Gemeinsame Pressekonferenz von DIVI und DPR: „Wir haben nicht die Zeit, alle Pflegegesetze neu zu schreiben!“
„Stillstand ist keine Option!“, machte die Präsidentin des Deutschen
Pflegerates (DPR), Christine Vogler, heute auf einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für
Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in Hamburg unmissverständlich klar.
Auch der Vertreter der Fachpflegenden in der DIVI, Thomas van den Hooven,
machte deutlich, dass es gelte, nach vorne zu schauen, kreativ zu werden
und Strukturen zu entwickeln, um die Frage der Fragen zu lösen: „Wie den
Pflegekräftemangel abfedern?“
Als Fundament brauche es dafür allerdings nach dem Beschluss des KHVVG
auch die angekündigten Pflegegesetze – sonst sei das Puzzle unvollständig,
sind sich DIVI und DPR einig. „Jede weitere Verzögerung ist ein schwerer
Rückschlag für die Pflege und damit für die gesamte Gesellschaft“,
erklärte Vogler. Van den Hooven appellierte: „Die Politik muss jetzt
handeln und eine parteiübergreifende Koalition für die Pflege bilden!“
Konkret geht es um das Pflegekompetenzgesetz (PKG), das
Pflegefachassistenzeinführungs
Nurses (APN-Gesetz) – erdacht, um Pflegekompetenzen zu stärken, hängen
diese Reformvorschläge gerade ziemlich in der Luft. Dabei sind diese
Gesetze für die Fachkräfteentwicklung in Deutschland von entscheidender
Bedeutung. Und noch einmal den Prozess von Neuem zu beginnen, stehe außer
Frage, sind sich DPR und DIVI einig.
Warum, zeigt ein Blick in das DRP-Factsheet Pflege (https://deutscher-
pflegerat.de/dpt24/04_DPT24_Fa
Vierteln der Intensivstationen sind Stellen in der Intensivpflege vakant.
In zwei Dritteln der Krankenhäuser mit Pädiatrie bleiben Stellen in der
Kinderkrankenpflege unbesetzt.
Pflegekompetenz stärken!
So ist der von allen Seiten gewünschte Kompetenzzuwachs von
Fachpflegekräften eine zukunftsweisende Möglichkeit, den Beruf attraktiv
zu halten und die Zufriedenheit der Pflegekräfte deutlich zu stärken. „Wir
haben hochqualifizierte Pflegekräfte, die jedoch in ihrer Arbeit blockiert
werden. Diese Verschwendung von Ressourcen ist inakzeptabel und
verantwortungslos“, zeigte DPR-Präsidentin Vogler auf. „Wenn wir die
vorhandenen Kompetenzen der Profession Pflege nicht endlich nutzen, wird
die pflegerische Versorgung in diesem Land zusammenbrechen. Das hätte
verheerende Folgen für unser Gesundheitssystem, unsere Gesellschaft und
unsere Demokratie.“
Pflegeberufe schützen!
Die aktuelle Antwort Deutschlands auf den gravierenden Fachpflegemangel
ist derzeit die Anwerbung ausländischer Kräfte. „Seit 2022 wird das
Beschäftigungswachstum in der Pflege ausschließlich von ausländischen
Fachkräften getragen. Bereits jede sechste Pflegekraft kommt aus dem
Ausland“, zeigte Thomas van den Hooven auf. „Zweierlei Dinge müssen wir
deshalb im Blick behalten: Wir müssen erstens diesen Pflegenden hier eine
Heimat geben und sie optimal in unsere Gesellschaft integrieren, sonst
bricht bald alles zusammen. Zweitens müssen wir uns aber auch klar werden,
dass diese Ressource bald versiegt.“ Deutschland werde international
bereits gerügt. Zum Schutz der eigenen Versorgung beendeten gerade Länder
wie Brasilien sämtliche Programme zur Anwerbung von Pflegekräften.
Entsprechend müsse man neben der Integration der derzeitigen Mitarbeiter
auch für deren weiteres Wohlergehen sorgen, zeigte Dr. Teresa Deffner auf,
Vertreterin der Gesundheitsfachberufe in der DIVI sowie Psychologin auf
der Intensivstation. „Gewalt gegen Mitarbeiter sehen wir immer häufiger in
den Kliniken. Wenn eine Reanimation nicht gelingt, wie neulich in einer
Klinik in Essen, wenn Patienten in der Notaufnahme zu lange warten müssen,
dann müssten die Mitarbeitenden immer häufiger um ihr eigenes Wohl
fürchten. „Sicherheit schaffen ist deshalb essenziell“, sagte Deffner.
„Konzepte hierzu gibt es – sie müssen aber konsequent umgesetzt werden.“
Gleiches gelte für psychosoziale Unterstützung nach schwerwiegenden
Ereignissen – natürlich nicht nur für Pflegekräfte, sondern für alle
Mitglieder des Teams.
Pflegeressourcen nutzen!
‚Team‘ sei das richtige Stichwort, summierte zum Ende der Pressekonferenz
der kommende DIVI-Präsident Prof. Florian Hoffmann: „Die DIVI hat bereits
vorgemacht, wie wir die Ressourcen, die wir haben, optimal verteilen. Wir
haben klare Handlungsempfehlungen für die Intensivstation
(https://www.divi.de/publikati
-handlungsfelder-in-der-intens
auch die Notaufnahme (https://www.divi.de/publikati
/handlungsfelder-in-der-notauf
veröffentlicht. Wir alle wissen: Nur zusammen können wir unsere Patienten
bestmöglich versorgen.“ Dieses Zusammenstehen sehe man auch derzeit auf
dem laufenden Jahreskongress der DIVI: Mehr als 7.000 Teilnehmer sind
derzeit in Hamburg, rund 40 Prozent seien keine Ärzte. „Das war vor
einigen Jahren noch vollkommen utopisch.“ „Man muss es nur wollen“,
kommentierte auch DPR-Präsidentin Vogler.
Das Pflegekompetenzgesetz werde er übrigens noch verabschieden, sagte
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in einer Liveschalte auf der
Eröffnungsveranstaltung am Mittwoch gegenüber den DIVI-Mitgliedern. „Wir
nehmen Sie beim Wort, Herr Minister“, endeten Thomas van den Hooven und
Christine Vogler ihre gemeinsame Pressekonferenz.
Pressekonferenz im Nachgang verfolgen:
Den Live-Mitschnitt der Pressekonferenz vom 6.12.2024 finden Sie ab ca. 16
Uhr auf dem YouTube-Kanal der DIVI:
https://www.youtube.com/channe