Wut und Entsetzen nach Tausch von Pride-Banner gegen Deutschlandfahne
Unbekannte entfernten das Pride-Banner der Muthesius Kunsthochschule und
ersetzten es durch eine Deutschlandfahne. Rund 500 Menschen setzten mit
einer Kundgebung ein Zeichen für Vielfalt und gegen Hass.
Die
Kunsthochschule zeigt sich entschlossen: Das Banner bleibt ein Symbol für
Toleranz und Solidarität. Weitere Schutzmaßnahmen und
Unterstützungsangebote sind in Planung.
Am Wochenende haben Unbekannte das am Kesselhaus der Muthesius
Kunsthochschule befestigte Pride-Banner entfernt. An dessen Stelle ist
eine Deutschlandfahne aufgehängt worden. Die Tat ist umgehend der Polizei
Kiel gemeldet worden; sie hat sowohl die Fahne als auch das Banner
gesichert und untersucht beide derzeit auf Spuren.
Als Reaktion auf den Vorfall mit Symbolcharakter hatten der AStA der
Muthesius Kunsthochschule sowie Studierende für Sonntagnachmittag zur
Kundgebung für eine queerfreundliche und antifaschistische Welt
aufgerufen. Es trafen sich rund 500 Personen im Innenhof der Muthesius
Kunsthochschule in Kiel. Das Pride-Banner ist als Lichtprojektion am
Altbau der Kunsthochschule gezeigt worden. Auch Ulf Kämpfer,
Oberbürgermeister der Stadt Kiel, und Björn Christensen, Präsident der
Fachhochschule Kiel und Sprecher der Landesrektorenkonferenz Schleswig-
Holstein, zeigten sich solidarisch und kündigten an, in dieser Woche die
Pride-Banner am Kieler Rathaus und an der FH zu hissen.
Studierende: „Ein Angriff auf die Welt, von der wir träumen.“
In einem Statement verkündeten die Studierenden der Muthesius
Kunsthochschule (https://muthesius-kunsthochsc
content/uploads/2024/11/statem
„Die Flagge an der Muthesius [ist] das größte und sichtbarste Zeichen von
queerem Leben in der Stadt und ein Anschlag darauf soll allen queeren
Menschen in Kiel Angst einjagen.“ Der Angriff reiche somit über die Mauern
der Kunsthochschule weit hinaus und sei Ausdruck gesellschaftlicher
Verhältnisse. „Es ist ein Angriff auf die Welt, von der wir träumen: eine
Welt, in der viele Welten Platz haben.“ Aus der Gewissheit, nicht allein
zu sein, haben die Studierenden und Angehörigen der Muthesius
Kunsthochschule Kraft und Tatendrang geschöpft: „Seitdem das Fehlen der
Fahne am Samstagmorgen entdeckt wurde, ist viel passiert: In kürzester
Zeit sind wir als Studierende, Alumni, Hochschulangehörige und
Freund*innen zusammengekommen. Wir wollen uns nicht einschüchtern lassen,
sondern umso lauter antworten.“
Arne Zerbst: „Muthesius steht für Vielfalt, Offenheit und Freiheit“
Zu dem Entfernen des Pride-Banners äußert sich Arne Zerbst, Präsident der
Muthesius Kunsthochschule: „Ich bin traurig, wütend und entsetzt! Die
Muthesius Kunsthochschule wurde von feigen anonymen Tätern angegriffen.
Unsere Muthesius steht für Vielfalt, Offenheit und Freiheit; wir stehen
gegen Hass und Gewalt. Dieser Angriff auf unser Progress-Pride-Banner ist
ein unerträglicher Angriff auf queeres Leben und ein Angriff auf uns alle
als Hochschulgemeinschaft. Wir sind eine starke Gemeinschaft und werden
unsere Werte verteidigen: Das Progress-Pride-Banner steht für unsere
Grundhaltung der Toleranz, Gleichberechtigung und Solidarität — und es
wird weiterhin und weithin sichtbar am Kesselhaus der Muthesius
Kunsthochschule hängen. Wir lassen uns nicht einschüchtern: Keine Toleranz
gegenüber der Intoleranz!“
Senats-Vorsitzender Prof. Oswald Egger: „zutiefst kränkend und verstörend“
Prof. Oswald Egger, Vorsitzender des Senats der Muthesius Kunsthochschule,
wertet „die Schrecken des Wochenendes als zutiefst kränkend und
verstörend, fundamental angriffig und mehr als Grenzen verletzend“ und
sagt: „Unser Widerstand und Widerspruch sollte meines Erachtens zusätzlich
markieren, dass wir unsere Empörung nicht in der (vermutlichen)
Sollbruchstelle verschanzen, sondern geschlossen allem entgegenstehen, was
sozusagen mitgemeint ist: die Subordination souveräner Bildung,
Intellektualität, die freien Künste und die weltoffene Kultur der Kultur.“
Pride-Banner hängt seit Februar 2023 am Kesselhaus
Das Pride-Banner „Intersex-Inclusive Progress Pride Flag“ ist eine
Weiterentwicklung der Fahne, die als Regenbogenfahne bekannt ist. Sie ist
1978 entworfen und im Laufe der Zeit immer wieder aktualisiert worden.
Neben sechs waagerecht verlaufenden farbigen Streifen auf der linken Seite
enthält das Pride-Banner einen Keil mit weiteren Farben. Es repräsentiert
neben queeren Menschen auch People of Color, Trans- und Intersexuelle
Menschen sowie Personen, die an AIDS/HIV leiden, und gilt als Zeichen
gegen Rassismus. Seit Februar 2023 hängt das Banner am Kesselhaus der
Muthesius Kunsthochschule an der Legienstraße in Kiel.
Zusätzlicher Schutz des Banners und Beratungsangebote geplant
An der Kunsthochschule planen derzeit die Kommission für Gleichstellung
und Diversität und das Präsidium gemeinsam geeignete Maßnahmen, um zum
Einen das Pride-Banner vor Vandalismus zu schützen, zum Anderen um
Studierende in dieser Situation zu empowern und zusätzliche
Beratungsangebote zu schaffen.