Welche Spuren hinterlässt die Covid-19-Pandemie in der Arbeit von Polizeikräften?
Ein neues Impulspapier des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen
(SOFI) diskutiert empirische Befunde über die arbeitsweltlichen Folgen der
Coronakrise in einer Landespolizeidirektion.
Die Langzeitwirkungen der Coronakrise sind in verschiedenen Branchen und
Bereichen der Arbeitswelt spürbar. Auch in der Polizei hat die Pandemie in
den letzten vier Jahren neue Standards gesetzt. Eine SOFI-Fallstudie
analysiert die arbeitsweltlichen Folgen der Krise in einer deutschen
Landespolizeidirektion. Hierbei stehen die Einführung und Auswirkungen des
mobilen Arbeitens im Innendienst und Fragen des betrieblichen
Zusammenhalts im Fokus. Denn in der vom Präsenzgedanken stark geprägten
Polizeibehörde verändert sich schrittweise der Arbeitsmodus und stößt
weitere Entwicklungen an. Außerdem diskutiert dieses Papier zukünftige
Erwartungen und Herausforderungen des Polizeiberufs.
Die Fallstudie entstammt dem Forschungsprojekt „Soziologische
Pandemiefolgenforschung am SOFI Göttingen“ und fragt danach, wie
Polizeikräfte aus heutiger Perspektive auf die pandemische Zeit zwischen
2020-2022 zurückblicken und welche langfristigen Folgen die Krise in ihrer
Arbeit hinterlässt.
Eine der nachhaltigsten Folgen der Pandemie ist die breite Etablierung des
Mobilen Arbeitens, häufig bezeichnet als Homeoffice. Bei der untersuchten
Polizeidirektion ließ sich diese Art der Flexibilisierung ausschließlich
in den Funktionsbereichen des Innendienstes realisieren. Im Vergleich zum
zwingend Präsenz erfordernden Einsatz- und Streifendienst sind hier viele
Tätigkeiten theoretisch mobil ausführbar, was durch die Pandemie
schließlich zur gängigen Praxis wurde: „Aus einer ursprünglichen
Anpassungsleistung in gesundheitlicher Präventionsabsicht öffneten sich
für den behördlichen Innendienst neue Gestaltungspfade in
arbeitsorganisatorischer Hinsicht“, ordnen Sarah Herbst und Lena Schwerdt
als Autorinnen die empirischen Befunde ein.
Als sichtbarste Neuerung wird die veränderte Arbeitsorganisation durch
digitalisierte Kommunikationswege, Arbeitsabläufe und Arbeitsmittel
gesehen. In einigen untersuchten Dezernaten werden Teammeetings seit der
Pandemie hybrid durchgeführt. Alle Besprechungsräume sind mit Kamera- und
Lautsprechertechnik ausgestattet. „Was sich hier an Veränderungen
vollzieht“, kommentiert Projektleiter Berthold Vogel, „deuten wir als
Beginn eines Kulturwandels. Entscheidend dabei ist, dass dieser gestaltet
wird – von den Beschäftigten und den Führungskräften gleichermaßen.“
Gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur
(MWK) analysierte das Projekt im Zeitraum vom 01.10.2021 bis 31.12.2024
die arbeitsweltlichen Nachwirkungen der Pandemie in verschiedenen
Branchen. Neben Lehrkräften an Schulen war der Bereich der öffentlichen
Sicherheit, insbesondere die Einsatzorganisation Polizei, einer davon.
Das aktuelle SOFI-Impulspapier zu arbeitsweltlichen Folgen der Coronakrise
bei der Polizei steht als kostenfreier Download zur Verfügung:
https://sofi.uni-
goettingen.de/fileadmin/user_u