Wissenschaftsregion Berlin-Brandenburg: Behindern bürokratische Zwänge Weltoffenheit in der Forschung?
Exzellente Forschung geht heute nur mit internationaler Kooperation. Damit
sie gelingt, braucht es ein Klima der politischen, administrativen und
gesellschaftlichen Weltoffenheit.
Wie ist Brandenburg in dieser Hinsicht
aufgestellt? Beim 57. Brandenburger Regionalgespräch des Leibniz-Instituts
für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) diskutieren Fachleute aus Forschung
und Politik am 4. Dezember 2024 in Potsdam den „Standortfaktor
Weltoffenheit“.
Potsdam/Erkner. Spitzenforschung geht heute nur mit Kooperation auf
Augenhöhe mit Menschen aus allen Teilen der Welt. Dafür braucht es eine
Haltung der Weltoffenheit – eine Haltung, die im aktuellen politischen
Klima zunehmend unter Druck gerät. Dabei ist das politische und
gesellschaftliche Klima nicht der einzige Faktor für eine gelebte
Weltoffenheit. Weltoffenheit – oder ein Mangel daran – zeigt sich im
Alltag auch an rechtlichen Strukturen und bürokratischen Prozeduren. Hier
gibt es Verbesserungsbedarf, nicht nur in Brandenburg.
„In Deutschland gibt es ein äußerst eng gestricktes Raster für
internationale Kooperation, und wer aus diesem Raster herausfällt, sieht
sich mit massiven Problemen konfrontiert“, sagt IRS-
Forschungsgruppenleiterin Monika Motylińska, die unter anderem zur
Baugeschichte Westafrikas forscht und mit dortigen Wissenschaftler*innen
kooperiert. „Viele in der wissenschaftlichen Community, die über den
‚Globalen Norden‘ hinaus kooperieren, erleben Enttäuschungen und
Dilemmata, die uns viel Zeit und Kraft kosten“, so Motylińska.
So seien die Regelungen des Reisekostenrechts übertrieben eng und
praxisfern, die Strukturen der Forschungsförderung zeigten Misstrauen
gegenüber internationalen Partnern, und die restriktive Vergabe von Visa
verhindere Austausch. Solche Probleme beeinträchtigen die
Wettbewerbsfähigkeit der Wissenschaftsregion Berlin-Brandenburg und
bewirken, dass ihre Potenziale nicht ausgeschöpft werden.
Das Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner
widmet sich in seinem 57. Brandenburger Regionalgespräch der Frage, wie
weltoffen die Region ist und was sich ändern muss. Mit welchen
Herausforderungen sind weltweit kooperierende Wissenschaftler*innen und
internationale Forschende in der Region konfrontiert? Welche Bedarfe haben
sie und welche Veränderungen wünschen sie sich? Wie lässt sich ein Klima
der Weltoffenheit in der Region gestalten und welche politischen und
institutionellen Voraussetzungen werden dafür gebraucht? Darüber
diskutieren:
- PD. Dr. Matthias Bernt, stellvertretender Direktor des IRS
- Dr. des. Paul Sprute, stellvertretend für Dr. Monika Motylińska,
Leiterin der Forschungsgruppe „Geschichte der gebauten Umwelt“ des IRS
- Dr. Valeria Lazarenko, Georg Simmel Center for Urban Studies, Humboldt-
Universität zu Berlin
- Dr. Tuba İnal Çekiç, The Center for Comparative Research on Democracy
(CCRD), Humboldt-Universität zu Berlin
- Dr. Carolin Roeder, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur
des Landes Brandenburg, Potsdam, Beauftragte für den Aufbau des Ukraine-
Zentrums in Frankfurt (Oder)
Das Regionalgespräch soll im Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und
Verwaltung dazu beitragen, notwendige Schnittstellen in der Zusammenarbeit
klarer zu definieren, Erfahrungen auszutauschen und konkrete Ideen für den
zukünftigen Umgang mit einer global ausgerichteten Forschungslandschaft zu
entwickeln. Das Gespräch findet teils auf Deutsch und teils auf Englisch
statt.
Vertreter*innen von Medien sind herzlich willkommen. Um eine Anmeldung
unter der Mailadresse
diskutierenden IRS-Wissenschaftler stehen für Gespräche zur Verfügung.
Ort: Wissenschaftsetage im Bildungsforum Potsdam, Am Kanal 47, 14467
Potsdam
Zeit: Mittwoch, 4. Dezember 2024, 14:00 bis 17:00 Uhr
Über das IRS
Das Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner untersucht
die Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Veränderungen und der
Transformation von Räumen. Es berät Akteure aus Politik und
Zivilgesellschaft, um die zukunftsfähige Entwicklung von Dörfern, Städten
und Regionen zu fördern und sozialräumliche Ungleichheit zu lindern. Dafür
arbeiten über 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der
Wirtschafts- und Sozialgeographie, Politikwissenschaft, Soziologie,
Planungswissenschaft, Geschichtswissenschaft sowie der Kunst- und
Architekturgeschichte als interdisziplinäres Team zusammen.