Startups: Potenzial von öffentlichen Ausschreibungen bisher ungenutzt
Eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim untersucht, inwieweit Startups an
öffentliche Ausschreibungen teilnehmen und diese gewinnen.
Die Analyse
zeigt, dass elf Prozent der deutschen Startups seit ihrer Gründung an
öffentlichen Ausschreibungen teilgenommen und sieben Prozent mindestens
einen Auftrag erhalten haben. Der Anteil etablierter Unternehmen, die
Aufträge erhalten, ist allerdings mehr als doppelt so hoch. Die Studie
basiert auf einer repräsentativen Befragung von rund 5.000 Startups in
Deutschland aus dem Jahr 2022.
„Es bewerben sich weniger Startups als erwartet auf öffentliche
Ausschreibungen. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen sehen wir eine
deutlich geringere Anzahl an sich bewerbenden Unternehmen“, erklärt Dr.
Bastian Krieger, Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe Co-Creation am ZEW
Mannheim und Ko-Autor der Studie. „Von der Vergabe öffentlicher Aufträge
könnten Startups erheblich profitieren. Außerdem haben sie mit ihren oft
innovativen Produkten und Dienstleistungen ein besonderes Potenzial, die
deutsche Wirtschaft langfristig voranzubringen. Die niedrigen
Erfolgschancen von Startups beim Vergabeprozess zeigen allerdings, dass
dieses Potenzial nicht ausgeschöpft wird.“
Öffentliche Aufträge haben große Auswirkungen
Öffentliche Ausschreibungen sind für Startups nicht nur finanziell
interessant. Sie schaffen bei potenziellen Kundeninnen und Kunden
Vertrauen in das junge Unternehmen und gelten als Qualitätsnachweis. Mit
einem Zuschlag können Startups ihren Absatzmarkt erweitern und die
Funktionalität ihrer Produkte und Dienstleistungen unter Beweis stellen.
„Die Reform des deutschen Vergaberechts zielt darauf ab, die
Erfolgschancen junger Unternehmen bei öffentlichen Aufträgen zu
verbessern. Insbesondere sollen hierbei mehr Aufträge direkt an Startups
vergeben werden können. Das ist – neben dem Bürokratieabbau und der
Förderung von Innovationen – ein vielversprechender Ansatz“, sagt Krieger.
Unterschiedliche Expertise bei jüngeren und älteren Startups
Jüngere Startups, die sich auf Ausschreibungen mit zusätzlichen
Vergabekriterien konzentrieren, zeichnen sich eher durch eine hohe
Innovationsfähigkeit und Branchenkenntnisse aus. Ältere Startups mit
größeren Gründungsteams haben hingegen häufig bei Ausschreibungen mit
ausschließlichem Fokus auf den Preis der Leistung die Nase vorn. Diese
Ausschreibungen verlangen weniger Innovation, was erfahrenen Unternehmen
mit etablierten Strukturen Vorteile verschafft.