Tanzende Grenzüberschreitung
Studiengalerie 1.357 der Goethe-Universität zeigt Performancevideo von und
Videointerview mit der amerikanischen Künstlerin Adrian Piper.
FRANKFURT. Vom 11. Dezember bis 23. Januar präsentiert die Studiengalerie
1.357 der Goethe-Universität das Performancevideo „Adrian Moves to Berlin“
(2007/2017) der Künstlerin Adrian Piper sowie das Videointerview „Adrian
Piper Interview: Rationality and the Structure of the Self“ (2007-2010,
von Robert Del Principe). Die Eröffnung ist am Mittwoch, 11. Dezember,
20.00 Uhr, im Raum 1.357, IG-Farben-Haus.
Das Werk der international renommierten Konzeptkünstlerin und analytischen
Philosophin Adrian Piper hat seit den 1960er Jahren die zeitgenössische
Kunst und Gesellschaft entscheidend geprägt. Im Fokus der Ausstellung
steht „Adrian Moves to Berlin“ (2007/2017). In diesem Video einer
Performance auf dem Berliner Alexanderplatz tanzt Adrian Piper eine Stunde
lang zu House-Musik der frühen 2000er Jahre. Die Arbeit kann als Hommage
an die deutsche Hauptstadt verstanden werden, in der Clubs nach der
Wiedervereinigung zentrale Orte der Begegnung wurden. In „Adrian Moves to
Berlin“ nutzt die Künstlerin Tanz als Ausdrucksform und politisches
Medium. Im Tanz können Disziplinierungen überwunden, Raum eingenommen und
soziale Grenzen durchbrochen werden. Piper lädt mit ihren Bewegungen die
Zuschauer*innen ein, Kategorien wie Geschlecht, Herkunft und soziale
Rollen zu hinterfragen. Mechanismen der Wahrnehmung und Zuschreibung wird
mit Humor begegnet.
Adrian Piper hat im Laufe ihrer Karriere als Konzeptkünstlerin
bahnbrechende Werke geschaffen. Ihre künstlerische Praxis umfasst
unterschiedlichste Medien – von Fototext-Collagen über Video- und
Klanginstallationen bis hin zu Performances und skulpturalen Arbeiten.
Einen Einblick in ihre Forschung zu Metaethik und Kants Philosophie, mit
der sie im philosophischen Diskurs bekannt wurde, gibt es ebenfalls in der
Studiengalerie 1.357 gezeigte Videointerview „Adrian Piper Interview:
Rationality and the Structure of the Self“ (2007-2010, von Robert Del
Principe). Pipers gesamtes Schaffen ist geprägt von der Auseinandersetzung
mit Identität, der Dekonstruktion sozialer Zuschreibungen und der Frage
nach der Konstitution des Selbst.
Adrian Piper (*1948 in New York City, USA) ist eine Künstlerin und
Philosophin, die seit 2005 in Berlin lebt. Piper schloss 1969 ihr Studium
an der School of Visual Arts in New York ab. Ihr Philosophiestudium
absolvierte sie am City College of New York und an der Harvard University,
wo sie 1977 einen M.A. und 1981 unter der Leitung von John Rawls einen
Ph.D. erwarb. Piper lehrte Philosophie an den Universitäten von
Georgetown, Harvard, Michigan, Stanford und der UC San Diego. Zu ihren
jüngsten Einzelausstellungen in Museen zählen: im PAC Padiglione d‘Arte
Contemporanea, Mailand (2024), im MoMA, New York (2018), im Hammer Museum,
Los Angeles (2018), im Hamburger Bahnhof, Berlin (2017), in der CPH
Kunsthal, Kopenhagen (2006), und im MACBA Barcelona (2004). Piper hat für
ihr Werk zahlreiche Preise erhalten, darunter den Goldenen Löwen der
Venedig Biennale (2015), den Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste
Berlin (2018) und den Goslarer Kaiserring (2021).
Die seit 2010 existierende STUDIENGALERIE 1.357 ist ein Lehr- und
Lernprojekt an der Goethe-Universität am Forschungszentrum für Historische
Geisteswissenschaften. Die Studiengalerie versteht sich als Lehr- und
Lernort, in dem durch Kunst aktuelle gesellschaftspolitisch relevante
Themen in die Universität hineingetragen werden. Studierende lernen
komplexe Thematiken international anerkannter Künstler*innen
aufzubereiten. Die Studiengalerie 1.357 ist öffentlich zugänglich und
richtet sich sowohl an ein universitäres Publikum als auch an die
Frankfurter Öffentlichkeit.
Weitere Informationen zur Ausstellung und zur Studiengalerie 1.357 findet
man unter <https://studiengalerie-1357.d