem multidisziplinären
Ansatz ein, entwickeln neue Methoden und nutzen innovative Techniken, um
die zunehmende Bedeutung immaterieller Güter in globalen Supply Chains zu
analysieren, zu messen und zu quantifizieren sowie neue Erkenntnisse über
aktuelle und zu erwartende Veränderungen in globalen Produktionsprozessen
zu gewinnen.