Absolvent mit eigener Geschäftsidee erfolgreich: Startup betrachtet Klimafolgekosten von Bauprojekten

Sustainability, Transformation, Via: Aus diesen drei Begriffen setzt sich
der Firmenname SUSTRAVIA zusammen, ein Startup des Biberacher Absolventen
Luigi Paolo Ceci (*1993). Seine Geschäftsidee: Für mehr Nachhaltigkeit im
Bauwesen zu sorgen, indem beispielsweise bei Ausschreibung und Vergabe
mehr auf den CO2-Ausstoß geachtet wird.
Dafür hat der 31-Jährige eine
Software entwickelt, die er erfolgreich anbietet – von Biberach aus im
gesamten Bundesgebiet.
Wie er auf die Idee kam, wie es ihm als Gründer geht und inwieweit die
Hochschule Biberach (HBC) ihn unterstützen konnte, darüber sprach Ceci mit
Prof. Dr.-Ing. Matthias Bahr, Rektor der HBC. Die beiden kennen sich aus
den Vorlesungen, denn Luigi Ceci hat das Bachelor-Studium
Bauingenieurwesen an der HBC und das binationale Master-Studium
Engineering Management absolviert, für das er in Biberach und Tucumán,
Argentinien, studiert hat. Matthias Bahr ist Professor für Baubetrieb und
hat vor seiner Wahl zum Rektor in der Fakultät Bauingenieurwesen und
Projektmanagement unterrichtet.
Über das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Studenten freut sich Bahr
sichtlich und seine Frage „Wie geht es Ihnen?“ beantwortet Ceci mit einem
ehrlichen „Gründen ist super anstrengend“. Und schon sind die beiden
Ingenieure mitten im Thema, sprechen über die Auf und Abs einer Gründung,
über die wichtige Begleitung durch Professoren der Hochschule sowie durch
die Biberacher Gründerinitiative. „Ich hatte so viele Ideen und es war
wichtig, dass mir jemand hilft, mich auf die zentralen Fragestellungen zu
fokussieren“, beschreibt Luigi Ceci die Herausforderung, die er zu Beginn
unterschätzt hatte, wie er rückblickend erkennt. Prof. Dr.-Ing. Gipperich
(Projektmanagement, Infrastrukturprojekte, BIM) hatte das Startup anfangs
intensiv betreut.
Als Geschäftsidee kristallisierte sich schließlich die Klimafolgekosten
von Bauvorhaben heraus. Mit SUSTRAVIA betrachtet Ceci mit seinem
inzwischen 5-köpfigen Team die Treibhausgasbilanz von Straßenbauprojekten.
Dafür hat er eine Webanwendung entwickelt, über die Ausschreibungen unter
dem Aspekt des sogenannten Global Warming Potential konkret abgebildet
werden können. Anhand der Bieterangaben berechnet die Software
automatisiert den ökologischen Fußabdruck des Vorhabens. Dabei wird das
Bauvorhaben bis zum Einbau betrachtet und Angaben zu Baustoffen,
Materialmengen, Transporten und Zeitfenstern gemacht. „So können wir die
Nachhaltigkeit eines Projekts mit präzisen Methoden bewerten und
darstellen, ob das Vorhaben wirtschaftlich und nachhaltig sinnvoll ist“,
so der Gründer und Geschäftsführer. „Die Ergebnisse kommen von der
Webanwendung direkt beim Auftraggeber an“, erklärt der Gründer.
„Ob er bereits weitere Ideen verfolgt?“, will Matthias Bahr wissen. In
Zusammenarbeit mit dem Land Nordrhein-Westfalen bereitet STUSTRAVIA
aktuell ein weiteres Projekt vor. Zu viel will Luigi Ceci dazu noch nicht
verraten. Es gehe wieder um Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft und um den
Ausstoß von CO2. Diesmal suchen sie eine Lösung zur Bewertung von Staus,
die Land auf und Land ab durch Baustellen verursacht werden. Auch die
Umleitungen, zum Beispiel über Landstraßen sollen dabei analysiert werden.
Denn nicht alle Straßen seien für ein solch hohes Verkehrsaufkommen
ausgelegt, erklärt der Gründer, in der Folge müssten sie in vielen Fällen
saniert werden. „Dadurch entstehen weiter Kosten – und Staus, in denen
Fahrzeuge mit laufendem Motor viel CO2 ausstoßen“.
Ceci und sein Team haben bereits Ideen, wie sie das Thema angehen können,
doch der Datenschutz mache noch Probleme, berichtet Luigi Ceci. Aber: „Es
gibt immer eine Lösung“, ist sich der Gründer sicher. Neben seiner
fachlichen Ausbildung sei es dieser Spirit, den er im Studium an der
Hochschule Biberach erlebt und aufgesogen habe. „Die HBC verfolgt einen
lösungsorientieren Ansatz, das hat mir geholfen, positiv und optimistisch
zu bleiben“. Über dieses Feedback freut sich Matthias Bahr sehr: „Diese
Begeisterung macht uns aus und bedeutet mehr als eine fachliche Begleitung
durchs Studium“, so der Rektor. Bahr aber will auch wissen, wie die HBC
die Lehre gerade im Bereich Bauingenieurwesen und Projektmanagement noch
attraktiver machen kann. Luigi Paolo Ceci blickt erneut auf seine Anfänge
zurück und erzählt, wie er sich seine Programmierfähigkeiten selbst
beigebracht hat. Bahr greift diesen Hinweis auf und berichtet von
Überlegungen der Hochschule Biberach, hierfür konkrete Lehrangebote zu
konzipieren: „In nahezu allen Berufsbereichen werden
Programmierfähigkeiten gefordert, deshalb halten wir ein solches
Zusatzangebot für sinnvoll“. Diese Einschätzung teilt Ceci uneingeschränkt
und antwortet: „Ich hätte mich mit Sicherheit eingeschrieben!“
Gründerinitiative der Hochschule Biberach
Um Gründungsaktivitäten aktiv zu stärken, bietet die Hochschule Biberach
mit ihrer Gründerinitiative geeignete Formate zur Sensibilisierung,
Qualifizierung und Begleitung Gründungsinteressierter bereits in der
Frühphase des Studiums in Lehre und Forschung an. Sie unterstützt dabei
über alle Fakultäten, Institute und Einrichtungen unternehmerisches Denken
und Handeln und die Entwicklung von Gründungskompetenzen
(Entrepreneurship). Auch lädt die Gründerinitiative zwei Mal im Jahr zur
StartupNight ein.