Augenverletzungen durch Silvesterfeuerwerk: Eltern sollten Kinder warnen, Knallkörper aufzulesen
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V. (DOG) erwartet an diesem
Jahreswechsel erneut Hunderte von schweren Augenverletzungen durch
Silvesterfeuerwerk.
Die Fachgesellschaft rät zu Vorsichtsmaßnahmen und
fordert verstärkte Aufklärung, um die hohen Opferzahlen zu senken. Beim
Jahreswechsel 2023/24 hatte es laut der jährlichen DOG-Umfrage 781
feuerwerksbedingte Augenverletzungen gegeben. Der Vorverkauf von
Feuerwerkskörpern startet am 28. Dezember 2024.
Seit 2016/2017 führt die DOG zu Silvester eine Umfrage an allen
notdienstleistenden deutschen Augenkliniken durch, um die Zahl der
Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper zu ermitteln. Wie die Umfrage
2023/2024 zeigt, mussten die Kliniken in den fünf Tagen um Silvester
insgesamt 781 Personen mit feuerwerksbedingten Augenverletzungen
behandeln. „Wir haben uns damit auf einem deutlich höheren
Verletzungsniveau eingependelt als in der Vor-Covid-Zeit“, konstatiert
Professor Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer. „Wir fürchten, daran wird sich
am kommenden Jahreswechsel nichts ändern“, sagt die Leitende Oberärztin
für Augenheilkunde am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam. Vor der
Pandemie ereigneten sich um Silvester jährlich etwa 500 Augenverletzungen.
40 Prozent der Verletzten sind Kinder und Jugendliche
Wie in den Vorjahren auch, handelte es sich 2023/2024 bei rund 60 Prozent
der Betroffenen um Unbeteiligte, die das Feuerwerk gar nicht selbst
gezündet hatten. „Diese Betroffenen waren einfach nur zur falschen Zeit am
falschen Ort und wurden völlig unerwartet zum Teil schwer verletzt“, so
Gabel-Pfisterer. Nach wie vor besorgniserregend sei mit fast 40 Prozent
der hohe Anteil von Kindern und Jugendlichen unter den Verletzten, wobei
besonders häufig Kinder unter 12 Jahren betroffen sind. „Wie die Kinder an
Feuerwerkskörper kommen, sollte hinterfragt werden“, meint die
Augenärztin. Einige Kinder verletzen sich an Böllern, die sie am
Neujahrstag aufsammeln. „Eltern sollten ihren Nachwuchs rechtzeitig über
die Gefahren aufklären, die damit verbunden sind“, rät Gabel-Pfisterer.
Augenverlust mit schwerwiegenden Konsequenzen
Treffen kann es prinzipiell jeden, der sich außerhalb geschützter Räume
aufhält. „Am vergangenen Jahreswechsel mussten wir zum ersten Mal eine
Augenverletzung bei einem Rettungssanitäter, der im Einsatz getroffen
wurde, dokumentieren“, berichtet Professor Dr. med. Hansjürgen Agostini,
Leitender Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik Freiburg. Erneut
mussten die Augenärzte und Augenärztinnen verletzte Augen entfernen – mit
allen Konsequenzen, die daraus resultieren. „Der Sehverlust, die
kosmetische Entstellung und psychische Folgen können zu schweren
Beeinträchtigungen und zum Verlust des Arbeitsplatzes führen“, berichtet
Agostini.
Im Freien besser geschlossene Schutzbrille tragen
Um solche Katastrophen abzuwenden, ruft die DOG zur Vorsicht im Umgang mit
Feuerwerk auf. „Familien mit Kindern bleiben am besten im Haus“, rät der
DOG-Experte. „Wer ins Freie oder auf den Balkon geht, sollte eine
geschlossene Schutzbrille etwa aus dem Baumarkt oder eine Skibrille
tragen, um das Gröbste abzuwehren.“ Die Fachgesellschaft fordert zudem
mehr Aufklärung – die DOG stellt Plakate zur Verfügung –und verweist auf
die Niederlande und Finnland. „Dort konnte durch Informationskampagnen und
gesetzliche Regelungen die Anzahl der Verletzungen auf die Hälfte
reduziert werden“, betont Agostini. Darüber hinaus wirbt die
Fachgesellschaft für öffentlich ausgerichtetes Feuerwerk. „Das sicherste
Feuerwerk ist das professionelle“, betont DOG-Generalsekretär Professor
Dr. med. Claus Cursiefen.