Bessere Phänotypisierung bei ARDS: Dr. Konrad Peukert gewinnt DIVI- Forschungspreis für experimentelle Medizin
Der 1. Platz beim Forschungspreis experimentelle Medizin der Deutschen
Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)
geht in diesem Jahr an Dr. med. Konrad Peukert (Foto) aus dem
Universitätsklinikum Bonn.
Der Facharzt aus der Klinik für Anästhesiologie
und Operative Intensivmedizin untersuchte, wie sich das Enzym Caspase-1
auf die Vernarbung (Fibrosierung) von Lungengewebe bei Patienten mit
verschiedenen Phänotypen des akuten Lungenversagens, bzw. dem Acute
Respiratory Distress Syndrome (ARDS), auswirkt. „ARDS ist ein überaus
komplexes Syndrom mit sehr verschiedenen Patientengruppen.
Die Studienergebnisse sind ein Meilenstein für die weitere
Phänotypisierung von Betroffenen, um diese gezielter behandeln zu können“,
sagte Co-Kongresspräsident Thomas van den Hooven bei der Preisverleihung
im Rahmen der heutigen Eröffnungsveranstaltung auf dem Jahreskongress
DIVI24 in Hamburg. „Wir gratulieren!“
Unterstützt wurde Preisträger Dr. Konrad Peukert von der
interdisziplinären BonHanZA-Studiengruppe, die Proben aus der
Lungenspülflüssigkeit von Patienten mit akutem Lungenversagen aus den
jeweiligen ARDS-Zentren der Universitätskliniken Bonn, Hannover und Zürich
bereitstellte. Anhand von speziellen Biomarken sowie dem Enzym Caspase-1
wurden dann die Reaktionsprozesse, die die Fibrose auslösen, untersucht.
„Dabei haben wir herausgefunden, dass die Marker für Fibroseentwicklung
bei Patienten mit einem direkten ARDS signifikant höher waren als bei
denen mit einem indirekten ARDS“, erklärt Peukert. Die Forschenden
stellten somit fest, dass sich durch das Enzym die Fibrotisierung
besonders stark bei Krankheitsursachen entwickelte, die direkt in der
Lunge lagen, z. B. bei COVID-19, Influenza oder bakterieller
Lungenentzündung. Bei Patienten, deren ARDS-Ursache außerhalb der Lunge
lag, wie z. B. bei Traumata, war eine solche Fibrosereaktion reduziert
festzustellen.
Diese klinischen Hinweise wurden schließlich in einem Mausmodell
validiert: Die COVID-19-infizierten Mäuse bekamen einen Wirkstoff
verabreicht, der das Enzym Caspase-1 hemmte. Mit dem Ergebnis, dass die
Vernarbung in den Mäuselungen reduziert wurde.
Wichtiger Schritt bei der Phänotypisierung von ARDS-Patienten
„Was wir aktuell auf Basis dieser Studie sagen können, ist, dass die
Bildung von Lungenfibrose bei diesem speziellen Patientenkollektiv
abhängig von Caspase-1 zu sein scheint. Diese Erkenntnisse können bei der
Phänotypisierung von Patienten innerhalb dieses überaus komplexen Syndroms
ARDS unterstützen“, so Peukert. Langfristig könnten seine Erkenntnisse
dabei helfen, auch speziellere Medikamente zu entwickeln, von den
bestimmte Subgruppen, wie zum Beispiel COVID-19-Patienten, mit ARDS
profitieren. Hierzu wäre aber noch viel Zeit für viele weitere Studien
nötig, betont Konrad Peukert.
Der DIVI-Forschungspreis ist mit 4.000 Euro dotiert.
Alle Preisträger des DIVI-Forschungspreises für experimentelle Medizin
2024 auf einen Blick:
Platz 1:
Dr. med. Konrad Peukert, Klinik für Anästhesiologie und Operative
Intensivmedizin, Universitätsklinikum Bonn
„Die Aktivierung des Inflammasom-Caspase-1 Signalwegs fördert die
pulmonale Fibrosierung im direkten ARDS”
Platz 2:
Marc Rothe, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und
Intensivtherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, TU Dresden
„Vergleich interventioneller Therapien bei fulminanter
Lungenarterienembolie in einem Tiermodell mit induzierter
Lungenarterienembolie und ECMO-Support: FlowTriever® vs. EKOS™“
Platz 3:
Dr. Andreas Körner, Universitätsklinikum Tübingen
„Single-Cell-Sequenzierung enthüllt neue Signalwege: Semaphorin 7A-
Defizienz fördert Entzündungsauflösung bei akutem Nierenversagen“
Platz 4:
Prof. Dr. Jens H. Westhoff, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin,
Universitätsklinikum Heidelberg
„Kortikosteroide beeinflussen die Nierenentwicklung und erhöhen die
glomeruläre Filtrationsrate in der Zebrafischlarve (Danio rerio)“
Über den DIVI-Forschungspreis
Der DIVI-Forschungspreis, auch bekannt als Posterwettbewerb, wird jährlich
im Rahmen des DIVI-Kongresses verliehen. Als wissenschaftliche
Fachgesellschaft möchte die DIVI damit der methodischen Diskussion einen
höheren Stellenwert einräumen. Die jeweils vier besten Abstracts aus den
Bereichen klinische und experimentelle Medizin werden von einer
Expertenjury vor dem Kongress bewertet und ausgewählt. Die beiden Sieger
erhalten 4.000 Euro, die zweiten 2.000 Euro und die Plätze 3 und 4 jeweils
1.000 Euro.